𝐀𝐂𝐇𝐓𝐔𝐍𝐆 ➳ enthält gewalttätige Handlungen, Schimpfwörter und eine menge Cliffhanger
── ❝ Von klein auf sind sie die besten Freunde und so gut wie unzertrennlich, doch dann kommt der Krieg und beordert ihn an die Front, während sie in New Yo...
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Er log mich an.
Das war mehr als nur offensichtlich, so wie er es vermied, mir direkt in die Augen zu sehen.
Nur Menschen, die versuchten, die Wahrheit hinter einem Gestell aus leeren Worten zu verstecken, fanden es so unangenehm, den Blickkontakt zu ihrem Gegenüber zu halten.
Und da Bucky seinen Blick von den dreckigen Töpfen, über den metallenen Boden bis hin zu der geschlossenen Tür am anderen Ende des Raumes gleiten ließ, anstatt mir ins Gesicht zu sehen, war es ein leichtes sein "N-nichts... gar nichts" als Lüge abzustempeln.
Blieben also nur noch zwei Fragen:
Erstens: Was war so schlimm, dass er es mir nicht einfach sagen konnte?
Und zweitens: Was sollte ich nun tun? Wie sollte ich mich verhalten?
"Du hast nachgedacht, hm?" murmelte ich, um mehr Zeit zu gewinnen und meine Gefühle und Gedanken ordnen zu können, bevor ich irgendetwas sagte oder tat, was ich im Nachhinein bereuen würde.
Mein erster Instinkt war es nämlich ihn wütend anzufahren und das würde uns beiden nicht sonderlich viel bringen - abgesehen von noch mehr Problemen, worauf ich im Augenblick getrost verzichten konnte.
Ich wollte nicht mehr streiten - kaum zu glauben, dass dieser Gedanke tatsächlich einmal durch meinen Kopf kreiste und das ohne mitschwingenden Sarkasmus -, ich wollte einfach nur zu der Normalität zurückkehren, die ich in den Erinnerungsfetzen und wirren Träumen so deutlich vor mir sehen konnte.
Zu der Normalität, in der wir die meiste Zeit über gelacht hatten und ausgelassen gewesen waren, in der wir wirklich und wahrhaftig gelebt und nicht einfach nur als gefühlsleere Hüllen existiert hatten.
Ich wollte zu der Zeit zurück, in der die schlimmsten Schmerzen aufgeschlagen Knie und blaue Flecken gewesen waren.
Ich wollte zurück in ein Leben, das nicht nur aus Angst, Lügen und Kälte bestanden hatte, sondern von Freude, Liebe und Wärme geprägt worden war.
Ich wollte mein altes Ich zurück, das über eine so kleine Lüge hinweggesehen, ja vielleicht sogar darüber gelacht hatte und nicht alles in Frage stellen und mit Misstrauen nur so um sich schmeißen würde.
"Tut mir leid!" die Worte waren schneller über meine Lippen gekommen, als ich sie überhaupt hatte denken können und obwohl ich mich für gewöhnlich darüber aufgeregt hatte, vorschnell und unüberlegt zu handeln, war ich diesmal froh darüber.
Denn ich wusste selbst, dass ich - hätte ich mir den Kopf noch länger über das Alles hier zerbrochen - zu stolz oder aufgewühlt gewesen wäre, um die unangenehme Stille zu durchbrechen und mich für mein Misstrauen zu entschuldigen.
"Hast... h-hast du dich gerade bei mir entschuldigt?!"
Warum musste er immer so fürchterlich ungläubig klingen, wenn ich mich tatsächlich einmal dazu überwand über meinen eigenen Schatten zu springen und für meine launischen Handlungen um Verzeihung zu bitten?
Als wäre allein der Gedanke, ich könnte mich für irgendetwas bei irgendjemandem entschuldigen - und das auch noch ehrlich -, zu abwegig, um ihn überhaupt zu Ende zu denken...
Wenn man es genau betrachtet, ist es erstaunlich, dass er vor Schock nicht umgekippt ist! - flüsterte meine innere Stimme und klang dabei gleichermaßen belustigt und nachdenklich - bei deinem gewaltigen Ego stehen die Chancen, dass du deinem Gegenüber nicht sofort an die Kehle gehst bei eins zu einer Millionen! Und dass du dich dann auch noch entschuldigst anstatt einfach die Klappe zu halten und es gut sein zu lassen ist beinahe schon ein Wunder! Wer kann ihm den Schock also verdenken?
"Wäre möglich..." antwortete ich ihm und merkte dabei selbst, wie unsicher meine Stimme sich anhörte - ganz so, als würde ich mich durch dieses Geständnis verletzlicher, angreifbarerer machen -, weswegen ich hastig ein unhöfliches "...aber nochmal werde ich es bestimmt nicht tun, also hör auf mich so anzustarren!" hinzufügte.
Bravo - stichelte die Stimme - jetzt hast du es einmal geschafft ein klein wenig Freundlichkeit an den Tag zu legen und dein Ego beiseite zu schieben... und schon stößt du ihn wieder vor den Kopf und verwandelst dich in das gehässige, gemeine Biest zurück! Das war ein Schritt in die richtige Richtung und dann zwei in die entgegengesetzte!
"Nein... n-nein, nein das meinte ich gar nicht! I-ich verstehe nur nicht, wieso.... w-wieso du dich bei mir entschuldigst!"
Da waren wir ja schon zwei.
Ich verstand inzwischen auch nicht mehr, warum ich das getan hatte!
Immerhin hatte ich - soweit ich das selbst zu beurteilen im Stande war - nichts falsch gemacht, was nach einer Entschuldigung meinerseits verlangt hätte.
Dennoch reimten die paar wenigen Gehirnzellen, die in meinem Kopf noch voll funktionstüchtig und nicht mit unnötigen Fragen oder unerfüllbaren Wünschen beschäftigt waren, sich eine Antwort darauf zusammen:
"Weil ich keinen Grund habe dir gegenüber misstrauisch zu sein! Wenn du mir irgendetwas nicht sagen willst, dann wird das seine Gründe haben und außerdem ist es idiotisch zu glauben, dass wir keine Geheimnisse voreinander haben oder uns nicht anlügen, nur weil wir jahrzehntelang von der selben Organisation gefangen gehalten wurden! Wir haben eigene Leben, nicht wahr?"
Woher zum Teufel kamen diese Worte? Dachte ein Teil von mir wirklich so? Oder war das einfach nur so dahingesagt?
Letzteres! Du verlässt dich viel zu sehr auf ihn, um nicht wissen zu wollen, weswegen er lügt! Er ist dir zu wichtig geworden, du kannst gar nicht anders als dich auf jedes Geheimnis zu stürzen! Weil du Angst hast! Angst davor verletzt, enttäuscht oder verlassen zu werden! Du hast dich zu sehr an ihn gebunden, als dass du dir keine Sorgen über die Dinge machen könntest, die er dir verschweigt!
"Scheiße." entfuhr es mir - so leise, dass niemand außer mir selbst es hören konnte -, als mir klar wurde, wie Recht meine letzten, vernünftig denkenden Gehirnzellen doch hatten.
Ich hatte angefangen ihm blind zu vertrauen - und das war verdammt gefährlich für jemanden wie mich, der unfähig war mit Gefühlen umzugehen.
Denn sobald er merken würde, wie kaputt und verkorkst ich doch war, wie schwer es mir fiel, freundlich, offen oder ehrlich zu sein, wie misstrauisch, ja beinahe paranoid ich war und wie sehr ich mich noch immer hinter der emotionslosen Maske Hydras versteckte - würde er mir den Rücken kehren.
Und das würde mir jeglichen Halt nehmen, den mein Leben im Augenblick besaß.
Ich wäre verloren, ohne jeglichen Anhaltspunkt und ohne Orientierung.