Chapter 80

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Ich bin wie erstarrt. Mira ist da draussen?
Um mich herum ist das grösste Chaos, was ich nur nicht wirklich mitbekomme.
Als hätte sich dann aber ein Schalter umgelegt, renne ich los.
"Wincent, nein!" rennt Amelie mir hinterher.
Natürlich bin ich schneller als sie. Aber die Securitys sind schneller als ich. Zwei Männer halten mich fest, während ich nur nach draussen rennen will.
"Lasst mich los!" wehre ich mich.
"Wincent, du kannst da nicht raus" redet Amelie mir einigermassen ruhig zu.
"Mira ist da draussen! Ich gehe da jetzt raus!"
"Das darfst du nicht!"
"Ist mir doch scheiss egal, was ich darf!"
"Die Feuerwehr und Rettungswagen sind schon da und bergen die Leute."
"Trotzdem muss ich da raus!"
"Wenn das Okay von der Feuerwehr kommt, dass nicht noch mehr Sprengsätze da draussen sind, gehen wir sie suchen."
"Ich geh da jetzt raus!"
"Nein!"
"Amelie!"
"Bringt ihn irgendwo hin und passt auf, dass er nicht abhaut, Jungs."
Damit ziehen mich die Jungs auch schon weg. Ich versuche mich aus ihren Griffen zu befreien, aber schaffe es nicht. Ich fühle mich einfach hilflos.
Irgendwann setzen sie mich dann auf einen Stuhl. Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und kämpfe mit den Tränen. Was mache ich jetzt? Ich muss doch irgendwie helfen können. Meine Verlobte ist da draussen und ich habe keine Ahnung, ob sie unverletzt, verletzt, schwerverletzt oder vielleicht sogar... Nein! Ich darf das gar nicht erst denken, aber...
"Fuck!" brülle ich, stehe auf und trete den Stuhl weg.
"Hey, Wincent, es geht ihr bestimmt gut" kommt Amelie dann wieder zu mir.
"Das kannst du nicht wissen! Sie kann verletzt sein. Sie kann schwerverletzt sein. Verdammt, sie kann sogar-"
"Nein! Sag das gar nicht erst!"
"Woher willst du wissen, dass es ihr gut geht?"
"Bis jetzt haben sie nur lebende geborgen. Allen, die draussen sind, geht es soweit gut. Klar, es gibt Verletzte, aber keine Toten."
"Bis jetzt!"
"Sag mal... Red es dir nicht auch noch ein!"
"Ich... Verdammt, Amelie, was ist wenn?"
"Nein! Es gibt jetzt kein "was ist wenn?"! Versuch jetzt bitte einfach mal kurz, nicht nen Nervenzusammenbruch zu erleiden und wenn wir das Okay bekommen, gehen wir beide zusammen raus und suchen sie."
Ohne noch was zu sagen, nimmt sie mich in den Arm. Ich geniesse ihre Umarmung und hoffe einfach, dass es Mira soweit gut geht. Wir wollen doch in nicht mal mehr ganz drei Monaten Heiraten. Wir wollen in unser eigenes Haus ziehen. Wir wollen diese Familie zusammen. Diesen kleinen Traum, der sich Leben nennt. Ja, klingt jetzt verdammt kitschig, aber es ist so. Ein Leben ohne Mira... Nein! Amelie hat Recht! Ich darf gar nicht erst daran denken!
"Kann ich dich kurz alleine lassen? Ich würde mal schnell gucken gehen und wenn wir dürfen, komm ich. Wir gehen dann zusammen raus."
"Okay" murmle ich nur.
"Ich bleib hier" höre ich dann Paul seine Stimme.
Er stellt den Stuhl, den ich eben weggehauen habe, wieder hin und zwingt mich schon quasi dazu, mich darauf hinzusetzen. Ich lasse mich dann auch wirklich fallen und vergrabe mein Gesicht wieder in meinen Händen.
"Hey ehm, ich weiss, du bist mit den Gedanken gerade komplett bei Mira, aber melde dich mal bei deiner Mum und deiner Schwester. Lisa hat mich auch schon angerufen, ob es mir gut geht."
Ich hole mein Handy raus und habe tatsächlich auch schon mehrere Anrufe von meiner Mum, meinem Opa und Marco. Ich habe nichtmal bemerkt, wie ich angerufen wurde. Mindestens dreissig Mal.
Als erstes rufe ich meine Mum an.
"Wincent, geht es dir gut?" geht sie panisch ans Handy.
"Mir geht es gut" sage ich immer noch etwas abwesend.
"Und Mira? Ist sie bei dir?" höre ich dann die leicht ängstliche Stimme meiner Schwester.
"Ich weiss es nicht."
"Wincent?"
"Sie war im Zuschauerbereich. Wir dürfen noch nicht nach ihr schauen."
Auf der anderen Seite wird es still.
"Könnt ihr Oma und Opa Bescheid sagen, dass es mir gut geht? Ich ruf nur schnell noch Marco an und... Ich hoffe einfach, dass Amelie gleich wiederkommt."
"Natürlich mein Junge. Schreib uns bitte sofort, wenn ihr sie gefunden habt."
"Ja, mach ich."
"Wincent, alles wird gut."
"Ich hoffe es" murmle ich.
"Bis dann."
"Ich hab euch lieb."
"Wir dich auch."
Wir legen auf und ich rufe Marco zurück.
"Alter, geht's dir gut?"
"Ja, ich bin okay."
"So klingst du aber nicht."
"Mira wird vermisst."
"Scheisse..... Wincent, Mira geht es bestimmt gut."
"Ich hoffe... Du Kumpel, ich meld mich. Amelie kommt grad wieder."
"Klar, bis dann jnd schreib mir, wenn es was von Mira gibt."
"Mach ich."
Ich lege auf und gehe mit Paul Amelie ein Stück entgegen.
"Also, alles ist gesichert. Jeder wurde geborgen. Ein paar sind schon auf dem Weg ins Krankenhaus, aber es gibt keine Toten!"
"Und Mira?"
"Ich hol dich ja grade, damit wir sie zusammen suchen können."
"Worauf warten wir dann noch?"
"Zieh dir bitte erstmal schnell nen Hoodie über. Ich glaub nicht, dass das grad wen gross interessieren wird, aber wenn du belagert wirst, hilft das keinem."
Paul zieht sich schnell seinen Hoodie über den Kopf, da er grade auch nicht den Teamhoodie trägt, und gibt ihn mir.
"Wir schaffen das hier schon alles irgendwie" meint er.
"Such das Team zusammen und geht zum Bus" weisst Amelie ihn noch an, bevor wir zusammen nach draussen gehen.
Auf dem Weg ziehe ich mir den Hoodie über und setze die Kapuze auf.
"Okay, versuche einfach, einen kühlen Kopf zu bewaren" meint Amelie, als wir vor dem Ausgang stehen.
"Amelie, ich will einfach nur zu meiner Verlobten."
"Okay. Bleib bei mir!"
"Verstanden."
"Ich meine das ernst. Du wirst nicht direkt wegrennen!"
"Ich verspreche es! Amelie, ich will jetzt zu Mira."
"Okay."
Die Sicherheitskräfte lassen uns durch und ich versuche, mir erstmal einen groben Überblick zu verschaffen.
Vor allem junge Frauen sitzen geschockt und traumatisiert auf dem Boden. Zum Teil sind der Freund oder die Eltern dabei. Sie versuchen selber noch, zu verstehen, was da gerade passiert ist. Alle sind dreckig. Viele bluten auch. Ich zähle mindestens fünf Krankenwagen.
Was ist das für win Albtraum?

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