𝐀𝐂𝐇𝐓𝐔𝐍𝐆 ➳ enthält gewalttätige Handlungen, Schimpfwörter und eine menge Cliffhanger
── ❝ Von klein auf sind sie die besten Freunde und so gut wie unzertrennlich, doch dann kommt der Krieg und beordert ihn an die Front, während sie in New Yo...
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Mit verquollenen Augen und roter Nase stolperte ich durch die eisige Ödnis und versuchte durch das Schneegestöber um mich herum irgendetwas zu erkennen, doch das Einzige, was ich sehen konnte, waren meine eigenen Fußabdrücke, die sich kreuz und quer überall verteilt hatten und nun langsam vom Wind davongetragen wurden.
Mit zitternden Händen zog ich die Jacke enger um mich und versuchte die beißende Kälte davon abzuhalten, meinen Körper in Beschlag zu nehmen.
Ich war jetzt schon seit Stunden hier draußen und taumelte halb blind durch die Gegend und doch hatte ich außer Schnee, Eis und Kälte nichts gefunden.
Vor lauter Wut und Verzweiflung stiegen mir wieder die Tränen in die Augen.
Ich war hier, mitten in der Schlucht, umgeben von zerklüfteten Felsen, steilen Felswänden und einem halb zugefrorenen Fluss, also wo war Bucky?
Wo, verdammt?
Ich konnte die Schienen des Zuges in schwindelerregender Höhe über mir sehen, also mussten sie hier entlanggefahren sein, er musste hier abgestürzt sein, er musste hier liegen, irgendwo hier, ganz in der Nähe und doch war nirgends auch nur die leiseste Spur meines besten Freundes zu sehen.
"Du musst dir keine Sorgen um und machen, das wird ein Kinderspiel!" echoten mir seine Worte durch den Kopf.
Ich ballte die Hände zu Fäusten.
So fest, dass sich meine Nägel in die Handflächen gruben und rote Abdrücke hinterließen, aber es kümmerte mich nicht, denn es war nicht halb so schlimm, wie die Hoffnungslosigkeit, die sich Stück für Stück, ganz langsam wieder in mir breit machte und den Schmerz zurückbrachte, den ich zu verdrängen versucht hatte.
"Wir werden zurück sein, bevor du überhaupt richtig merkst, dass wir weg sind!"
Ich konnte seine Stimme so deutlich hören, dass ich dachte, er würde direkt hinter mir stehen, doch als ich herum wirbelte, war da nichts außer trostloser Schneelandschaft und der Schmerz stach erneut zu.
Auf einmal war es nicht mehr die Kälte, die sich von außen um mich schlang, die mir zu schaffen machte, sondern die, die sich mit eiskalten Klauen in mein Herz grub und es, wenn überhaupt noch möglich, noch einmal zerspringen ließ.
Die Kälte in meinem Inneren ließ mich das Schneegestöber um mich herum beinahe vergessen, denn sie war so unendlich viel schmerzhafter, als die winzigen Flocken, die sich auf meiner Kleidung niederließen, meine Haut zum Brennen brachten, sobald sie damit in Berührung kamen und weiße Muster durch meine Haare zogen.
"Passt einfach auf euch auf!" flüsterte ich so leise, dass der Wind meine Worte davontrug noch bevor sie meine Lippen verlassen hatten und als würde er mir erneut den Arm um die Schulter legen und mir einen Kuss auf den Kopf drücken, hörte ich sein geflüstertes "Versprochen!".
Wieder ein Stich mitten in die Brust.
"Du hast gelogen!" wisperte ich und ließ mich ganz langsam in den Schnee sinken. Ich hatte keine Kraft mehr, um weiter zu machen, keine Kraft mehr, um mir Hoffnung zu machen, nur um die Wahrheit damit noch schmerzhafter werden zu lassen.
Er war tot.
Jetzt, da ich die groben Felswände sah, die sich zu beiden Seiten der schmalen Schlucht in den Himmel hinauf zogen, jetzt, da ich den rauen Untergrund sah, den Schnee, das Eis und die Steinbrocken, jetzt verließ mich die Zuversicht, die mir Halt gegeben hatte.
Selbst wenn er den Sturz überlebt haben sollte, was so gut wie unmöglich war, bei der Höhe, wäre er spätestens hier unten gestorben. An der Kälte, die sich in alles und jeden hineinfraß, an den steinigen Felsen, die ihm beim Aufprall in Stücke gerissen hätten oder an dem Fluss, der ihn mit sich gezogen und verschluckt hätte.
Die Tränen brannten sich einen heißen, schmerzenden Weg über mein eisiges Gesicht und tropften vor mir in den Schnee.
Mit einem lauten, wütenden Aufschrei vergrub ich den Kopf in den Händen.
Es tat so furchtbar weh. Das Wissen, dass ich ihn nicht finden würde, dass ich ihn nie wieder sehen würde, dass er fort war. Für immer.
Es tat weh zu wissen, dass er nie wieder mit mir lachen würde, dass er mich nie wieder in die Arme schließen würde, nie wieder zu mir hinab grinsen würde, mir nie wieder durch die Haare fahren würde, obwohl er genau wusste, dass ich es hasste.
Es tat weh zu wissen, dass er einfach für immer weg sein würde.
Und obwohl ich versucht hatte, nicht vollends zusammenzubrechen schaffte ich es nicht länger, den Schmerz, die Trauer, die Wut, die Verzweiflung und die Angst zurückzuhalten und so beugte ich mich nach vorne und schrie.
Ich schrie so laut und so lange, bis mir die Luft ausging, mein Hals in Flammen stand und die Tränen noch schneller über meine Wangen rannen, dann sank ich in mich zusammen, kauerte mich in den Schnee und zog die Beine an die Brust, um der Leere in mir weniger Platz zu geben.
Vielleicht sollte ich einfach hier liegen bleiben.
Vielleicht sollte ich mich einfach der Kälte hingeben und irgendwann sterben, denn um ehrlich zu sein, hatte ich weniger Angst vor dem Tod, als vor einem Leben ohne Bucky, denn der Tod würde nicht annähernd so schmerzhaft sein.
Vielleicht sollte ich also einfach hier bleiben, mitten im Nirgendwo, umgeben von Eis, Schnee und kantigen Felsen. Vielleicht sollte ich mir einfach das bisschen Leben, das noch in mir steckte, von der Kälte entziehen lassen, bis ich den Schmerz und die brennende Traurigkeit nicht mehr spürte.
Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich da noch lag, zu einer kleinen Kugel zusammengerollt und mit tränenüberströmten Gesicht, aber irgendwann war mein ganzer Körper bedeckt mit den winzigen weißen Flocken, die immer schneller und schneller vom Himmel fielen.
Der Wind nahm allmählich an Fahrt auf und mit jedem Pfeifen und Heulen, schlang ich die Arme ein bisschen fester um meinen Körper.
"D-du hast es versprochen!" wimmerte ich und schloss die Augen, um die trostlose Landschaft nicht mehr sehen zu müssen.
"Du hast es mir versprochen!" flüsterte ich und wieder versetzte mir der Gedanken, an sein unbeschwertes, fast fröhliches Gesicht, als er sich mit Steve auf den Weg zu den Transportern gemacht hatte, einen Stich.
"Wir werden zurück sein, bevor du überhaupt richtig merkst, dass wir weg sind!"
Am liebsten hätte ich wieder angefangen zu schreien, einfach nur, um die Erinnerung an seine Stimme zu übertönen, doch ich konnte nicht.
Es war als hätte die Kälte um mich herum mir endlich das letzte bisschen Kraft genommen und gerade als ich dachte, dem Schmerz nun jeden Moment für immer zu entkommen, sah ich etwas, das mich auffahren ließ.
Etwas, das ich, warum auch immer, davor noch nicht entdeckt hatte, obwohl es doch so schwer zu überstehen war.
Kaum einen Steinwurf von mir entfernt färbte sich der Schnee rot.