Chapter 112

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-SICHT WINCENT-
Der Grillabend mit unseren Familien war wirklich schön. Wir haben einfach viel gelacht und natürlich auch gegessen.
Ich schaue gerade nochmal meinen Rucksack durch, ob ich auch alles habe. Die Nacht verbringen wir ganz klassisch getrennt voneinander. Ich bei meiner Mum und Shay und Mira zusammen mit Lena und Amelie hier. Morgen früh kommen dann Tia, Lu, Luna und Shay zu uns, um sich fertigmachen zu lassen. Bei mir kommt Marco mit meinem Anzug vorbei, nachdem er hier den Brief für mich abgeholt hat. Damit Lena morgen nicht den Stress hat, gebe ich ihr den Brief jetzt gleich. Mira bekommt ihn natürlich trotzdem erst morgen. Ich sass irgendwie eine halbe Ewigkeit am Schreibtisch und hab diesen Brief geschrieben. Ich hatte so unglaublich viel im Kopf, aber ich hab allein eine halbe Stunde gebraucht, bis ich ein Wort, ausser »Hey mein Schatz«, aufs Papier gebracht hab. Ausserdem habe ich in den Umschlag noch einen Stick gelegt.
Ich werfe mir meinen Rucksack über die Schulter und gehe die Treppe runter. Mira und Amelie sitzen gerade am Tisch und trinken Tee. Bei der Hitze da draussen trinken die Tee... Wie auch immer.
Ich ziehe Mira fest in meine Arme.
"Bis morgen" flüstere ich.
"Bis morgen" lächelt sie und legt ihre Lippen auf meine.
Wir bleiben einfach so stehen, bis es an der Tür klingelt. Entweder Lena oder meine Mum. Lachend geht Amelie an uns vorbei zur Tür, da wir keine Anstalten machen, uns voneinander zu lösen. Als ich dann sowohl Lena's Lachen, als auch das meiner Mum hinter uns höre, löse ich mich leicht von Mira.
"Jetzt kommt mal runter" meint meine Mum "Ihr seid eine Nacht voneinander getrennt."
"Und morgen dann verheiratet" ergänzt Lena.
Während meine Mum Mira nochmal fest in die Arme schliesst, schiebe ich Lena den Brief rüber. Schnell steckt sie ihn in ihre Tasche und umarmt mich auch nochmal.
Nach einem letzten Kuss gehe ich dann mit meiner Mum aus dem Haus.

Mal wieder wache ich im Bett meiner Schwester auf, obwohl ich zwanzig Minuten von hier entfernt wohne. Ich schnappe mir erstmal mein Handy und schreibe Mira eine kurze Nachricht. Es ist jetzt kurz nach sieben. In knapp vier Stunden werde ich heiraten. Ich stehe erstmal auf und trotte runter in die Küche, wo auch schon meine Mum und Shay sitzen und frühstücken.
"Da kommt ja schon der Bräutigam" grinst meine Mum.
"Morgen" lächle ich und gehe erstmal zur Kaffeemaschine, bevor ich mich mit meiner Tasse an den Tisch setze.
Shay ist natürlich schon fast fertig und steht dann ausnahmsweise auch schon auf, da Max und Lu sie gleich abholen.
"Schon aufgeregt?" lächelt meine Mum mich an.
"Kommt langsam, ja" lache ich etwas nervös.
Wir frühstücken noch entspannt und Shay verabschiedet sich währenddessen auch schon. Danach schickt Mum mich erstmal unter die Dusche, während sie alles etwas aufräumt.
Ich gehe also duschen und rasiere dann nochmal über die Bartstoppeln.
Als ich mir gerade Boxershorts und Shirt übergezogen habe, klingelt es an der Tür. Ich stolpere also die Treppe runter und öffne meinem besten Freund. Wir schlagen erstmal ein und gehen dann ins Wohnzimmer. Marco hat den Kleidersack im Schlepptau und legt ihn auf dem Sofa ab, bevor er sich zu mir setzt.
"Aufgeregt?" schmunzelt er.
"Fuck, und wie!"
"Ich weiss nicht, ob es helfen wird, aber ich hab hier noch was von Mira für dich."
Er hält mir einen weissen Briefumschlag vor die Nase, welchen ich entgegennehme.
»Wincent« hat Mira in verschnörkelter Schrift mit einem kleinen Herz vorne drauf geschrieben. Ich öffne den Umschlag und hole ein zusammengefaltetes Blatt raus.

»Hey,
kaum zu glauben, dass es nicht mehr lange dauert, bis ich deinen Namen trage.

Alle fragen immer dich, wann du gemerkt hast, dass ich die Richtige bin, dass du mich liebst. Aber jetzt sage ich dir, wann mir das alles klar geworden ist.

Amelie hat mich am Morgen abgeholt. Wir hatten schon die Wochen vorher recht viel Kontakt. Natürlich hatte sie mir da auch schon gesagt gehabt, für wen sie arbeitet. Naja, ich hab es vergessen. Ich war unglaublich erleichtert, als ich euch alle kennengelernt habe. Meine erste richtige Erinnerung an dich ist aber immer noch die, wo du aus dem kleinen Bus gestolpert bist. Wegen dir wart ihr 25 Minuten zu spät. Aber du hast es sogar da schon geschafft, dass mein Atem stockt, als ich in deine Augen gesehen habe. Ich wollte mir einreden, dass ich mir das zwischen uns nur einbilde. Mit dem Kuss an meinem Geburtstag hast du mich dann aber vom Gegenteil überzeugt. Du hast mir gezeigt, dass ich es mir definitiv nicht einbilde, dass da wirklich etwas zwischen uns ist, dass ich starke Gefühle für dich entwickle. Dass du wirklich der Richtige für mich bist, ist mir dann knapp eine Woche später klargeworden. Als Reiner in Hannover diese Szene gemacht hat, bin ich weggerannt. Ich wollte einfach alleine sein. Als du vor meiner Tür standest, hast du aber nicht sofort eine Erklärung verlangt, sondern mich einfach in deine Arme gezogen. Du hast gewusst, was ich brauche, was gut für mich ist. Du siehst, wenn es mir schlecht geht und weisst sofort, was ich brauche. Da ist es mir wirklich klargeworden. Dich darf ich nicht verlieren! Dich will ich nicht verlieren! Dich werd ich nicht verlieren! Und das verspreche ich dir auch nachher mit meinem „Ja, ich will." Denn es gibt keine andere Antwort für mich. Du schaffst es, mich immer zum lachen zu bringen. Mit dir kann man den grössten Quatsch machen und die besten und auch tiefsinnigsten Gespräche führen. Du bist nicht perfekt und bringst mich so oft an den Rand der Verzweiflung und genau das liebe ich. Du bist die Verplantheit in Person, aber auch der zuverlässigste Mann auf Erden. Ich kann immer auf dich zählen und das ist das einzige, was ich mir wünsche.
Mit diesem Ja verspreche ich dir, dir immer treu zu bleiben, dir zuzuhören, wenn du im Redefluss bist, dich runterzuholen, wenn du über den Wolken fliegst und dich raufzuziehen, wenn du mal am Boden bist. Mit diesem Ja, versichere ich dir, immer an deiner Seite zu bleiben. Denn du bist es, der immer bei mir ist. Du stehst immer hier neben mir. Auch, wenn du nicht immer daheim sein kannst.
Ich liebe dich, mit allem was ich habe.«

"Wow" murmle ich und ziehe noch ein kleines Säckchen aus dem Umschlag.
"Was ist das?" fragt mein bester Freund.
Ich öffne den beigen Stoff und muss schlucken.
"Der Ehering ihres Papas."
"Wow."
"Kannst du laut sagen... Wow."
Wenn Marco nur wüsste, was für ein grosses Wow das wirklich ist.
"Ja und wir müssen in einer Dreiviertelstunde los, also zieh dich jetzt mal an."
Somit ziehe ich mir also meinen Anzug und mache meine Haare. Marco hat den Ring erstmal eingesteckt. Er hat auch Miras Ring.
Meine Nervosität steigt immer mehr. Meine Hände zittern, weswegen ich es nicht,al schaffe, mir die Krawatte zu binden. Schmunzelnd stellt mein bester Freund sich vor mich hin und bindet sie mir.
Meine Mum ist auch schon wieder losgefahren, um meine Grosseltern abzuholen und mit ihnen zur Location zu fahren.

Bei der kleinen Lichtung angekommen, kontrolliere ich erst einmal, dass alles richtig aufgebaut ist. Alles steht haargenau so da, wie es geplant war.
Dort, wo jetzt gleich unsere Trauung stattfindet, wird während wir Fotos machen und danach essen, eine Tanzfläche aufgebaut. Etwas Muffensausen hab ich ja echt schon vor dem Tanz, aber das wird schon.
Mit der Zeit tauchen alle Gäste auf. Ich werde von Freunden und Familie begrüsst.
Als es dann soweit ist, stelle ich mich vorne neben den Standesbeamten und schaue starr zu dem Gang zwischen den Stühlen. Auch meine Schwester, Lu, Amelie, Tia und Luna sind eingetroffen und nur Max, Lena und Mira fehlen noch.

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