Kapitel 41

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"Also, am Handy hast du gesagt, du könntest ein paar Tipps in Sachen Lunasein gebrauchen. Erzähl mal! Was kann ich für dich tun, Schatz?"
Julia ist wie immer gut gelaunt und ein wenig aufgedreht. Ihr Gemüt lässt einem im Grunde gar keine andere Wahl als auch gute Laune zu kriegen. Finde ich klasse!

"Naja, wo fange ich an.. also, ich möchte zwei extrem starrköpfige und egoistische Eltern dazu bringen, die Mate ihrer Tochter als potentielle zukünftige Schwiegertochter zu akzeptieren." beginne ich. Julia hebt die Augenbrauen. "Irgendeine Idee, wie ich das hinkriegen kann?" frage ich.

Julia lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und betrachtet mich mit zusammengekniffenen Augen. Dann sagt sie: "Lass mich raten: du warst mit einer gewissen Omega in der Stadt und da ist euch eine gewisse Houston über den Weg gelaufen."

Jetzt bin ich es, die die Augenbrauen hebt. Allerdings wird mir ziemlich schnell bewusst, dass Julia als Alphastochter vermutlich alle potentiellen Problemfälle des Rudels kennt. Und von meiner Freundschaft zu Eve weiß sie ja aus erster Hand. Ich seufze leicht. Dann antworte ich: "Nicht ganz. Die Personen, die du gerade im Sinn hast, sind die richtigen. Aber wir waren nicht in der Stadt spazieren, sondern in dem Laden, in den Eve arbeitet. Ashley ist vorbeigekommen, weil sie für ihre Schwester etwas abholen wollte."

Julia nickt. Sie wirkt jetzt etwas ernster. Ihr Blick ist mitfühlend. Schließlich sagt sie: "Ich fürchte, das Problem gibt es schon sehr lange. Geoffrey und seine Familie waren schon immer fromme Christen. Die meisten in der Familie sind dabei zwar immernoch tolerant, allen voran Geoffrey selbst. Du hast ihn ja kennen gelernt, er schätzt vor allem Ehrlichkeit und Nächstenliebe. Aber sein Sohn und dessen Frau sind da noch ein anderes Kaliber. Ich finde ja, sie wurden beide einfach als Kinder zu sehr verwöhnt. Aber leider war ich zu deren Kindheit noch nicht alt genug um das zu kapieren und es Geoffrey und seiner Frau auf die Nase zu binden. Also sind die beiden jetzt halt so. Und ihre Tochter muss das ausbaden. Zumindest die ältere. Ashleys Schwester hat noch Glück gehabt. Ihr Mate ist ein Cousin vom ehemaligen Beta."

Ich verdrehe die Augen. Snobs!
"Vielleicht könnte man ja erstmal mit denen reden. Oder was würdest du vorschlagen? Was haben denn meine Vorgängerinnen gemacht?" lege ich meine bisherigen Überlegungen vor ihr aus.

Julia schüttelt nur bedauernd den Kopf. "Gar nichts." sagt sie verärgert. "Jennifer fand die Angelegenheit 'nicht wichtig genug als dass eine Luna ihre Zeit damit vergeuden sollte'. Und in der Zeit zwischen Jennifer und dir hat Mom den Posten wieder übernommen. Und wie du dir denken kannst..." sie seufzt.
"Eve ist eine Omega. Also hat Johanna sie ignoriert. Sie und ihre Probleme." beende ich Julias Satz.

Ein weiteres Seufzen. "Ich bin nicht stolz darauf. Ich liebe meine Mutter sehr und sie uns auch, aber ihre Ignoranz gegenüber Menschen und Wölfen mit geringem Ansehen... also, das geht mir schon oft gegen den Strich." Julia sieht mich an und schürzt die Lippen. Dann fährt sie fort: "Aber mit ihnen zu reden ist gar kein schlechter Anfang, finde ich. Ich weiß nicht, ob es hilft, aber so kannst du dir immerhin schonmal ein Bild verschaffen."

"Gut. Gibt es vielleicht sowas wie ein Rudeltelefonbuch oder so? Das würde die Sache leichter für mich machen."

Und schon ist Julia wieder gut gelaunt. "Es gibt sogar etwas noch viieel besseres! Mein lieber Bruder, der Alpha, hat alle Daten von sämtlichen Rudelmitgliedern auf seinen PC in seinem Büro. Frag ihn einfach, er wird dir schon helfen." sagt sie zuversichtlich.

***

"Hey Blake. Kann ich mal bitte an deine Datenbank? Du weißt schon, wo du die Daten der Rudelmitglieder gespeichert hast." spreche ich eine Stunde später meinen Mate an. Dieser wirkt zunächst etwas verwirrt.

"Ja, kannst du. Aber wieso willst du das?" fragt er. "Naja, ich will mit Ashley Houston und ihren Eltern reden. Wegen Ashleys Mate, Eve." antworte ich. Klartext ist bei der Kommunikation mit dem Partner doch immer das Beste.

Blake nickt mir anerkennend zu. "Das ist gut. Es freut mich, dass du dich bemühst und die Aufgaben der Luna ernst nimmst. Aber ich muss dich warnen: Don und Katherine sind zwei echt harte Nüsse." sagt er und lässt seine Finger kurz über die Tastatur seines Rechners gleiten. Dann steht er auf, geht um den Tisch herum zu mir und bleibt vor mir stehen.

"Ich habe die Datenbank für dich geöffnet. Du findest dort alles, was du brauchst. Wenn du Hilfe brauchst, ich bin im Wohnzimmer. Aber es gibt eine Bedingung." sagt er und sieht mir tief in die Augen. Mann, bei dem Blick werden mir doch glatt die Knie weich.
"Als Gegenleistung ist es dir hiermit verboten unser gemeinsames Abendessen heute zu vergessen. Immerhin hast du mich schon an meinem freien Tag sitzen gelassen. Dass mir das heute nicht nochmal passiert."

Ich grinse. Klassisch. "Keine Sorge. Ich werde da sein." verspreche ich. Blake nickt. Dann küsst er mich nochmal und verlässt das Zimmer.

Dann mal an die Arbeit!

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