Kapitel 11

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Es ist fast schon wieder morgen, als unser Flugzeug in Alaska landet. Ich hatte versucht, während des Flugs zu schlafen, aber es hat nicht funktioniert. In Flugzeugen kann ich einfach nicht schlafen.
Ganz im Gegensatz zu Blake. Der hat friedlich geschlummert, mit meinem Kopf auf seiner Brust und seinem Arm um meine Taille.

Ich gähne. Blake nimmt meine Hand. "Sobald wir Zuhause sind, kannst du dich hinlegen. Es ist nur noch eine kurze Autofahrt." sagt er. Wir gehen zu einem großen, weißen Auto, das vor dem Flughafen auf uns wartet. Zuerst denke ich, dass es sich um ein Taxi handelt, werde aber eines besseren belehrt. Eine Frau mit braunen Haaren steigt aus und umarmt Blake. Dann wendet sie sich mir zu.

"Das ist sie also?! Gott, ist die süß! Und noch so jung! Hallo, Liebes, ich bin Julia, Blakes Schwester."
Okay, damit hätte ich jetzt gar nicht gerechnet. Ich wusste nicht mal, dass Blake eine Schwester hat. Aber ich beherrsche mich und sage einfach "Mercedes Taylor, freut mich." und lächele ein bisschen.

Bevor noch jemand irgendwas sagen kann, legt Blake  eine Hand auf meinen Rücken und schiebt mich zum Auto. "Danke, dass du uns abholst, Julia. Aber ich fürchte, zum plaudern ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Ich glaube, Mercedes hat den Flug nicht gut verkraftet. Fahren wir doch erstmal nach Hause. Und morgen Abend kannst du sie ausquetschen, so viel du willst."

"Was ist denn morgen Abend? Und wann hast du denn deiner Schwester von mir erzählt?" frage ich Blake leise während der Fahrt. Er antwortet:"Morgen Abend sind wir beide bei meiner Familie zum Essen eingeladen. Und was deine zweite Frage betrifft: da eine gewisse Dame mich gestern Nacht bis zwei Uhr hat warten lassen, hatte ich mehr als genug Zeit, um meine Freunde und Verwandten über dich zu informieren." Ah ja. Stimmt. Okay, nächste Frage. "Und hast du außer Julia noch mehr Geschwister?" Mir fällt gerade auf, dass er im Flugzeug vor allem über seine Ehen gesprochen hat. Ansonsten weiß ich fast nichts über ihn.
"Ja, außer Julia habe ich noch einen Bruder, Michael." Ich nicke. Eigentlich bin ich echt müde, aber in einem Auto kann ich leider genauso wenig schlafen, wie im Flugzeug. Also kann ich den Verhör ruhig weiter führen. "Sind deine Geschwister jünger oder älter als du?" Bei der Frage muss Blake schmunzeln. "Meine liebe Mercedes, das Recht auf das Amt des Alphas geht immer an das älteste Kind des amtierenden Alphas. Also, dass ich der Alpha bin, heißt, ich bin der Älteste. Danach kommt Julia, sie ist jetzt 35. Und Michael ist mit 34 der Jüngste." Wieder nicke ich. Eigentlich bin ich immernoch superneugierig und würde ihn liebend gerne weiter ausquetschen wie eine Zitrone, aber leider stelle ich fest: für weitere Fragen bin ich im Moment einfach zu müde.

Blakes Haus macht einen guten Eindruck. Zumindest meine ich das für einen Moment zu erahnen. Aber eigentlich achte ich da gerade nicht wirklich drauf. Innen angekommen, stelle ich fest, es beinhaltet ein großes, bequemes Bett, also bin ich jetzt erstmal glücklich. Ich mache mich kurz im Badezimmer bettfertig und gehe dann ins Schlafzimmer. Blake liegt schon im Bett. Als er mich sieht, öffnet er empört den Mund.

"Hey, das ist mein Tshirt! Dass du es dir gestern geliehen hast, habe ich ja noch durchgehen lassen. Da hattest du ja auch nichts anderes. Aber jetzt hast du deine eigenen Pyjamas, da sollst du mir nicht mehr meine Tshirts klauen!"
Ich lege den Kopf schief und lächele ihn dezent diabolisch an.
"Tut mir schrecklich leid, aber ich fürchte, für Protest ist es mittlerweile zu spät. Du hast es gestern leider versäumt, dein Tshirt zu reklamieren, nachdem ich es beschlagnahmt hatte. Also ist das hier jetzt kein Diebstahl, sondern legale Eigentumsübertragung." Ich grinse. "Achja, außerdem ist das echt ein bequemes Tshirt, das sich klasse als Nachthemd eignet."

Blake verdreht die Augen.
Ich gluckse leicht und steige zu ihm ins Bett. Dort angekommen, kuschele ich mich wieder an seine Brust. Ich glaube, das wird langsam Standard. Hat aber auch gute Gründe. Schließlich schlafe ich sowieso immer am besten auf der Seite. Außerdem hat Blake, als Werwolf, eine sehr angenehm warme Körpertemperatur und seine Brust eignet sich ausgezeichnet zum drankuscheln.

Nach einem sehr erholsamen Schlaf, stelle ich beim Aufwachen fest, dass Blake nicht mehr da ist. Auf einem Tisch in dem großen Zimmer, das die Mitte des Hauses darstellt, finde ich einen Zettel. Er sei bis heute Nachmittag beschäftigt und hoffe, ich käme bis dahin ohne ihn aus. Außerdem steht auf dem Zettel eine Beschreibung, wo was ist in seinem Haus.

Blake hat ein großes, schönes Haus. Von innen ist es geräumig und geschmackvoll-modern ausgestattet. Ich genehmige mir zuerst ein Frühstück. Obwohl, vielleicht ist 'Frühstück' nicht der richtige Ausdruck. Als ich auf die Uhr sehe, stelle ich nämlich fest, dass es schon weit nach 12 Uhr ist. Aber das ist doch gut. Weil es bedeutet, dass ich noch Zeit habe, bis Blake zurück kommt.

Ich beschließe, mir einen Hausschlüssel, mein Handy und, für alle Fälle, auch mein Portemonnaie zu nehmen und das neue Territorium zu erkunden. Dem Blick aus dem Fenster nach zu urteilen, ist es wunderschön.

Die LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt