𝐀𝐂𝐇𝐓𝐔𝐍𝐆 ➳ enthält gewalttätige Handlungen, Schimpfwörter und eine menge Cliffhanger
── ❝ Von klein auf sind sie die besten Freunde und so gut wie unzertrennlich, doch dann kommt der Krieg und beordert ihn an die Front, während sie in New Yo...
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"Gar nicht einmal so übel..." bemerkte Trembaly und tauchte seinen Löffel ein weiteres Mal in die Suppe, die ich heute Morgen begleitet von einem ganzen Haufen Fluch-Tiraden und unter deutlich zu hohem Zeitaufwand zubereitet hatte. "...auch wenn die letzte meiner Meinung nach besser war!"
Das könnte daran liegen, dass ich sie nicht gekocht habe...
"Danke! Schön zu wissen, dass meine Mühe geschätzt wird!" meinte ich und brachte es dabei fertig, den Sarkasmus bis auf ein winziges bisschen aus meiner Stimme zu verbannen - und ob dieser kleine Rest nun der Tatsache galt, dass ich mir keine Mühe gegeben hatte oder der, dass Trembaly meine Arbeit ganz bestimmt nicht schätzte, wusste ich selbst nicht.
Allerdings schien die Ironie in meinen Worten ohnehin niemandem aufzufallen - von Bucky einmal abgesehen, der den Kiefer anspannte und mir einen pass-bloß-auf-was-du-sagst,-sonst-rollen-hier-bald-Köpfe-Blick zuwarf.
Ich verdrehte daraufhin die Augen, verkniff mir aber dennoch die anderen bissigen Kommentare und höhnischen Bemerkungen, die mir auf der Zunge brannten.
Immerhin hatte er in gewisser Hinsicht recht.
Wir sollten unser Glück nicht zu sehr herausfordern und wenn der Preis unserer Überfahrt darin bestand, Töpfe zu schrubben, Suppen aufzuwärmen und den Mund zu halten, dann war ich allemal bereit ihn zu zahlen.
Noch ein paar unbequeme Wochen - redete ich mir immer dann ein, wenn ich den Wunsch hatte alles hin zu schmeißen und nur aus Prinzip gegen alles und jeden zu rebellieren - und dann wirst du von niemandem mehr herumgeschubst oder "Prinzessin" genannt, sondern kannst dir dein eigenes, unabhängiges Leben aufbauen!
"Was steht ihr da noch herum? Geht wieder an eure Arbeit!" herrschte der Kapitän uns an, als wir uns nicht sofort aus dem Staub machten, sondern wie angewurzelt stehen blieben und ihn einige Sekunden lang gedankenverloren beim Essen beobachteten.
Euer Wunsch sei mir Befehl, oh großer, glanzvoller und gnädiger Herrscher!
"Tschuldigung!"
Dieses Wort über die Lippen zu bringen verlangte deutlich mehr als nur ein wenig Überwindung, denn schon bei Menschen, die mir etwas bedeuteten, war es verdammt schwer es auszusprechen und bei Trembaly - den ich nach Hydra auf dieser Welt wohl am meisten hasste und verachtete - schmeckte es so bitter wie Säure.
"Demut und Gehorsam stehen dir gut, Kleine!" sagte der grauhaarige Mann und lehnte sich mit einem hämischen kleinen Lächeln auf den Lippen gegen die Reling, um seine abendliche Mahlzeit verspeisen und mich mit einem Ausdruck in den Augen mustern zu können, der mich vor Ekel erschaudern ließ.
"Danke..." presste ich hervor und spürte, wie sich mir gleichzeitig der Magen umdrehte.
Noch nie zuvor im Leben hatte ich ein solches Ekelpaket kennengelernt, wie den Kapitän dieses Schiffes - und das musste schon etwas heißen, immerhin hatte ich fast doppelt so viel Lebenserfahrung auf dem Buckel wie jeder andere noch lebendige Mensch.
Selbst der Professor mit seinen größenwahnsinnigen Plänen, der skrupellosen Persönlichkeit und den sadistischen, krankhaften Foltermethoden war nicht annähernd so anzüglich und pervers gewesen wie Trembaly.
Natürlich verabscheute ich den kleinen, bebrillten Mann, der uns die schlimmsten überhaupt denkbaren Qualen zugefügt hatte noch immer um das hundertfache mehr, als den wettergegerbten Fischer vor mir.
Aber im Vergleich zum Kapitän hatte der wahnsinnige Wissenschaftler keine zweideutigen Bemerkungen fallen lassen oder Versuche unternommen, mich zu verführen.
Und auch wenn das verrückt klingen mochte, ich war lieber als mörderisch gefährliche Waffe gesehen worden, als als ein einfältiges Betthäschen - was wohl an meinem verdammt gewaltigen Ego lag.
Denn so dunkel und schrecklich die Zeit bei Hydra auch gewesen sein mochte, dort war ich weder unterschätzt noch erniedrigt worden - zumindest nicht in der körperlichen Hinsicht in der Trembaly es tat... oder besser gesagt versuchte.
"Wir hätten einfach nach Europa schwimmen sollen!" witzelte Bucky halbherzig, sobald wir außer Hörweite der Anderen waren und uns einen Weg die Treppe hinunter, in den Schiffsbug, bahnten.
"Ich bin mir sicher, dass das um Welten entspannter gewesen wäre!" murmelte ich - die Tatsache, dass das unmöglich war ohne zu ertrinken, zu verhungern, zu verdursten oder von irgendwelchen Tieren aufgesessen zu werden, gekonnt außer Acht lassend.
Wenn man - wie wir - seit geschlagenen zwei Wochen auf einem Schiff voller... nunja... Arschlöcher feststeckte und beinahe jede Minute von irgendjemandem gereizt, provoziert oder dumm angemacht wurde, versank man schnell einmal in absurden Wünschen.
Und in unserem Fall war das nun einmal der Wunsch, den Atlantik zu überqueren ohne die ganze Zeit über von rüpelhaften Fischern an den Rand des Wahnsinns getrieben zu werden.
"Das nächste Mal wenn wir sowas hier durchziehen kapern wir uns einfach ein eigenes Schiff!" seufzte ich und malte mir aus, wie herrlich es gewesen wäre, sich keinem fremden Befehlen beugen zu müssen, sondern seinen freien Willen ausleben zu können.
"Das ist ne spitzen Idee..." brummte Bucky und lehnte sich - kaum hatten wir die kleine Küche erreicht, die als mein Arbeitsplatz diente - erschöpft gegen die Wand, um die Augen schließen und für einige Momente lang entspannen zu können, bevor er wieder seinen eigenen Aufgaben nachgehen musste.
Wir beide waren ziemlich fertig, was dank unserer bleichen Gesichter, den dunklen Augenringen und den beunruhigend hervorstechenden Wangenknochen unschwer zu erkennen war.
Doch diesmal waren es nicht die Aufregung an Bord des Schiffes oder der ständige damit verbundene Stress, der uns so ungesund aussehen ließ und auch unsere noch immer nicht völlig verheilten Verletzungen hatten - wenn überhaupt - wenig damit zu tun.
Der Grund für unsere miserable gesundheitliche Lage war ein völlig anderer und auch wenn wir beide es nicht als erstes zugeben oder - Gott bewahre - darüber sprechen würden, war ich mir sicher, dass wir dasselbe schlichte und erschreckende Problem hatten:
Albträume.
Unglaublich realistische, lebhafte Albträume, die einen mitten in der Nacht schweißgebadet und mit rasendem Herzen aus dem Schlaf fahren und - wenn man Glück hatte - erst Stunden später wieder einschlafen ließen.
Die Szenarien, die sich vor meinen Augen abspielten, sobald ich mich nach der nervenaufreibenden Spätschicht - bestehend aus Töpfe schrubbenden Stunden - in die Hängematte sinken ließ, waren von Mal zu Mal anders.
Doch ganz egal ob es nun leichengepflasterte Schlachtfelder, eisige Schneelandschaften oder blassgraue Unterwasserlandschaften waren, die ich sah, alle hatten sie eine Sache gemeinsam:
Sie machten mich krank.
Denn ich wusste ganz genau, dass diese grauenhaften Bilder nicht die einfachen Erzeugnisse meines verrückten Kopfes waren, sondern Fetzen von Erinnerungen.
Und Erinnerungen beruhten auf Tatsachen.
Was wiederum bedeutete, dass all der Horror, den ich Nacht für Nacht so klar und deutlich vor mir sah, einmal Wirklichkeit gewesen war...