Am nächsten Morgen fühle ich mich ausgeschlafen und entschlossen. Auf Johanna und Margaret Arterton bin ich immernoch wütend und ich habe mir vorgenommen, sie zu konfrontieren, sobald ich sie sehe. Blake habe ich das natürlich nicht gesagt. Er wird es auf praktische Art erfahren.Wir gehen gemeinsam nach unten zum Frühstück. Als Margaret mich sieht, kommt sie auf mich zu und streicht mir die Haare zur Seite. Kurz betrachtet sie meinen Hals, dann zieht sie die Augenbrauen zusammen und sieht mich vorwurfsvoll an. Entschlossen zieht sie mich zur Seite. Blake will dazwischen gehen, aber ich winke süßlich lächelnd ab.
"Wir hatten dir doch gesagt, dass du dir Mühe geben sollst, um meinem Enkel ein williges Weibchen zu sein und ihm einen Nachfolger zu schenken! Wie kannst du es wagen, dich derart stur zu stellen! Du undankbares, nutzloses Mädchen!" schimpft sie auf mich ein.
Mittlerweile ist auch Johanna bei uns angekommen.
Gut so! Dann kann es ja losgehen! Margaret hat bisher mit leiser Stimme gesprochen, damit die Männer uns nicht hören können. Den Gefallen erweise ich ihr nicht. Ich stämme die Hände in die Hüften und blaffe die beiden Frauen wütend an:"ERSTENS! GEHT EUCH MEIN SEXLEBEN ABSOLUT NICHTS AN! ZWEITENS! LASSE ICH MIR VON NIEMANDEM! VORSCHREIBEN, WANN ICH MIT WEM ZU SCHLAFEN HABE!! UND DRITTENS IST ES MIR SCHEISSEGAL, WAS SIE VON MIR HALTEN! Ich meine, ganz ehrlich, was haben SIE denn schon so Großartiges getan!?! Sie beide haben Ihr gesamtes Leben damit verbracht, euch Zuhause von euren Männern verwöhnen zu lassen!! KEINE von euch hat in ihrem Leben mal wirklich was geleistet!! Und alles, was ich euch bisher habe tun sehen, ist, auf Andere herabzusehen, als wärt ihr etwas Besseres! Aber lasst mich euch sagen: DAS SEID IHR NICHT!!!"
Johanna und Margaret sehen mich völlig entgeistert an und werfen ein paar beschämte Blicke in Richtung Blake und Russell. Letzterer schnappt empört nach Luft. Und Blake sieht nicht gerade glücklich aus. Aber ich bin leider noch nicht fertig.
"Und wo wir gerade schon dabei sind, ich finde es total widerlich, dass ihr euch für besser haltet als ich, nur weil ihr Werwölfe seid! Mal ehrlich, die Werwölfe, denen ich bisher begegnet bin, haben im Grunde immer nur gewirkt wie überdimensionale, verwöhnte Kinder! Und ihr seid kein bisschen besser! Ernsthaft!! Fremde Leute wie Dreck behandeln, ohne sie überhaupt zu kennen! Nur weil sie Menschen sind! Wie niederträchtig ist das denn!!!"
"Das reicht jetzt, Mercedes!" meldet sich Blake zu Wort. Er sieht mittlerweile sehr verärgert aus. Genauso wie alle anderen Anwesenden.
Ich gebe ein kurzes, ironisches Lachen von mir. "Keine Sorge, ich habe nicht vor, hier noch lange irgendwelche Opern zu quatschen. Abschließend möchte ich nur noch bemerken, dass mir bei eurem Anblick nachhaltig der Appetit vergangen ist und ich daher auf euer Frühstück verzichte! In diesem Sinne, schönen Tag noch!"
Damit drehe ich mich auf dem Absatz um und gehe. Das Auto steht noch in der Einfahrt, aber ich will jetzt nicht auf Blake warten, ich bin zu aufgewühlt. Also gehe ich einfach weiter.Glücklicherweise finde ich den Weg, der zu Blakes Haus führt, recht schnell. Als ich gerade die Auffahrt entlang gehe, fährt Blakes Auto neben mir vorbei in die Garage. Blake steigt aus, geht zur Haustür, öffnet sie und bedeutet mir mit einer knappen Kopfbewegung, reinzugehen. Ich tue es, während ich ihn beobachte. Er sieht verärgert aus. Während ich seiner Familie diese Szene gemacht habe, hatte ich keinerlei Hintergedanken. Aber jetzt, wo ich seinen Blick sehe, kriege ich plötzlich Angst. Was, wenn er, nachdem ich so gemein zu seiner Familie war, unsere Beziehung beendet? Und ich wieder zurück nach Idaho muss und ihn vielleicht nie wiedersehen werde? Meine Angst vergrößert sich drastisch, ich zittere schon fast. Ich will nicht weg von ihm!
Als wir im Wohnzimmer angekommen sind, dreht sich Blake zu mir um und sieht mich auffordernd an. Er hat bisher noch kein Wort gesagt. Und er wirkt immernoch verärgert. Ich hole tief Luft.
"Es tut mir leid. Ich wollte wirklich, dass deine Familie mich mag. Deshalb habe ich mich gestern während des Essens bemüht, so nett und respektabel wie möglich zu sein. Eigentlich hatte ich den ganzen Abend schon den Drang verspürt, ihnen wegen ihrer herablassenden Art die Meinung zu sagen, aber ich wusste, das sie dir wichtig sind, also habe ich mich zusammengerissen. Dass sie mich trotzdem so respektlos behandeln hat mir echt zu schaffen gemacht. Und dann diese Vorwürfe vorhin, weil ich nicht mit dir geschlafen habe-" Blake hebt die Hand um mir zu signalisieren, dass ich still sei soll. Ich gehorche. Aber da gibt es etwas, das ich unbedingt noch fragen muss. "Hasst du mich jetzt?" frage ich ihn leise. Ich merke, dass meine Stimme unendlich traurig klingt.Blake bemerkt es auch. Er seufzt und sein Blick wird weicher. "Ich weiß, warum du ausgerastet bist, Merry. Und ich kann es dir nicht verübeln. Natürlich hasse ich dich nicht, das könnte ich gar nicht! Ich mache mir vor allem Sorgen um dich. Jetzt werden meine Eltern das Rudel wissen lassen, dass sie nichts von dir halten. Das wird es für dich schwieriger machen, akzeptiert zu werden und Freunde zu finden."
Ich verstehe. Trotzdem muss ich lächeln. Was Blake ein wenig zu verwirren scheint. Aber ich liefere ihm fast sofort die Erklärung. Strahlend vor Erleichterung sage ich: "Du magst mich noch!"
Daraufhin muss Blake auch lächeln und nimmt mich in den Arm.
"Natürlich tue ich das. Ich mag dich unendlich gern. Das darfst du nie vergessen. Hörst du? Nie!"
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Die Luna
WerewolfAls Mensch inmitten eines Werwolfsrudels hat man es wirklich nicht leicht. Aber ich komme damit klar. Und das werde ich auch in Zukunft. Zumindest hatte ich das geplant. Und außerdem noch echt gut durchdacht! Aber dann hat einer dieser Wölfe festges...