Hier neben dir

Chapter 88

-SICHT MIRA-
Mitten in der Nacht wache ich auf. Ich will mich direkt wieder in Wincent's Arme kuscheln, als ich merke, dass er gar nicht mehr neben mir liegt. Leicht verwirrt setze ich mich auf und reibe mir kurz die Augen. Vom Nachttisch nehme ich mir mein Handy und stehe auf. Drei Uhr. Ich leuchte mir den Weg nach draussen und im Flur höre ich auch schon die Gitarrenklänge. In der Tür zum Balkon bleibe ich stehen. Ich filme kurz etwas für meine Story und poste sie dann. Als Wincent diese dann sieht, dreht er sich um.
"Sorry, ich wollte dich nicht wecken."
Lächelnd schüttle ich den Kopf und gehe auf ihn zu. Mein Handy lege ich ab und beginne dann, Wincent leicht an Schultern und Nacken zu massieren. Er schliesst die Augen und geniesst mein Tun sichtlich. Langsam bücke ich mich weiter zu ihm runter, wobei meine Hände auf seine Brust gleiten.
"Konntest du nicht mehr schlafen?" murmle ich gegen seinen Hinterkopf und fange an, leichte Küsse darauf zu hauchen.
"Irgendwie nicht. Ich musste das irgendwie aufschreiben."
Er legt die Gitarre beiseite und zieht mich auf seinen Schoss.
"Puh... Ist dir nicht kalt?" fragt er und zieht mich noch dichter an sich.
"Du wärmst mich doch schön. Ausserdem ist es Sommer."
"Und mitten in der Nacht."
"Jetzt bin ich eh auch wach."
"Sorry" murmelt er und vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge.
"Alles gut... Unser Schlafrhytmus ist doch sowieso komplett am Arsch."
"Ja... Und jetzt sind wir wach und gehen wahrscheinlich auch wieder spät ins Bett."
"Dafür fangen dann bald endlich wieder die Festivals an... Wobei wir ja eh nur nich bis Anfang August dabei sind."
"Hm... Dann ziehen wir um."
"Ja... Eigentlich hasse ich Umziehen ja."
"Wird wohl hoffentlich das letzte Mal sein... Boah, du hast ne richtige Gänsehaut. Los, ab rein mit dir."
Er drückt mich etwas hoch und steht noch selber auf. Ich schnappe mir mein Handy und Wincent seines und die Gitarre. Zusammen gehen wir rein, wo ich mich erstmal umziehe. Schlafen kann ich jetzt eh nicht mehr.
Aus meinem Schrank nehme ich eine einfache schwarze Leggins und ein schwarzes Croptop und ziehe da drüber dann auch noch eine graue oversize Wollstrickjacke, die mir bis zur Kniekehle geht.
Inzwischen ist es kurz vor vier.
Ich gehe in die Küche und mache erstmal Kaffee. Wincent hat sich inzwischen auch eine Hose angezogen und sitzt im Arbeitszimmer am Laptop.
Mit dem Kaffee setze ich mich auf seinen Schoss und schaue, was er macht.
"Bekomm ich auch einen?" fragt er sofort.
"Hier" lache ich und drücke ihm eine Tasse in die Hand.
Er trinkt einen Schluck und stellt die Tasse dann auf dem Schreibtisch ab.
"Wann wollen wir in die Flitterwochen?"
"Am besten, wenn es noch einigermassen warm hier ist. Wir wollen zwar ins kühle, aber ich hab keine Lust, zu erfrieren."
"Wie wäre es, wenn wir ein paar Tage nach unserer Hochzeit fliegen und so anderthalb bis zwei Wochen bleiben?"
"Ja, das klingt gut."

Um acht bekomme ich dann langsam echt Hunger und gehe in die Küche. Kurz nach mir schlägt auch Wincent auf und macht uns beiden den dritten Kaffee, während ich zwei Schüsseln Müsli mache.
"Wir haben eigentlich nichts mehr zu essen hier, aber ich will auch nicht mehr einkaufen gehen" stelle ich fest.
"Wie sieht es im Tiefkühlschrank aus?"
"Auch nicht besser."
"Dann müssen wir wohl doch nochmal einkaufen."
"Auch, wenn wir in drei Tagen eh wieder unterwegs sind?"
"Sieht wohl so aus."
"Ich hab keine Lust" stöhne ich und nehme meine Müslischüssel, mit welcher ich auf den Balkon gehe.
Wincent folgt mir lachend und setzt sich mir gegenüber.
"Notiz an mich selber" grinst er mich an "Egal wie gross mein Verlangen ist, niemals riskieren, dass du nicht genug Schlaf bekommst."
"Sehr witzig."
"Hahaha... Dein Blick" lacht er.
"Boah, du hast gerade so glück, dass nichts zum werfen hier ist."
Wincent ist jetzt in einem richtigen Lachkrampf gefangen. Ich schnappe mir mein Handy und nehme es auf, wohl darauf bedacht, dass man nicht sieht, wo wir wohnen. Kurz, bevor die Aufnahme zu Ende ist, drehe ich die Kamera um, so dass man mein sehr amüsiertes Gesicht sieht.
»Manchmal geht der mir echt auf den Nerv😐 @wincentweiss warum?«
"Du bist unmöglich!"
Vor lachen bekommt er kaum was von seinem Essen runter.
Langsam kann ich aber auch nicht mehr ernst bleiben und bekomme selber einen Lachanfall.

Nachdem wir eine Weile Mails gemacht haben, machen wir uns fertig, um einkaufen zu gehen. Ich ziehe mir einfach eine Jeans an, mache mir ein leichtes Make-up und kämme meine Haare nochmal durch, bevor ich mir meine Nikes anziehe. Heute ist es etwas bewölkter, aber trotzdem noch angenehm warm. Wincwnt hat überraschender Weise die Jeans an, welche ich ihm in London angedreht hatte und darüber ein einfaches schwarzes Shirt. Ausserdem seine Cap.
"Hätte nie gedacht, dass du die mal anziehst" lache ich und deute auf seine Hose.
"Warum? Die ist cool!"
Skeptisch schmunzelnd drehe ich mich wieder um und meine Schlüssel in meine Handtasche schmeisse.
"Steht dir" lächle ich und öffne die Tür.
Mit dem Aufzug fahren wir runter und laufen dann zum Supermarkt.

Wieder zuhause räumen wir alles ein und ziehen uns dann um, um nochmal etwas Sport zu machen. Ich ziehe mir mein altrosafarbenes Set mit dem Longsleeve an. Mein Make-up entferne ich und binde meine Haare nach oben.
Heute kommt auch Willi mit zum Sport. Die Jungs werden ihr Ding schön durchziehen und ich mache mein Programm.

"Mira, machst du mit?" lächelt der Physiotherapeut.
"Äh ne, ich muss noch langsam machen."
"Und ich hab trotzdem nen Auge drauf" meint Wincent.
"Boah, quäl den!"
"Wird sowieso passieren."
"Viel Spass. Ich geh erstmal joggen."
"Bis dann."
Wincent drückt mir noch einen Kuss auf die Lippen, bevor ich mich daran mache, ein paar Runden durch den Park zu joggen. Der hier ist etwas grösser, als der bei uns um die Ecke und somit wird es auch nicht soooo langweilig.
Wieder bei der grösseren Wiese angekommen, mache ich im Gras meine Übungen. Die Jungs sind wahrscheinlich gerade joggen.
Gerade mache ich Plank, als mich jemand anspricht.
"Hey, ehm... Ich hab dich hier grade gesehen. Ich bin Physiotherapeut. Kann ich dich hier mal korrigieren?"
"Wie bitte?"
"Bei dieser Übung ist es wichtig, die Körperspannung zu behalten."
"Ich mache das schon ziemlich lange."
"Dafür machst du es aber ziemlich falsch. Warte, ich helfe dir."
Er fasst einfach an meine Hüfte. Jetzt reicht's!
Ich stehe auf und mache ein paar Schritte von ihm weg.
"Lassen Sie mich bitte."
"Ich wollte nur helfen" hebt er beschwichtigend die Arme.
"Ich benötige diese Hilfe aber nicht."
Er macht wieder einen Schritt auf mich zu.
"Mir gefallen Frauen, die wissen, was sie wollen."
"Schön für Sie" mache ich wieder einen Schritt zurück, nur kommt er wieder näher.