Chapter 68

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Im Schlafzimmer ziehe ich mir mein Schlafshirt und  Jogginghose an, bevor ich in die Küche gehe. Als ich am Bad vorbeigehe, höre ich das Wasser der Dusche fliessen und Wincent leise singen. Er singt immer unter der Dusche, denkt aber, glaube ich, dass ich es nicht höre. Falsch gedacht.
In der Küche angekommen, nehme ich mir erstmal wieder meine Schokolade. Die Tafel lege ich offen auf auf die Kücheninsel und lehne mich mit meinem Oberkörper auch darauf.
Ich scrolle etwas durch Instagram, wobei mir natürlich auch die Story von Wincent angezeigt wird.
Als erstes wird mir unser Frühstück angezeigt.
»@mira_sr❤️«
Danach kommt noch eine Story von vorhin bei der kreativen Arbeit. Also ein Foto, wie er komplett bunt bemalt ist.
»Wenn der schwarze Look die anderen nervt und sie das dann selber ändern @mira_sr @amelizer @maervle«
"Bin sauber. Zufrieden?" steht Wincent dann plötzlich genau hinter mir.
"Viel besser" lächle ich.
"Dann bekomm ich jetzt mein kuscheln von heute morgen?"
"Balkon, Sofa oder Bett?"
"Lass uns mal auf dem Balkon anfangen und danach ins Bett gehen. Ich bin nicht so der Typ, der direkt ins Bett geht."
"Ach, na wenn das so ist. Ich komm gleich."
"Bring was zu essen mit."
"Alles klar" lache ich.
Ich hab Bock auf Eiscreme.
Okay, was haben wir für Eis?
Gott, was ist grade los mit mir? Sonst hab ich doch auch nicht so ne Fressattacken.
Ich hole erstmal eine Schüssel raus. Vanille, Pistazie und Joghurt. Alles, bloss kein Schokoladeneis. Ich mag es irgendwie einfach nicht. Noch nie. Ein paar Himbeeren und Blaubeeren. Der perfekte Eisbecher. Ich schnappe mir noch Löffel und ein paar Gummibärchen für Wincent, bevor ich zu ihm rausgehe.
Er sitzt schon auf der Sonneninsel mit einer Kuscheldecke und seinem Laptop. Ich lege mich neben ihn und er sieht mich ziemlich verwirrt an.
"Warum ist in diesem Eis nur ein Löffel?"
"Weil die hier für dich sind."
"Und warum darf ich nichts von dem Eis?"
"Ich hab grad so eine schlimme Fressattacke."
"Haha..."
"Das ist nicht lustig! Ich hab sowas das letzte Mal vor ein paar Jahren gehabt. Nichtmal, wenn es mir schlecht ging."
Wenn es mir schlecht geht, kann ich eh eher weniger essen, als viel.
"Darf ich wenigstens mal kosten" brummt er.
"Ausnahmsweise."
Ich gebe ihm den Löffel und er schleckt ihn genüsslich ab. Dann zieht er mich noch dichter an sich und startet einen Film. Ich kuschle mich fest an seine Brust und esse mein Eis bis auf den letzten Tropfen auf. Als die Schüssel leer ist, stelle ich sie neben mich und rücke noch näher an Wincent.
Irgendwann werden meine Augen aber immer schwerer. Nebenbei merke ich noch, wie Wincent den Laptop schliesst und mich dann ins Bett trägt. Kurz lässt er mich alleine hier liegen und kommt dann wieder. Ich spüre nur seine starken Arme, die sich um mich legen und er mir einen sachten Kuss auf den Hinterkopf drückt.
"Schlaf gut mein Engel."
Nach diesen sanften Worten bin ich auch schon im Land der Träume.



Schwanger?
Da steht es. Zwei Striche.
Ich bin schwanger.
Ich bin schwanger!
Wir bekommen ein Baby!
Freudentränen laufen über meine Wangen.
Ich kann noch nicht sehr weit sein.
Schnell rufe ich bei meiner Frauenärztin an. Wincent ist gerade bei einem Interview. Ich schreibe ihm ganz sicher nicht. Ich sage es ihm nachher, wenn er wiederkommt. Zum Glück hat meiner Ärztin gerade keine Termine und so kann ich spontan vorbeikommen.
Ich schlüpfe nur schnell in meine Sneaker und ziehe mir eine Jacke über, da es draussen verdammt kalt ist, bevor ich nach draussen gehe. Im Feierabendverkehr werde ich bestimmt nicht mit dem Auto fahren. Ein paar Strassen weiter bin ich auch schon an der U-Bahnstation angekommen.
Dann geht alles auch schon ganz schnell.
Ich komme beim Arzt an und muss nicht lange warten.
"Hallo Frau Reuter" lächelt sie.
"Hallo" strahle ich.
"Also, Sie haben den Test gemacht und der fiel positiv aus."
"Dann wollen wir uns das mal im Ultraschall schauen."
Ich mache mich also frei und dann führt sie auch schon den Ultraschall durch.
"Ja, herzlichen Glückwunsch. Sie sind schwanger. Ich würde sagen in der dritten Woche."
Wieder läuft mir eine Freudenträne über die Wange.
Ich bin schwanger. Wir bekommen wirklich ein Baby.
"Oh Gott, so eine Freude, ist das schön."
"Ein Kind ist unser grösster Traum" lache ich immer noch unter Tränen.
"Na dann, hier ist erst einmal ihr Ultraschallbild. Wir machen jetzt noch den Mutterpass fertig und Sie machen einen Termin für die Vorsorge."
"Ja, danke."
Ich ziehe mich also wieder an und lege danach meine Hand auf meinen Bauch. Kaum zu glauben, dass da gerade ein kleiner Mensch heranwächst.
Ich bekomme den Mutterpass und mache einen Termin, bevor ich nach Hause zurück spaziere. Irgendwie habe ich gerade echt keine Lust auf die U-Bahn. Lieber bewege ich mich ein bisschen und schlendere durch die Stadt. Natürlich bummle ich auch durch den ein oder anderen Laden.
Mein Blick bleibt dann allerdings genau an einer kleinen Mütze hängen. Sie ist weiss und hat einen kleinen Mond aufgestickt. Die muss ich einfach mitnehmen. Ich schlendere dann auch noch durch die anderen Gänge und finde einen kleinen weissen Schnuller mit der Aufschrift »I ❤️ Daddy«.
Mit den beiden Sachen gehe ich zur Kasse und bezahle. Die Tüte packe ich in meine Handtasche und fahre dann doch noch zwei Stationen mit der U-Bahn, bevor ich dann noch die letzten paar Strassen schlendere.
Vor unserer Wohnung krame ich den Schlüssel aus meiner Tasche und schliesse dann auf.
"Schatz?" rufe ich, bekomme aber keine Antwort.
Wincent ist also noch nicht zuhause. Ich ziehe mir erstmal Jacke und Schuhe aus, bevor ich mir ein Blatt Papier schnappe.
»Hallo,
freust du dich schon? Ich freu mich. In circa acht Monaten kann ich dich zum lachen bringen. Pass bitte ein bisschen auf Mama und mich auf.
Hab dich lieb, Papa.«
Ich schnappe mir noch eine kleine Kiste, wo ich zuerst die Mütze, den Schnuller und das Ultraschallbild lege und darüber den Zettel.
Plötzlich höre ich, wie sich die Tür öffnet.
"Süsse?" ruft Wincent in die Wohnung.
"Bin im Wohnzimmer."
Ich höre, wie er seine Schlüssel ans Brett hängt, seine Jacke und Schuhe auszieht und dann näher kommt. Ich habe es grade noch geschafft, das Päckchen zu schliessen und hinter meinem Rücken zu verstecken.
"Hast du geweint?" fragt er sofort und zieht mich in seine Arme.
"Wincent, mir geht es gut" lache ich.
"Warum weinst du dann?"
"Ich... Ich hab was für dich."
Ich hole das Päckchen raus und halte es ihm hin.
"Schatz, sag mir jetzt bitte erstmal, warum du geweint hast."
"Mach einfach auf."
Wir setzen uns auf die Couch und er öffnet das Päckchen und nimmt zuerst den Brief raus.
Er liest und wenig später versteht er.
"Du?"
Grinsend nicke ich und mir laufen wieder Tränen. Auch bei ihm bilden sich Tränen in den Augen.
"Wir werden Eltern" flüstere ich "Du wirst Papa."
Er legt den Karton beiseite und zieht mich auf seinen Schoss. Sein Gesicht vergräbt er in meiner Halsbeuge. Ich greife nach dem Ultraschallbild und löse mich dann leicht.
"Ich bin in der dritten Woche" sage ich leise und zeige ihm das Bild.
"Du trägst wirklich unser Kind im Bauch."
"Hm" nicke ich.
Ich lege mich hin und Wincent schiebt mein Oberteil etwas nach oben.
"Hallo mein kleines Wunder" flüstert er "Hier ist Papa. Mach dir keine Sorgen. Ich beschütze die Mama und dich. Ihr seid mein grösstes Glück."
"Schatz, das Baby ist noch nichtmal so gross, wie ein Fingernagel."
"Es ist trotzdem unser Baby."
Den restlichen Abend verbringen wir hauptsächlich auf dem Sofa. Wincent kocht für uns und blickt immer wieder lächelnd auf meinen Bauch und legt seine Hand darauf.
Recht früh gehen wir auch schon ins Bett, wo Wincent sich nochmal zu meinem Bauch runter bückt.
"Gute Nacht mein kleines Wunder" flüstert er und drückt einen sanften Kuss auf meine Haut.
Lächelnd beobachte ich das ganze. Einfach nur traumhaft.
"Du wirst der beste Papa, den man sich vorstellen kann."
"Gute Nacht mein grosses Wunder" lächelt er und legt seine Lippen auf meine.
Dann legt er sich weiter neben mich und zieht mich fest an sich. Seine Hand an meinem Bauch und meine auf seiner schlafen wir dann auch ein.
So vergehen die Wochen schnell. Ich schlafe irgendwie verdammt viel und fühle mich unglaublich schlapp. Jeden Abend schlafe ich in Wincent's Armen ein, während er die Hand auf meinem Bauch liegen hat.
Als ich diese Nacht allerdings wieder aufwache, spüre ich etwas nasses an der Innenseite meiner Oberschenkel und einen stechenden Schmerz in meinem Bauch. Normal ist das definitiv nicht. Vor Schmerz tropft mir schon der Schweiss von der Stirn. Schweratmend setze ich mich auf, wobei ich die Hand auf meinen inzwischen winzigen, aber sichtbaren, Babybauch, und mache die Lampe an. Ich decke mich auf und mein Atem bleibt stehen. Alles ist voller Blut.
"Wincent" kreische ich, aber es kommt keine Reaktion.

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