Hier neben dir

Chapter 18

-SICHT WINCENT-
Der Abend gestern war einfach nötig. Als wir nach Hause gekommen sind, haben wir uns einfach in den Schlabberlook geschmissen, zwei Pizzen bestellt und im Bett gegessen. Dazu muss man sagen, dass wir eigentlich nie im Bett essen. Dann haben wir uns einfach nur zusammen gekuschelt und Netflix geschaut. Diesmal aber wirklich geschaut. Irgendwann ist Mira als erste eingeschlafen. Vorsichtig habe ich den Laptop zugeklappt und weggelegt und mich selber auch noch etwas bequemer hingelegt. Es war auch ziemlich früh, wo dann auch ich mit Mira in den Armen eingeschlafen bin.
"Was lächelt du so?" lacht Mira neben mir im Auto.
"Ich bin grad um einiges entspannter, als die letzten Tage."
Ich parke das Auto und ziehe Mira nochmal zu mir ran, um sie zu küssen.
Als wir uns lösen, lächelt Mira mich nochmal an und steigt dann aus. Wir gehen rein, wo schon Amelie und Martin mit seinen Jungs sitzen. Natürlich auch -Leider- Jonas. Wir setzen uns zu Amelie, wobei Mira wieder Abstand zu mir nimmt. Super! Ich hab echt gedacht, dass das erstmal Geschichte ist. Sieht wohl so aus, als würden wir noch das ein oder andere Gespräch, wie gestern, führen.
Auch die anderen stossen recht schnell zu uns, so dass wir mit dem Frühstück anfangen können.
Nach dem Frühstück machen wir uns an die Proben, während Mira sich im Büro verkriecht. Irgendwie habe ich das Gefühl, Amelie weiss was. Die beiden werfen sich immer solche Blicke zu.
Als Jonas und die Jungs dann auf der Bühne stehen, ziehe ich Amelie einfach mal etwas an den Rand.
"Wincent, ich hab grad echt keine Zeit."
"Doch! Erklärt mir mal einer, was hier für ein Spiel gespielt wird?"
"Wovon redest du?"
"Joa, sagen wir's mal so, Mira macht irgendwie nur die Büroarbeit, wobei ihr die sonst immer zusammen macht, du kümmerst dich hier 'alleine' um den praktischen Teil und ich hab einfach das Gefühl, dass du meiner Verlobten gerade dabei hilfst, mir aus dem Weg zu gehen."
"Du reimst dir da grade irgendwelchen Quatsch zusammen, dass ist dir klar? Warum sollte Mira dir überhaupt aus dem Weg gehen wollen? Sie liebt dich."
"Sag du es mir! Sie hat es gestern, als ich sie drauf angesprochen habe, nicht getan. Ich sehe, dass ihr euch allein über eure Blicke verständigt. Was weisst du und ich nicht?"
"Wincent, werd nicht paranoid. Ich mach jetzt meine Arbeit und du bitte auch."
Damit verschwindet Amelie und ich stehe immer noch, wie der letzte Volldepp, in der Ecke. Ich geh jetzt zu Mira und stell sie zur Rede.
"Wincent?" ruft Amelie mir hinterher, als ich gerade aus dem Raum will.
"Was?" frage ich leicht genervt.
"Wo willst du hin?"
"Das weisst du denke ich ganz genau."
"Ja, jetzt aber nicht."
"Doch, genau jetzt!"
Ich gehe einfach weiter und schnurstracks zum Büro.
Gerade, als ich die Tür öffnen will, kommt Mira raus.
"Du, jetzt hab ich grad echt keine Zeit" meint sie schnell und macht sich mit einem Stapel Unterlagen in Richtung Proberaum.
"Mira!" rufe ich ihr hinterher.
"Wincent, ich hab grad echt keine Zeit."
Mit ein paar grossen Schritten habe ich meine Verlobte aber eingeholt.
"Verdammt, Mira! Ich dachte, dass das Geschichte wär, dass du mir aus dem Weg gehst. Erst dachte ich ja noch, dass ich mir das vielleicht doch zusammenreime, aber wenn sogar Amelie dir hilft, mir aus dem Weg zu gehen... Rede doch jetzt einfach mal mit mir."
"Wincent, wie oft noch? Ich gehe dir nicht aus dem Weg und wie du gestern auch schon gesagt hast, ist während der Arbeit nicht gross Zeit. Wir haben beide zu tun."
"Ja, bei der Arbeit, aber vor allem nicht beim Frühstück. Ab dem Moment, wo wir in das Gebäude gegangen sind, hast du dich wieder distanziert."
"Okay, ich mach jetzt meine Arbeit und wir reden nachher in Ruhe. Ich gehe dir nicht aus dem Weg."
Ohne weiteres, geht sie in den Proberaum und direkt zu Amelie.
Ich sehe in den Raum. Alles läuft komplett normal. Keiner findet irgendwas komisch. Bin ich wirklich paranoid.
Ich schnappe mir meine Jacke vom Haken und gehe raus.
Ich setze mich auf die Bordsteinkante auf dem Parkplatz und scrolle durch meine Kontakte. Ich muss grad mit jemandem reden.
Shay? Mum?
Die machen sich dann die grössten Gedanken und Shay würde sofort Mira fragen, was los ist.
Marco?
Marco!
"Hey, alles klar bei dir? Solltest du nicht mit den Proben beschäftigt sein?" geht er ans Telefon.
"Ja, ne, ja... Ach keine Ahnung man."
"Was ist los?"
"Mira geht mir irgendwie aus dem Weg. Gestern hab ich sie drauf angesprochen und sie hat mir versprochen, dass ich mir nur irgendwas zusammenreime, wegen Arbeit und Stress und so. Wir haben uns dann mal wieder den Abend für uns genommen und einfach im Bett gelegen und nen Film geschaut. Ich dachte jetzt halt wirklich, dass ich mir das alles nur zusammengereimt habe. Naja, wir kommen heute Morgen hier an und ab dem Moment, wo wir zu den anderen gestossen sind, ist sie wieder auf Abstand gegangen. Nach dem Frühstück ist sie dann im Büro verschwunden. Ich hab mir vorhin dann mal Amelie geschnappt, weil sie safe was weiss. Es läuft nie so ab, das Mira die komplette Büroarbeit und Amelie den ganzen praktischen Teil macht. Die beiden machen immer alles zusammen. Das finden sie ja grade so lustig, dass sie uns jedem nacheinander immer eins überziehen können. Ich weiss einfach nicht, was ich noch machen soll."
"WOW... Spontan hab ich da grade auch keinen Plan. Hast du nochmal mit ihr gesprochen?"
"Jein... Sie hat alles abgeblockt und gesagt, wir reden später in Ruhe."
"Dann macht das mal."
"Ja..."
"Bekomm jetzt erstmal nen freien Kopf. Ich würd dir verdammt gerne helfen, aber ich weiss grad selber nicht wirklich..."
"Ja, ich glaub ich musste das grad einfach mal loswerden... Sag Nadine und den anderen aber erstmal nichts. Vor allem meiner Mum und Shay, solltest du sie irgendwie sehen."
"Ja klar, halt mich aber auf dem laufenden."
"Ja, bis dann."
"Halt die Ohren steif, bis dann."
Wir legen auf und ich streiche mir erstmal übers Gesicht und raufe mir die Haare.
"Fuck!" murmle ich.