Chapter 17

1.8K 43 1
                                    

-SICHT MIRA-
Amelie und ich kommen gerade aus dem Büro zurück in den Proberaum. Die letzten Tage bei den Proben waren verdammt stressig. Ich freu mich einfach, abends ins Bett zu fallen. Wincent sitzt gerade am Tisch hinter seinem Laptop. Als er mich sieht, winkt er mich zu sich. Meine Mappe lege ich auf dem Tisch ab und stelle mich hinter Wincent.
"Was denkst du?" fragt er und sieht zu mir nach oben.
Auf dem Bildschirm sind die verschiedensten Locations für Hochzeiten zu sehen. Lächelnd setze ich mich auf seinen Schoss.
"Das hier ist verdammt schön" lächle ich und deute auf einen Schlossgarten.
"Das ist auch mein Favorit. Soll ich da mal anrufen und einen Termin machen, damit wir uns das ansehen können?"
"Ja" lächle ich.
"Okay, dann ruf ich da jetzt an. In zwei Wochen fahren wir ja eh hoch."
"Genau."
Als ich höre, wie Jonas und die anderen kommen, stehe ich auf und schnappe mir wieder meine Unterlagen.
"Dahh, hier geblieben" zieht Wincent mich zurück.
Damit ich nicht unbedingt wieder auf seinen Schoss muss, setze ich mich auf den Stuhl neben ihm.
"Warum gehst du mir seit Tagen aus dem Weg?"
"Ich geh dir nicht aus dem Weg."
"Doch, du gehst mir aus dem Weg."
"Wincent, warum sollte ich das tun?"
"Sag du es mir."
"Ärger im Paradies" lacht Jonas gehässig.
"Okay, was ist dein Problem?" platzt es aus Wincent raus.
"Ich hab kein Problem."
"Ja genau... Was ist ihm eigentlich über die Leber gelaufen?" murmelt er.
"Lass ihn doch einfach."
"Also, warum gehst du mir aus dem Weg?"
"Das tu ich nicht!"
"Okay... Mitkommen!"
Er klappt noch schnell seinen Laptop zu und zieht mich dann am Handgelenk aus dem Raum. In der Küche bleiben wir stehen und er sieht mich abwartend an.
"Wincent, ich gehe dir nicht aus dem Weg."
Er verschränkt die Arme und lehnt sich an die an die Arbeitsplatte hinter sich. Leicht kopfschüttelnd sieht er aus dem Fenster.
"Nein... Einfach nein... Rede mit mir!"
"Wincent, wenn etwas ist, rede ich mit dir."
"Dann geh mir nicht aus dem Weg" wird er jetzt doch etwas lauter.
"Das tue ich nicht!" werde ich nun auch immer wütender.
"Während der Arbeit verstehe ich ja auch noch, dass du beschäftigt bist, aber wenn wir zuhause sind, will ich dich für mich haben. Seit Beginn der Proben ist das aber ganz und gar nicht mehr der Fall. Wir fahren morgens zusammen her, sehen uns zum Frühstück, wenn Abendessen und vielleicht mal bei Besprechungen, wir fahren zusammen nach hause und dann komm ich auch nicht an dich ran. Klar sind wir beide erledigt, aber es wird doch wohl mal drin sein, dass ich mit meiner Verlobten im Arm einschlafen kann. Nur drehst du dich nach einem mickrigen Kuss auf die andere Seite. Dann kuschle ich mich an deinen Rücken und dich juckt es nicht. Wir schlafen nichtmal mehr miteinander. Sex ist in der Beziehung jetzt nicht wichtiger als Vertrauen und so, aber früher konnten wir die Finger nicht voneinander lassen.-"
"Ich sag doch, Ärger im Paradies" steht Jonas wieder in der Tür.
"Boah, ganz ehrlich, was willst du jetzt?" greift Wincent ihn richtig an.
"Wincnet, lass" bitte ich ihn.
"Ich dulde keine Respektlosigkeit hier."
"Ich bin nicht respektlos."
"Doch, du mischst dich grad in Sachen ein, die dich nen scheiss Dreck angehen."
"Meine Schuld, wenn deine Freundin dich nicht ranlässt?"
"Jonas, raus jetzt!" werde nun auch ich lauter.
Er sieht uns noch einmal abwertend an und verschwindet dann.
"Wincent" meine ich leise und gehe einen Schritt auf ihn zu.
"Mir wächst das grad gefühlt einfach alles über den Kopf. Zum einen sind WIR gerade komplett woanders und am selben Ort zugleich... Zum anderen ist da Jonas. Ich habe ihm nichts getan und trotzdem ist er einfach respektlos. Sowas will ich im Team einfach nicht. Es ist ja wirklich nur er... Ich hab auch schon versucht, mit ihm zu reden, aber..."
"Er lässt nichts und niemanden an sich ran."
"Genau."
Ich kuschle mich etwas an Wincent und er legt die Arme um micht. Auch ich schlinge meine Arme um seine Taille und drücke meinen Kopf gegen seine Brust. Wincent haucht leichte Küsse auf meine Haare und verfestigt seinen Griff um mich immer mehr.
"Was mach ich nur?" fragt er leise.
"Ich werde aus Jonas selber nicht mehr schlau."
"Eigentlich geht der mir grade auch sowas von am Arsch vorbei... Ich vermisse uns."
"Ich vermisse uns doch auch.-"
"Warum entfernst du dich dann von mir?"
"Das will ich gar nicht. Es ist grad irgendwie... Kompliziert."
"Was ist kompliziert?... Vorschlag, heute wollten wir alle ja eh nicht bis spät in die Nacht bleiben, wir bestellen uns zuhause irgendwas zu essen, verziehen uns auf dem Bett oder Sofa und kuscheln und schauen irgendwas. Einfach wieder so einen unbeschwerten und entspannten Abend."
"Ja, verdammt gerne. Das klingt perfekt" lächle ich.
Ich stelle mich leicht auf Zehenspitzen und lege meine Lippen auf seine. Wincent zieht mich an der Taille noch dichter an sich heran.

Das Gespräch mit Wincent vorhin war glaube ich wirklich nötig.
"Shit, ich hab meinen Laptop drin vergessen" stelle ich auf halbem Weg zum Auto fest "Ich hol ihn schnell" lächle ich Wincent an und drücke ihm noch einen Kuss auf die Wange, bevor ich nochmal schnell ins Büro flitze.
Mit meinem MacBook in der Tasche gehe ich gerade nochmal am Proberaum vorbei. Ich muss direkt nochmal zwei Schritte zurück machen. Jonas sitzt am Klavier und spielt und singt 'Mercy' von Shawn Mendes. Seine Stimme passt so unglaublich gut zu dieser Melodie und dem Text und der Stimmung. Er hat definitiv etwas von Shawn.
"Was willst du? Bringt's der Chef nicht mehr?"
"Jonas, ich hab dir nichts getan."
"Hat mich sowieso überrascht, dass du nicht schon längst zum Schatzi gegangen bist und uns rauswerfen lassen hast."
"WOW... Du kennst mich echt so gar nicht. Denkst du echt, ich würde so etwas tun? Jonas, ich habe nichts gegen dich. Aber lass deine Probleme bitte nicht an den Arbeitsplatz. Das schadet nicht nur dir, Wincent oder mir, sondern auch allen anderen hier."
Ich gehe ohne ein weiteres Wort wieder raus und steige zu Wincent ins Auto.

Hier neben dir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt