𝐊𝐀𝐏𝐈𝐓𝐄𝐋 𝟒

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Der Raum, in den er mich führte, glich der Halle, die wir soeben verlassen hatten, nur dass sich in diesen vier Wänden keine Menschenmassen in Reih und Glied befanden, sondern mehrere, gewaltige Zielscheiben

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Der Raum, in den er mich führte, glich der Halle, die wir soeben verlassen hatten, nur dass sich in diesen vier Wänden keine Menschenmassen in Reih und Glied befanden, sondern mehrere, gewaltige Zielscheiben.  

Ich zog fragend die Augenbrauen hoch. 

Wollte er mich etwa schießen sehen? 

Hier und Jetzt? 

Irgendwie konnte ich mir das nicht vorstellen - immerhin hatte er meine Bitten vor kaum fünf Sekunden noch vehement ignoriert und ich bezweifelte stark, dass er nun bereit war, mir eine echte  Chance zu geben. 

Nicht, nachdem ich ihn so unhöflich angefahren hatte. 

"Stellen Sie sich vor die Scheibe!" kommandierte er und ging langsam hinüber zu einem Tisch, auf dem mehrere Pistolen in den unterschiedlichsten Formen und Größen lagen. 

"Bitte... b-bitte was?" ohne es zu wollen war meine Stimme einige Tonlagen nach oben geschnellt. 

Er hatte gerade nicht allen Ernstes von mir verlangt, mich vor eines dieser Ziele zu stellen, oder? Ich musste mich verhört haben. 

Ja. 

Ganz sicher. 

Nicht einmal ein Mann wie er - von den Geschehnissen des Krieges geprägt, alt, verbittert und von seinen zurückliegenden Schlachten gezeichnet - konnte etwas so Verrücktes, etwas so Wahnsinniges ernst meinen. 

Es MUSSTE sich um einen Scherz handeln. 

Nur sah er nicht aus, als würde er scherzen...

"Sie haben mich schon verstanden!" seine Stimme klang ruhig und kontrolliert, während er nach einem silbrig glänzenden Revolver griff und das Magazin mit Patronen füllte.

Wollte er mich nun tatsächlich erschießen?! 

War er völlig von Sinnen?!

Solche kranken Spielchen konnte man sich als Colonel doch unmöglich leisten. Das widersprach jeder nur denkbaren Vorschrift und war - rein ethisch gesehen - noch verwerflicher, als einen feindlichen Soldaten auf dem Schlachtfeld zu ermorden. 

Ich stand noch immer neben der geöffneten Tür und spielte einen kurzen Moment mit dem Gedanken, einfach wieder hinaus zu rennen und nach jemand anderem zu suchen, der eine Lösung für mein Problem bereithalten könnte.

Doch dann entschied ich mich dagegen. 

Vielleicht, weil irgendein wahnwitziger Teil meiner Selbst vor keiner Herausforderung zurückschreckte - sei sie auch noch so groß - und ich in diesem Befehl eben das sah: 

Eine Herausforderung, die meinen Mut, meinen Gehorsam und mein Vertrauen gegenüber höherrangigen Offizieren unter Beweis stellte... 

Bevor ich das Ganze noch einmal gründlich überdenken konnte, setzte ich mich in Bewegung, durchquerte die riesige Halle und stellte mich unter eine der rot-schwarzen Zielscheiben. 

𝐦𝐨𝐫𝐞 𝐭𝐡𝐚𝐧 𝐟𝐫𝐢𝐞𝐧𝐝𝐬 || 𝐛𝐮𝐜𝐤𝐲 𝐟𝐟Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt