Chapter 86

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Als wir aufgegessen haben, stellen wir die Schüsseln auf den kleinen Beistelltisch und ich kuschle mich an ihn ran. Wincent hält mich fest im Arm. Ich schliesse meine Augen und geniesse seine Wärme. Klar ist mir nicht kalt Ende Juni, aber ich liebe es gerade unheimlich, seine Nähe zu spüren. Das war schon immer so. Aber vor allem Wincent sucht in den letzten Tagen immer öfter meine Nähe, was ich wirklich geniesse.
"Sag mal" beginnt er dann, weswegen ich die Augen öffne und zu ihm aufsehe "mich würde immer noch interessieren, warum du draussen warst."
"Ich weiss es wirklich nicht mehr. Ich weiss noch, dass ich zu Amelie gesagt hab, dass ich kurz aus dem Backstage verschwinde und dass ich dann auch rausgegangen bin. Ich hab glaub nichtmal auf Lea und dich auf der Bühne geachtet. Dann war da eben dieser Knall. Irgendjemand hat mich zu Boden gerissen, was glaub schlimmeres verhindert hat. Aber danach kann ich mich nur noch wage daran erinnern, dass ich ins Krankenhaus eingeliefert worden bin. Alle haben mit mir gesprochen und ich wollte reagieren, konnte aber nicht. Ich wollte sie fragen, wo du bist und ob es dir gut geht, aber ehe ich noch irgendwie weiter reagieren konnte, bin ich wieder eingeschlafen."
"Ich habe mich verdammt hilflos gefühlt, als wir dich erst nicht gefunden haben und als der Arzt uns nichts sagen konnte, bis Max und Lena da waren."
"Aber das ist jetzt vorbei."
"Aber was, wenn das nochmal passiert?"
"Schatz, das wird bestimmt nicht nochmal passieren."
Er setzt sich etwas auf und nimmt mich dabei mit.
"Aber was, wenn doch?"
"Okay, sowas kann immer und überall passieren, aber davon lass ich mir nicht das Leben ruinieren. Es ist auch möglich, dass wir auf die Strasse gehen und dort angeschossen werden. Ich könnte auch genau jetzt einen Herzinfarkt erleiden."
"Unwahrscheinlich."
"Aber nicht komplett unmöglich. Durch Sport und Ernährung wirklich unwahrscheinlich, aber es kann passieren. Im Grunde genommen kann jetzt auch ein Tumor bei mir entdeckt werden. Ich kann schwer krank werden... Schatz, es kann immer etwas passieren, aber das ist kein Grund, sich die grössten Sorgen zu machen."
"Du hast ja Recht" murmelt er.
"Hab ich immer! Schatz, wir leben und ich bin jetzt gerade hier, oder? Ich sitze hier auf deinem Schoss und ich will jede Sekunde mit dir zusammen geniessen und nicht über sowas reden."
Seufzend lässt er sich wieder weiter nach hinten fallen. Seine Hand liegt an meiner Taille und streichelt sanft unter meinem Shirt über meine Haut, was mir eine leichte Gänsehaut verpasst. Was der kann, kann ich schon lange. Ich lasse meine Hand von seiner Brust über seinen Bauch zum Saum seines Shirts gleiten. Kurz spiele ich etwas an den Kordeln seiner Jogginghose, die ausnahmsweise mal beige statt schwarz ist, bis ich meine Hand unter sein Shirt schiebe. Sofort zieht er scharf die Luft ein, lässt mich aber einfach machen. Ich zeichne jeden einzelnen Muskel nach und lege die Hand dann einfach auf seinen Muskeln ab.

"Schatz" werde ich von Wincent geweckt "Ich hab Hunger."
"Dein Ernst?" lache ich leicht.
"Du weisst genauso gut wie ich, dass ich nicht kochen kann."
"Du kannst Burger."
"Dafür haben wir aber nichts da."
"Dann gibt's eben was anderes" murmle ich und setze mich langsam auf.
Wincent setzt sich ebenfalls auf und kuschelt sich an meinen Rücken.
"Ich dachte, du hast Hunger" schmunzle ich.
"Hab ich ja auch" murmelt er.
"Dann kochen wir jetzt was" sage ich bestimmt und stehe auf.
Ich nehme noch die beiden Schüsseln und bringe sie in die Küche. Meine Hände wasche ich noch schnell, bevor ich aus dem Kühlschrank die gekochten Kartoffeln von gestern und das Geschnetzelte und aus dem Tiefkühlfach die Bohnen hole.
"Was kann ich machen?" fragt Wincent, welcher jetzt auch in der Küche steht.
"Kannst du die Kartoffeln in Scheiben schneiden?"
"Mach ich."
Während ich das Hühnchen in die Pfanne mache und mit Salz und Pfeffer würze und die Bohnen in einen Topf mache, schneidet Wincent die Kartoffeln, welche dann auch in eine Pfanne kommen. Während alles vor sich hin brät und kocht, hole ich mein Handy nochmal vor und setze mich auf einen der Barhocker. Wincent hat mich in seiner Story markiert.
Ich drücke in dem Balken oben auf sein Profilbild und sehe als erstes ein Video vom Sport im Park. Er läuft gerade chillig und zoomt dann auf mich, wie ich im Gras gerade einfache Plank to Push-Up mache.
»Im Tarnoutfit😜 @mira_sr«
Ha Ha Ha okay, pink ist ziemlich auffällig, aber ich mag das Set voll.
Danach hat er meine Story repostet.
»😀❤️«
Als letztes kommt ein Bild, wo ich in seinem Arm liege und schlafe. Man sieht eigentlich nur meine Haare und Wincent, wie er mir einen Kuss auf den Kopf drückt.
»Ich liebe dich❤️«
Nachdem ich kurz alles umgerührt habe, gehe ich kurz ins Wohnzimmer, wo er mit seiner Gitarre sitzt und etwas herumklimpert. Ich kuschle mich etwas an ihn ran, woraufhin er die Gitarre sofort beiseite legt.
"Ich liebe dich" flüstere ich.
"Ich dich auch" murmelt er und legt seine Lippen auf meine.
"Was hast du da gerade gespielt?" frage ich, nachdem wir uns gelöst haben.
"Weiss ich gar nicht. Ich hatte das nur grade irgendwie im Kopf."
"Kannst du es nochmal spielen?"
Lächelnd greift er nach seiner Gitarre und fängt wieder an. Es klingt wirklich verdammt schön, was er gerade spielt. Ich schliesse meine Augen und lausche einfach ein bisschen.
"Ich bin noch nicht ganz am Ziel
Komme dem aber immer näher
Lasse mich nicht ablenken
Führe meinen Weg voran
Zusammen könn' wir alles schaffen
Denn alleine schaff ich's nicht
...
Blicke auf ein Meer
Jeden Morgen sehe ich es
Vor dem Schlafen ist es neben mir
Lasse es nicht los
Lasse es nicht gehn'
Weiss, es wird bleiben"
Er spielt noch etwas weiter und sieht dann nochmal zu mir, während er eine letzte Zeile singt.
"Das Meer, was in deinen Augen lebt" flüstert er schon fast.
Ich streiche einmal von vorne nach hinten durch seine Haare und lasse meine Hand dann in seinem Nacken liegen.
"Behaupte noch ein einziges Mal, dass du nicht romantisch bist" schmunzle ich.
"Bin ich romantisch?" nuschelt er grinsend.
"Und wie" grinse ich und schliesse die letzte Lücke zwischen unseren Lippen.
Als ich plötzlich etwas überkochen höre, löse ich mich schnell und renne in die Küche. Schnell nehme ich den Deckel von den Bohnen und stelle die Temperatur etwas nach unten, bevor ich das Wasser wegwische.
"Sag noch einmal, dass ich ein Chaos beim Kochen verursache" lacht Wincent und schlingt seine Arme um mich.
"Das ist was anderes! Ich wurde abgelenkt."
"Ach, na das ist natürlich ein Grund mein Essen verbrennen zu lassen."
"Also... Siehst du hier irgendetwas schwarzes?"
"Noch nicht."
"Halt die Klappe und hol lieber Teller raus."

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