𝐊𝐀𝐏𝐈𝐓𝐄𝐋 𝟗𝟐

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"Uh, das da drüben sieht gut aus!"  

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"Uh, das da drüben sieht gut aus!"  

"Das ist einfach nur schwarz!" 

"Ja, eben! Das ist super unauffällig!" 

"Aber total langweilig!" 

"Nicht dein Ernst! Soll ich etwa in Neonfarben rumrennen, damit jeder mich sofort bemerkt?!" 

"Natürlich nicht, aber musst du dir ausgerechnet sowas aussuchen? Das ist voll düster! Ein kleines bisschen Farbe ist noch lange kein Leuchtfeuer, außerdem würde es dir wirklich nicht schaden!" 

"Herzlichen Dank auch...", meine Stimme triefte nur so vor Ironie. "...aber ich mag das da und werde meine Meinung auch nicht mehr ändern, wenn du also so freundlich wärst!" 

Mit einem leisen, frustrierten Seufzen auf den Lippen gab er den Widerstand auf und nahm die Hände vom Rollstuhl, um mehr oder weniger unauffällig an dem Geschäft auf der anderen Straßenseite vorbeizulaufen und dabei das schwarze Shirt mitgehen zu lassen, das ich den anderen, wesentlich bunteren Kleidungsstücken vorzog. 

Amüsiert formten sich meine Lippen zu einem Lächeln, als ich beobachtete wie er sich die Baseballkappe tiefer ins Gesicht zog und einen leicht nervösen Blick über die Schulter warf, als würde er erwarten, dass jeden Moment eine vollbewaffnete Einsatztruppe anrücken und ihn für dieses winzige Verbrechen zur Rechenschaft ziehen würden. 

Was selbstverständlich nicht geschah, immerhin hatte niemand seinen heimlichen Diebstahl mitbekommen. 

Und selbst wenn, es würde minutenlang dauern, bis die Polizei hier ankommen, ihn ergreifen und unter Arrest stellen würde - bis dahin wären wir längt am anderen Ende der Stadt. 

"Nicht schlecht!" kommentierte ich seinen kleinen Raubzug, als er wieder auf meiner Straßenseite angekommen war und mir das Shirt mit zufriedener Mine in die Hand gedrückt hatte. 

"Danke." erwiderte er schlicht und stellte sich dann hinter mich, um den Rollstuhl in Bewegung zu bringen und unsere kleine Shoppingtour - falls man das so nennen konnte - fortzusetzten. 

Die luftigen Krankenhauskleider, in denen wir uns die letzten Tage über beinahe zu Tode gefroren hatten, waren schon längst in einer schmutzigen, kleinen Seitengasse verschwunden und hatten einer  Auswahl wild zusammengeklauter Klamotten Platz gemacht. 

Auch unsere knurrenden Bäuche hatten wir uns mit Essen vollgeschlagen, das nicht uns gehörte, wofür einer der Ladenbesitzer, uns durch ein halbes Dutzend Straßen gejagt und mit wüsten Beleidigungen bedacht hatte. 

Letztendlich jedoch hatten wir den Mann abschütteln und uns das erste Frühstück seit über einer halben Woche schmecken lassen können. 

Und dafür, dass diese Mahlzeit nur aus zwei Äpfeln, ein paar belegten Brötchen und einer einfachen Flasche Orangensaft bestanden hatte, war sie verboten gut gewesen. 

𝐦𝐨𝐫𝐞 𝐭𝐡𝐚𝐧 𝐟𝐫𝐢𝐞𝐧𝐝𝐬 || 𝐛𝐮𝐜𝐤𝐲 𝐟𝐟Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt