Kapitel 49

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"Ich verstehe nicht, wie das passieren konnte! Ihr habt doch jedes Jahr den  Flohmarkt an der Universität. Und bisher bist du noch nie dabei verletzt worden!" sagt meine Mutter. Sie hat Tränen in den Augen.
"Ich weiß es auch nicht. Aus irgendeinem Grund hatten Kyle und seine Freunde sich sonst immer woanders rumgetrieben." antwortet Dad.

"Moment, Kyle? Der Sohn vom Alpha?" frage ich. Dad nickt. Ich denke kurz zurück an die Flohmärkte, die es in den letzten Jahren in der Uni gab. Da fällt mir was auf. Ich sehe rüber zu Jade. Sie erwidert meinen Blick. Wir beide wissen, was los ist.

Auf ihr Nicken hin ergreife ich das Wort: "Es ist so: Kyle ist ja ungefähr in meinem und Jades Alter. Daher sind er und seine Freunde bisher nur auf den Flohmärkten gewesen, auf denen ich auch war. Und erinnert ihr euch noch daran, dass ich auf dem Flohmarkt immer Ärger gekriegt habe?"
Meine Eltern beginnen zu ahnen, worauf ich hinaus will. Mein Vater seufzt und meine Mutter schüttelt fassungslos den Kopf.
"Ich sehe, ihr ahnt es schon. Und ihr habt Recht! Auf jedem Flohmarkt, auf dem ich hier auf der Uni gewesen bin, habe ich mich immer irgendwie mit Kyle oder einem seiner Freunde angelegt. Und da diese Hohlköpfe dann mit mir beschäftigt waren, konnten sie den lieben Hausmeister nicht belästigen." beende ich meine Erklärung. Jade gibt ein halb gequältes Lachen von sich. "Sieht so aus, als hättest du mit deinen Eskapaden deinen Dad beschützt. Wer hätte das gedacht?!"

Ich seufze genervt. "Meistens habe ich mich mit denen angelegt, weil sie fies zu irgendjemandem waren. Ihr Benehmen ist also noch dasselbe." sage ich verärgert. Ich würde diesen Pappnasen wirklich gerne mal eins auswischen! Aber als Mensch...

... aber Moment mal: es hat sich doch in den letzten Wochen einiges geändert! Ich habe jetzt einen Alpha als festen Freund und ein Rudel starker Werwölfe als Verstärkung! Blöd nur, dass die sich alle in Alaska befinden und die meisten von ihnen mich noch nicht wirklich akzeptiert haben. Aber eine Möglichkeit fällt mir da doch ein. Dazu muss ich nur erstmal Blake anrufen. Und noch jemanden.

***

Zwei Tage später bringen wir Dad wieder nach Hause. Es geht ihm schon viel besser, auch wenn er sich immernoch ausruhen soll. Zuerst wartet allerdings eine Überraschung auf ihn.

"Guten Tag, Mr Taylor! Ich hoffe, es geht Ihnen besser. Und ich finde es sehr nett von Ihnen, dass Sie uns erlauben, bei Ihnen zu bleiben solange wir hier sind. Wir haben schon das Mittagessen vorbereitet während Merry und Jade Sie abgeholt haben." wird mein Vater von einer ihm fremden Person in seinem Haus begrüßt. Er wendet sich mir zu.
"Merry, wer ist das und wovon redet sie?" flüstert er. Er bemüht sich leise zu sein, aber Eve hat ihn trotzdem verstanden.

"Moment, du hast ihm nicht gesagt, dass wir kommen?" fragt sie mich entsetzt.
"Doch, irgendwie schon. Ich habe ihn gefragt, ob zwei Freundinnen von mir für ein paar Tage hier bleiben könnten und er hat ja gesagt. Ich hatte es nur eine Überraschung gelassen, welche zwei Freundinnen." antworte ich grinsend. Mein Dad schüttelt entschuldigend den Kopf. "Tut mir leid, junge Dame, ich war davon ausgegangen, dass es sich bei Merrys zwei Mädels um Jade und Miranda handeln würde." sagt er versöhnlich zu Eve.

Daraufhin melde ich mich zu Wort. Ich sehe nämlich, wie die zweite eingeladene Freundin aus der Küche kommt.
"Okay, Leute! Jetzt setzen wir uns doch alle erstmal aufs Sofa, damit ich in Ruhe erklären kann, was hier los ist!" sage ich energisch. Ohne Widerworte folgen alle meinem Befeh... äähh, Vorschlag!

Als alle im Wohnzimmer sitzen, fange ich an zu erklären: "Vor Kurzem bin ich Ashley Houston und Evangeline Jones begegnet. Die beiden sind Gefährtinnen, aber Ashleys Eltern erlauben die Beziehung nicht. Ich habe versucht mit ihnen zu reden, aber sie wollten nicht zuhören.
Dann habe ich von deinem Zustand gehört, Dad. Und als du mir erzählt hast was passiert ist, ist mir eine Idee gekommen.
Dad, Mom und Jade, ihr wisst ja, dass ich früher manchmal versucht habe, mit dem Alpha zu reden und seinen Sohn zu Rechenschaft zu ziehen. Bisher wurde ich einfach immer ignoriert. Hauptsächlich weil ich ein Mensch bin. Aber Ashley und Eve sind Werwölfe; und obendrein noch Gäste des Rudels. Die Tatsache, dass Ashley einen hohen Rang hat und ich mittlerweile in ihrem Rudel die Luna bin, kommt noch dazu. Ich bin mir sicher, dass euer lieber Alpha uns zuhören wird müssen. Und dass Kyle definitiv Konsequenzen zu spüren kriegen wird.
Außerdem hat die Idee noch einen angenehmen Nebeneffekt. Ashley hat ihren Eltern nämlich einen Brief hinterlassen, in dem sie sagt, dass sie mit Eve zusammen weggegangen ist. Ihre Eltern können mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln feststellen, dass sie mit Eve zum Flughafen gefahren ist, aber mehr auch nicht. Also ist der einzige Weg, ihre Tochter wiederzusehen, ihre Mate zu akzeptieren."

Meine Mutter schüttelt den Kopf. "Sei nicht so naiv, Merry! Wenn Ashleys Eltern so einflussreich sind, wie du sagst, werden sie leicht erfahren können, wo sie hingeflogen ist!" sagt sie entsetzt.
"Stimmt!" sage ich grinsend "Um diese Kotzbrocken davon abzuhalten, an ihre gewünschten Infos zu kommen, bräuchte es schon einen noch einflussreicheren Werwolf als sie. Einen Alpha zum Beispiel. Und, was für ein lustiger Zufall, gerade mein fester Freund ist so einer."

Allmählich beginnen die Anwesenden zu verstehen. Meine Eltern und Jade lächeln leicht. Ashley hingegen lächelt sehr breit und nimmt Eves Hand.

"Dann hoffen wir mal das Beste!" sagt sie hoffnungsvoll und gibt Eve einen vorsichtigen Kuss auf den Handrücken.

Ich habe Eve noch nie so strahlen gesehen.

Na?
Was haltet ihr von Merrys Plan?
Lasst es mich gerne wissen. 😊

Ansonsten hoffe ich, das Kapitel gefällt euch. 🙂

Die LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt