Hier neben dir

Chapter 156

-SICHT MIRA-
Morgens wache ich vor Wincent auf. Es ist gerade mal kurz nach sieben und so beschliesse ich, eine Runde joggen zu gehen. Leise rolle ich mich aus dem Bett und hole mir aus dem Schrank meine Klamotten, mit welchen ich ins Bad verschwinde.
Eigentlich habe ich auch gar keine Motivation, jetzt Sport zu machen, aber bei meinen Fressattacken gerade ist das wahrscheinlich echt nötig.
Ich ziehe mir also meine Leggins und das Longsleve an und mache mir einen hohen Pferdeschwanz.
In der Küche mache ich mir erstmal noch ein Glas Wasser und nehme mir eine Banane. Ein wenig was brauche ich im Magen. Somit stütze ich mich einfach auf der Arbeitsfläche ab, während ich etwas auf Instagram bin, als hinter mir ein Pfeifen ertönt. Kopfschüttelnd drehe ich mich um und sehe Wincent, der sich am Türrahmen abstützt und mich mustert. Anscheinend hatte er ebenfalls vor, eine Runde zu laufen.
"Guten Morgen, schöne Frau" grinst er und macht ein paar Schritte auf mich zu.
Er stellt sich dicht vor mich, so dass ich zwischen der Küchenzeile und ihm gefangen bin.
"Seit wann bist du denn so ein Frühmensch?"
"Schön, wie ich begrüsst werde" schmollt er "Aber wir können gerne wieder nach oben ins Bett."
"Würde ich eigentlich auch sehr gerne tun, aber... ich muss echt mehr Sport machen."
Wincent runzelt leicht die Stirn und fixiert mich weiter mit seinem Blick.
"Das bekommen wir hin."
"Ich meine richtigen Sport" lache ich leicht.
Ohne irgendeine Vorwarnung legt Wincent seine Lippen auf meine und hebt mich auf die Arbeitsfläche. Spätestens jetzt, wo er mich so zärtlich berührt, hat er sowieso gewonnen und ich lasse mich komplett fallen. Wincent lässt seine Hände unter meine Oberschenkel gleiten und ich schlinge instinktiv meine Beine um seine Hüften. Er stützt mich etwas und geht mit mir auf dem Arm zur Couch. Sanft legt er mich dort ab und zieht sich mit einer fliessenden Bewegung den Hoodie über den Kopf. Dieser landet auf der anderen Seite der Couch und er legt sich wieder über mich. Sofort liegen seine Lippen an meinem Hals, wo er kleine Küsse verteilt. Ich lasse meine Hände über seinen Oberkörper gleiten und schiebe sie dann in seine Hose. Wincent stöhnt leise gegen meinen Hals und zieht meine Hände wieder hervor. Er fordert mich auf, mich ebenfalls etwas aufzusetzen. Ich drücke ihn auf den Rücken, setze mich auf ihn drauf und ziehe mir mein Oberteil aus.
"Immer noch zu viel" brummt er.
Ich lache kurz auf und widme mich dann wieder meinem Mann. Meine Lippen lege ich auf seine, während Wincent seine Hände intensiv über meinen Körper gleiten lässt und dann an meinem Po endet. Wir knutschen einfach eine Weile so rum, bis es an der Tür klingelt.
"Nein" murmelt Wincent leise deprimiert.
"Ich geh nur schnell zur Tür" lache ich leicht und schnappe mir Wincent seinen Hoodie.
Sollte es irgendein Nachbar sein, muss der mich ja nicht unbedingt knapp bekleidet sehen. Ich schliesse die Tür auf und mir springt das freundliche Lächeln des Nachbars von gegenüber ins Gesicht.
"Guten Morgen, Frau Weiss" lächelt er.
"Hallo, ich nehme mal an, Sie holen das Paket?"
"Genau."
Ich hole also das Paket, welches gestern bei uns abgegeben wurde. Als ich dann wiederkomme, steht Wincent mit verschränkten Armen im Türrahmen zur Küche. Na super!
"Also, schönen Tag noch" lächle und gebe ihm das Paket.
"Danke, Ihnen auch."
Ich schliesse die Tür wieder und stelle mich mit verschränkten Armen vor Wincent.
"Was hast du jetzt wieder?"
"Der ist mir nicht so ganz geheuer" murmelt er.
"Was? Schatz, mach jetzt kein Fass auf."
"Der hat dir voll auf den Hintern gestarrt, als du das Paket geholt hat."
"Okay, das ist echt nicht so cool, aber mehr kann er auch nicht machen. Ausserdem kann er ja jetzt nicht soo viel gesehen haben, weil ich nämlich deinen Hoodie anhabe. Der geht mir übrigens locker über den Po."
"Ich find es trotzdem ganz und gar nicht cool, wenn dir andere Typen auf den Arsch gaffen."
"Ich auch nicht, aber ich kann jetzt nichts machen."
Okay, wenn er jetzt so schmollt, gehe ich jetzt alleine joggen.
Ich gehe durch den anderen Durchgang direkt in den Wohnbereich und ziehe mir mein Oberteil wieder an.
"Mira" kommt er mir dann ebenfalls leicht genervt hinterher.
"Ich gehe jetzt ne Runde joggen."
"Warum bist jetzt so genervt?"
"Weil du mal wieder ein riesen Fass aufmachst."
"Tut mir leid, dass es mich nervt, wenn ein anderer Typ meiner Frau auf den Hintern glotzt. Vor allem scheint es dich ja nichtmal ansatzweise zu stören."
Hat er grad nicht gesagt...
"So war das nicht gemeint.-"
"Ne komm. Ich geh jetzt ne Runde joggen und dann hast du dich bitte wieder."
"Mira."
"Ich hab da echt keinen Bock. Du spinnst dir da mal wieder irgendwas zusammen."
"Ich spinne mir gar nichts zusammen! Es tut mir leid, dass ich Kotzreiz bekomme, wenn irgendwelche Typen dich angaffen."
"Kannst du mir mal bitte erklären, warum du immer eine Eifersuchtsnummer schiebst?"
"Es ist keine Eifersuchtsnummer, wenn der Mitte 50-jährige Nachbar von Gegenüber meiner Frau auf den Hintern glotzt. Mal ganz davon abgesehen, dass er eine Frau hat, ist es eklig."
"Und schaut deine Frau ihm hinterher? Ich glaube nicht. Und wie du schon erwähnt hast, ist er verheiratet und, stell dir vor, auch schon Opa, soweit ich weiss."
"Das weiss ich doch auch, trotzdem muss er meiner Frau nicht auf den Hintern starren."
"Okay, ich gehe jetzt ne Runde joggen und du machst bitte auch irgendwas, um runterzukommen."
Ich schnappe mir mein Handy, den Haustürschlüssel und meine Kopfhörer und verlasse das Haus. Warum muss er immer so überreagieren? Ich meine, glaubt er wirklich, dass ich es total toll finde, wenn man mir auf den Hintern schaut? Das nervt mich ja sogar manchmal, wenn Wincent das tut.
Ich laufe einfach irgendwohin. Meine Lunge fängt schon an zu brennen. Die Musik läuft einfach, als etwas passiert, was mich gleich nochmal komplett aus der Bahn wirft. Warum jetzt? Warum überhaupt?