Kapitel 18

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Zur Mittagszeit überrede ich Blake, mit mir zusammen Lasagne zu machen. Teamwork in der Küche war schließlich schon immer das Beste. Ich hole das Hackfleisch aus dem Kühlschrank und bereite die Pfanne und den Herd vor. Blake schneidet währenddessen die Zwiebeln. Die Aufgabe habe ich ihm aufgeschwatzt. Und ich weiß, es ist fies, aber als ich sehe, wie er sich über die Augen wischt, muss ich ein bisschen grinsen. Er sieht das und zeigt mit erhobenem Messer auf mich. "Lach nicht!". Jetzt muss ich noch mehr grinsen sage: "Wenn du dir schon freiwillig das Zwiebelnschneiden von mir aufschwatzen lässt...". Sein Mundwinkel zuckt ein wenig, so als wäre er sich nicht sicher, ob er lachen sollte oder nicht. Ich gehe zu ihm hin und umarme ihn zum Trost. Das ist zwar unnötig und eigentlich sowieso nur ironisch gemeint, aber ich habe gerade Lust, ihn zu umarmen. Und er erwiedert die Umarmung, allerdings nur mit dem linken Arm, weil er in der rechten Hand immernoch das Messer hält.

Als ich wieder zurücktrete, beiße ich mir auf die Lippe. Mir war gestern Abend noch eine Idee gekommen, über die ich gerne mit Blake reden möchte. Jetzt scheint ein guter Zeitpunkt dafür. Also sehe ich ihn an und beginne: "Was wäre eigentlich, wenn du Elena mal auf irgendwelche Geschäftsreisen mitnimmst? Vielleicht findet sie dann selber ihren Seelengefährten?"

Blake sieht mich an, legt das Messer zur Seite und seufzt. "Das ist grundsätzlich eine gute Idee, würde aber nichts bringen. Aus einem schlichten Grund: Elena hat ihren Mate schon gefunden."
Ich reiße erstaunt die Augen auf und glaube, mich da gerade verhört zu haben. Wie ist das denn zu verstehen?
Ich schüttele den Kopf und nehme meinen Mate ins Verhör.
"Was soll das heißen, sie hat ihren Mate schon!?! Wenn sie einen Seelengefährten hat, warum will sie dann dich heiraten? Das ergibt doch keinen Sinn!". Blake seufzt nochmal, diesmal klingt er bedauernd. Aber er erklärt die Situation geduldig, wie immer.

"Leider ist es bei ihr kompliziert geworden. Ihr Mate, Jamie, ist schwer alkoholabhängig. Auf ihren Wunsch hin, hat er halbherzig versucht, mit dem trinken aufzuhören, aber er hat es nicht geschafft. Dadurch ist die Sache so schwierig geworden. Er ist eigentlich ein guter Kerl, wenn er gerade nüchtern ist. Aber im betrunkenen Zustand ist er unberechenbar. Zuerst hat Elena versucht, trotzdem bei ihm zu bleiben. Aber dann ist er einmal total betrunken nachts nach Hause gekommen und hat einen Streit mit ihr angefangen. Dabei ist er völlig ausgerastet und hätte sie beinahe verletzt. Das war sehr... schlimm. Für beide. Denn Elena hat ihn noch in derselben Nacht verlassen, weil sie das einfach nicht mehr ertragen hat. Jeder konnte sie verstehen. Aber seitdem geht es Jamie noch schlechter und für Elena ist es schwierig, ohne ihren Mate zu leben. Das kannst du dir vermutlich selbst vorstellen. Schließlich hattest du es am Anfang mit einer Nacht ohne mich versucht und gesehen, was dabei herauskommt."

Ich nicke betroffen. Arme Elena. Sie war zwar gemein zu mir, aber das hätte sie nicht verdient. Aber eine Frage bleibt noch. "Warum will sie jetzt dich heiraten? Verliebt scheint sie ja nicht zu sein."

Blake hebt die Augenbrauen. "Eigentlich ist es ganz einfach. Ihr Mate kommt als Partner für sie nicht mehr infrage. Aber da er ihr Mate ist wird sie ihn immer lieben, das passiert bei einer Mate-Verbindung automatisch. Die große Liebe kann sie ohne ihn also nicht haben. Aber für den Rest ihres Lebens alleine sein, will sie auch nicht. Und ich befand mich bis vor kurzem noch in derselben Situation. Wir zwei sind schon seit Jahren gute Freunde und mögen einander sehr. Ein Leben an meiner Seite hätte für sie Zuneigung, Luxus und Sicherheit bedeutet. Sie ist sehr beliebt im Rudel und ich brauchte eine neue Luna.
Du siehst also: es wäre eine ausgezeichnete Win-Win-Situation für alle gewesen."

"Und dann kam ich und habe alles kaputt gemacht. Armes Rudel!". Meine Worte sind teilweise ernst gemeint. Ich meine, ja, das Rudel will mich nicht. Und vor ein paar Tagen wollte ich sie auch nicht. Ich wollte noch nicht mal hier her kommen. Mittlerweile habe ich Blake etwas besser kennengelernt. Eigentlich kenne ich ihn ja noch nicht besonders gut, aber ich bin mir sicher, wenn ich jetzt zurück zu meinem alten Zuhause gehen würde, würde ich ihn echt vermissen.

Jetzt, zum Beispiel, wo er merkt, dass mich die Ablehnung seines Rudels mir gegenüber zu schaffen macht, versucht er sofort, etwas zu sagen, damit es mir besser geht.
"Du hast gar nichts kaputt gemacht, Mercedes! Im Gegenteil, du sorgst dafür, dass wenigstens einer von uns  mit seiner Mate glücklich werden kann. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich seit Tagen darüber freue, dich doch noch gefunden zu haben." Er lächelt mich an. "Und was das Rudel betrifft: nur weil Elena nicht die neue Luna wird, heißt das noch lange nicht, dass das Rudel nicht weiterhin auf sie zählen kann. Und nach allem, was ich bisher an dir beobachtet habe, hast du auch das Zeug dazu, eine gute Luna zu werden."

Ich muss wieder lächeln. Außerdem fällt mir gerade ein anderer Teil von seinem Vortrag auf. Er sagte, Mates verlieben sich automatisch in einander und dass diese Liebe nie aufhört. Wenn das stimmt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis ich in ihn verliebt bin. Aber jetzt gerade frage ich mich vor allem, ob er wohl in mich verliebt ist.

Aber damit beschäftige ich mich ein Andermal. Jetzt ist erstmal Essen angesagt. Schließlich soll dieses Mittagessen unser zweites Date sein. Mal sehen, wie das so laufen wird. Ich tue die gehackten Zwiebeln in die mittlerweile erhitzte Pfanne. Ich freue mich schon auf die Lasagne. Und für Elena werde ich mir definitiv noch was einfallen lassen.

Die LunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt