Chapter 135

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Schlafen konnte ich heute echt nicht so gut. Ich musste die ganze Zeit daran denken, dass Mira vielleicht schon schwanger ist, aber auch daran, dass sie mir nichts von ihrem ersten Test erzählt hat.
Mira öffnet langsam ihre Augen und blinzelt ein paar Mal. Kurz sehen wir uns einfach in die Augen, bevor ich mich leicht zu ihr runter lehne und meine Lippen auf ihre lege.
"Wie geht es dir?" frage ich leise.
"Geht so" murmelt sie und kuschelt sich etwas mehr an mich ran.
"Jeder hier sieht, dass es dir nicht so gute geht. Amelie will einen Test besorgen und den machst du bitte auch."
"Ich glaub nicht, dass ich schwanger bin."
"Nur zur Sicherheit. Ausserdem wär es doch schön."
"Natürlich wär es schön, aber meine Periode sagt was anderes."
"Muss nicht immer was heissen... Als du sie das letzte Mal nicht hattest, warst du ja wohl auch nicht schwanger."
Mira löst sich aus meinen Armen und setzt sich auf. Auch ich setze mich hin und schaue zu meiner Frau, welche mit dem Rücken zu mir sitzt.
"Warum hast du mir nichts gesagt?"
"Ich war mir komplett unsicher. Du hättest dir die grössten Hoffnungen gemacht und wärst dann verdammt enttäuscht gewesen" erklärt sie, ohne sich umzudrehen.
Ich rücke noch etwas an sie ran und lege meinen Kopf auf ihrer Schulter ab, während meine Arme sich um sie schlingen.
"Also schlägst du dich lieber alleine mit deiner Enttäuschung rum?... Liebling, ich will wissen, wenn du vermutest, dass du schwanger bist."
"Jetzt vermute ich es aber nicht."
"Aber dafür Amelie, die Jungs und auch ich."
"Ich werd doch wohl merken, wenn ich schwanger bin."
"Mach doch einfach nachher einen Test, dann können wir es entweder ausschliessen oder uns freuen."
"Von mir aus" murmelt sie.
Warum ist sie so dagegen, einen Test zu machen. Das schlimmste, was passieren kann, ist doch nur, dass der Test negativ ist. Wir wollen doch ein Kind. Deswegen verhüten wir ja auch nicht mehr. Wenn er negativ ist, ist es eben noch so. Klar scheisse, aber dann müssen wir es eben weiter versuchen. Wogegen ich definitiv nichts habe. Ich verstecke mein Gesicht in ihrer Halsbeuge und hauche ein paar Küsse auf ihre Haut.
"Ich mach mich dann mal los. Amelie wartet bestimmt schon unten" löst sie sich dann aber von mir und steht auf.
Mira schnappt sich ihren Hoodie und zieht ihn sich über, bevor sie ihren Dutt öffnet, die Haare über Kopf ausschüttelt und gleich wieder zusammenbindet.
"Kannst du mir mal mein Handy geben?"
Seufzend greife ich auf die kleinen Ablage nach ihrem Handy und reiche es ihr.
"Was hab ich jetzt schon wieder falsch gemacht?"
"Gar nichts" meint sie nur schnell.
"Schatz, das glaub ich dir nicht."
"Stimmt aber" murmelt sie.
"Warum bist du dann jetzt so abgefuckt?"
"Bin ich nicht!"
Sie schnappt sich ihre Sachen und verschwindet aus dem Zimmer nach unten.
"Da sagt nochmal einer, ich sei morgens schlecht drauf" murmle ich kopfschüttelnd.
Es bringt jetzt eh nichts, ihr hinterher zu gehen, um mich mit ihr zu versöhnen. Sie würde mir jetzt nicht zuhören. Dafür ist sie viel zu sturköpfig. So, wie ich ihre Stimmungsschwankungen einschätzen kann, kommt sie spätestens, wenn ich nach dem Sport in meiner Umkleide chille, an. Ich bleibe also noch kurz im Bett, bevor ich mich anziehe, meine Sachen schnappe und nach unten gehe. Zusammen mit Fabi gehe ich rüber in die Halle.
"Alles klar bei euch? Mira war ja ziemlich mies gelaunt."
"Frag nicht. Sie ist grad echt komisch... Naja, ich kann jetzt beim Sport ein bisschen abschalten und danach hat sie sich auch wieder."
"Das erste Jahr ist wohl immer das schwerste."
"Was soll das denn heissen?"
"Das erste Jahr Ehe. Das soll immer am schlimmsten sein."
"Ich glaub nicht, dass das an der Ehe liegt."
"Alter, das sagt man nur" lacht er leicht und klopft mir noch auf die Schulter, bevor ich in meiner Garderobe verschwinde.
Ich ziehe mich schnell um und mache mich dann auf den Weg in die Halle, wo der Aufbau schon voll im Gange ist. Auch Amelie und Mira rennen hier von A nach B. Ich werfe einen Blick zu Mira, welche mich gerade einfach ignoriert, wie es aussieht. Das tut echt weh.
"Sie lässt sich nicht ins Büro abschieden" steht Amelie dann vor mir.
"Und Test?"
"Ich muss dann eh nochmal los und da bring ich einen mit."
"Danke."
"Gab's bei euch irgendwie Stress? Sie ist ziemlich schlecht drauf."
"Ich weiss nicht, was ich getan hab. Am Anfang war noch alles gut und als ich mich nochmal an sie gekuschelt habe, nachdem wir kurz wegen dieser Sache mit den Symptomen gesprochen haben, hat sie sich genervt gelöst, fertiggemacht und ist nach unten."
"Gesprochen oder gestritten?"
"Gestritten, wären schon alle wach. Nein, normal gesprochen."

Nach dem Sport chille ich mich nochmal in meine Garderobe. Eigentlich hätte ich erwartet, dass Mira jetzt mal kommt, um sich zu versöhnen, aber nichts. Keiner kommt.
»Wo ist Mira grade?« schreibe ich Amelie.
»Müsste im Büro sein, bin den Test holen«
»Okay«
Ich stehe also vom Sofa auf und mache mich auf den Weg ins Büro.
Vorsichtig klopfe ich an und nehme ein abwesendes "Herein" von Mira wahr.
Ich trete also ein und schliesse die Tür wieder, bevor ich mich hinter sie stelle und ihr über die Schulter auf die Unterlagen schaue.
"Wincent, ich bin beschäftigt. Ist es wichtig?"
"Was hab ich getan? Meine Frau geküsst? Warum bist du so kühl?"
"Bin ich doch gar nicht."
"Hörst du dir eigentlich selber zu?"
"Wincent, ich hab zu tun."
"Schon wieder!"
Ziemlich genervt drehe ich sie zu mir um und stütze mich links und rechts auf den Stuhllehnen ab, so dass sie quasi gefangen ist.
"Wincent ich hab meine Arbeit zu erledigen."
"Und ich sage, dass wir das jetzt erstmal klären!"
"Was denn klären?"
"Dein scheiss Ernst?! Mira, ich habe nichts getan! Weiss mich nicht ab!"
"Ich weise dich nicht ab! Ich arbeite!"
"Wie sah das heute früh aus? Von einem Moment auf den anderen warst du total abgefuckt. Ausserdem hast du mich total ignoriert."
"Ich bin meiner Arbeit nachgegangen!"
"Das ist die eine Sache, aber mich ignorieren die andere. Amelie ist gerade weg und bringt auch einen Test mit. Ich werde dabei sein, wenn du ihn machst!"
"Dann mache ich eben den Test."
"Warum sträubst du dich so davor, diesen Test zu machen? Wir wollen doch Kinder bekommen. Das ist doch auch der Grund, warum wir nicht mehr verhüten. Vor zwei Tagen machst du dir noch die grössten Gedanken, dass du nicht schwanger wirst und jetzt vermuten wir es und du blockst ab."

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