Hier neben dir

Chapter 153

Auch der Sonntag verging ziemlich normal. Angela ist dann am Samstag wieder gefahren, nachdem sie sich sicher war, dass es mir gutgeht. Ich hab mich dann den Tag über weiter um meine Mails und so gekümmert. Gestern ging es mir morgens auch wieder nicht so gut, was nach einer Stunde im Bett mit der Wärmflasche wieder ging.
Jetzt sitze ich grade im Empfangsbereich des Flughafen. Wincent sein Flug hatte allerdings Verspätung und somit warte ich jetzt schon seit einer gefühlten Ewigkeit.
Ich sitze auf einer Bank und muss jetzt zum gefühlt tausendsten Mal, obwohl es noch nichtmal spät ist, auf Klo. Nur ist Wincent sein Flieger grade angekommen.
Scheiss drauf! Der muss noch sein Gepäck und so holen.
Als ich dann vom Klo wiederkomme, steht Wincent schon wartend und an die Wand gelehnt da.
"Sorry, war auf Klo" lächle ich ihn entschuldigend an.
Wincent schaut von seinem Handy auf und winkt nur kurz ab.
"Alles schick, warte noch nicht lange" lächelt er.
Wincent steckt sein Handy weg und zieht mich dann in seine Arme.
"Wie geht es dir?" flüstert er.
"Gut" lächle ich.
"Wahrheit bitte."
"Mir geht es gut. Das ist die Wahrheit."
Leicht genervt löse ich mich von Wincent, welcher mir dann leicht stöhnend folgt.
Wincent wirft seine Tasche in den Kofferraum und setzt sich dann auf die Fahrerseite, während ich auf dem Beifahrersitz Platz nehme.
"Meine Mum hat mir erzählt, dass sie sich Sorgen macht, weil du wohl fast zusammengeklappt bist."
"So war das nicht!"
"Ist mir egal, wie es genau war. Wenn meine Mum schon sagt, dass sie sich Sorgen um dich macht, mache ich mir automatisch doppelt so viel Sorgen."
"Wincent, mir geht es gut!"
"Sag das verdammt nochmal nicht, wenn du halb zusammenklappst!"
"Bin ich doch gar nicht!"
"Mira!"
"Ich hatte vielleicht einen kleinen Schwächeanfall, aber das kann vorkommen!"
"Ich hab es bei dir noch nie erlebt."
"Ist aber schon passiert, ohne das ich irgendwas hatte."
"Ist mir egal, ob du damals was hattest oder nicht. Du könntest jetzt was haben und ich habe Angst! Verstehst du das? Ich habe Angst um dich! Ich will, dass du zum Arzt gehst!"
"Wenn es nicht besser wird, gehe ich zum Arzt."
"Das 'Wenn es nicht besser wird' ist schon durch! Das hatten wir schon auf Tour gesagt. Ist es besser geworden?"
"Ja, etwas. Ich sass am Freitag abends eine halbe Ewigkeit hinter dem Laptop. Dann hab ich auch nicht allzu viel gegessen und bin auf dem Sofa eingepennt. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum mir am Morgen so komisch war."
Kritisch mustert er mich einmal durch. Ich lege meine Hand auf seinen Oberschenkel und schaue einfach aus dem Fenster. Nach ein paar Minuten greift Wincent seufzend nach meiner Hand. Er drückt einen Kuss auf meinen Handrücken und legt das Bündel dann auf der Mittelkonsole ab.
"Ich mach mir einfach Sorgen" murmelt er.
Ich sehe wieder rüber und lächle leicht.
"Ich weiss" flüstere ich.

Zuhause angekommen mache ich Wincents restliche Wäsche und er knallt sich erstmal auf die Couch. Geschlafen hat er ja wahrscheinlich auch nicht wirklich was. Sein Flug ist um drei Uhr gestartet. Als die Wäsche in der Maschine ist, gehe ich in die Küche, um mir einen Tee zu machen. Während ich auf das Wasser warte, räume ich ein bisschen auf und stelle dabei fest, dass Wincent wirklich eingeschlafen ist. Schmunzelnd decke ich ihn etwas besser zu, da die Decke nur irgendwie komisch daliegt. Ich selber gehe nach oben und mache mir leise Musik an, während ich mich wieder hinter meinen Laptop klemme.
Oh Fuck! In zwanzig Minuten ist die Onlinekonferenz mit Amelie und den paar ganz verklemmten von Universal. Okay, dafür muss ich mich definitiv nochmal etwas zurechtmachen. Ich sprinte schnell ins Schlafzimmer und ziehe meinen Schlabberhoodie aus und ein rotes Langarmshirt mit etwas höherem Kragen an. Im Bad kämme ich meine Haare schnell durch. Leicht schminke ich mich und binde meine Haare dann zur Hälfte nach hinten.
Zurück im Arbeitszimmer suche ich die wichtigsten Unterlagen zusammen, bevor ich mich an den Schreibtisch setze. Hoffentlich muss ich nicht nochmal aufstehen, während des Telefonats. Ich trage die grösste Jogginghose, die ich besitze.
»Bereit?🙄« kommt dann die Nachricht von Amelie.
»Auf in den Kampf🙄«
»Danach wieder 5 Minuten Auskotzen«
»Worauf du einen wetten kannst!«
Ich mache die Musik aus und öffne das Programm auf dem Laptop.
Kurz danach erscheinen auch schon Amelie und die, wie wir sie gerne nennen, komplett verklemmten Eisklötze.
Eine knappe Stunde lang rauben sie mir fast den letzten Nerv, bevor wir dann endlich auflegen. Zwei Sekunden später taucht Amelie alleine wieder auf meinem Display auf.
"Wie zum Teufel kann man nur so einen Stock im Arsch haben?!" regt sie sich direkt auf.
"Ich hab keine keine Ahnung, aber bitte geb mir den Gnadenschuss, bevor ich mal so ende."
"Du endest nicht so! Das hält doch keiner aus!"
"Haha. Hoffentlich nicht."
"Ist Wincent eigentlich schon zuhause?"
"Ja, hab ihn heute morgen aus Hamburg abgeholt. Er wollte unbedingt noch selber nach Hause fahren und ist dann hier direkt auf dem Sofa eingepennt."
"Echt?" lacht sie.
"Ja, ich war nur kurz im Bad wegen der Wäsche und bin dann in die Küche, um mir nen Tee zu machen, da hat er schon gepennt."
"Oh Gott."
"Und bei dir?"
"Naja, bei mir ist nicht wirklich was los. Nur ein bisschen was für Frühstücksfernsehen und so. Sonst bei dir?"
"Vorbereitung Luke und so. Hab's auch endlich mal geschafft, wieder mehr Sport zu machen."
"Und wie geht es dir Gesundheitlich?"
"Wird langsam besser. Aber manchmal wird mir schon noch schummerig."
Wir unterhalten uns eine ganze Weile, bis Amelie anfängt, zu lachen. Schmunzelnd drehe mich um und beginne ebenfalls zu lachen. Dieser Anblick ist einfach nur genial!
Wincent. Komplett verwuschelte Haare. Zerknautschtes Gesicht. Total verschlafen.
"Ha Ha Ha. Du siehst aber auch nicht unlustig aus. Oben komplett zurecht gemacht und unten die grösste Jogginghose und fette Socken."
"Sieht bei mir nicht anders aus" meint Amelie lachend.
Wincent stellt sich hinter mich und legt seine Hände auf meine Schultern, um mich leicht zu massieren.
"Na dann, ich glaube, dass wir soweit alles geklärt. Bailey muss auch nochmal raus und eine Freundin kommt demnächst."
"Dann viel Spass und wir telefonieren nochmal."
"Definitiv! Dann bis später."