Chapter 143

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Im Hotel wache ich langsam auf. Mira schläft neben mir noch in ihre Decke gekuschelt. Ich schnappe mir mein Handy und antworte erstmal ein paar Freunden.
Irgendwann regt sich meine Frau so weit, dass sie sich in meinen Arm kuschelt. Eigentlich wollte ich nur so ein Bild von uns beiden machen, aber letztendlich wird es eine Story, auf der man uns sieht. Ich habe dabei den Arm um Mira gelegt. Ausserdem ist meine Hand mit meinem Ehering zu sehen, während man Mira so nicht genau erkennen kann.
»Moin«
"Wie spät ist es eigentlich?" murmelt Mira nach einer Weile.
"Kurz vor zwei" murmle ich und drehe mich auf die Seite.
"Mir ist schlecht" meint sie und dreht sich um.
Ich kuschle mich an ihren Rücken und vergrabe meine Nase in ihren Haaren.
"Sollen wir mal zum Arzt?" flüstere ich.
Mira antwortet nicht.
"Schatz?"
Ich richte mich etwas auf und muss trotz meiner Sorge leicht schmunzeln. Mira ist wieder eingeschlafen. Sie liegt leicht gekrümmt da und schläft einfach. Vorsichtig hauche ich ihr einen Kuss auf die Schläfe und decke sie etwas besser zu, bevor ich aufstehe und im Bad duschen gehe.
Mira macht mir langsam wirklich Sorgen. Gestern lief ja alles glatt in Hannover, aber zum Beispiel nach dieser kleinen Eskalation war sie komplett am Arsch. Zu unserer Hochzeit zum Beispiel haben wir mehrere Stunden getanzt und sie hatte selbst um halb vier noch immer Energie für mich übrig. Jetzt war sie nach zwanzig Minuten komplett durch. Wenn es mal nur das wäre. Sie bildet sich das mit dem Zunehmen ein, ihr ist ständig übel und hat dadurch auch selten Appetit. Wenn sie dann mal Appetit hat, könnte sie ein komplettes Buffet verschlingen. Das ist doch nicht mehr normal. Der Schwangerschaftstest war aber negativ...
Ich stehe bestimmt noch weitere zehn Minuten unter dem fliessenden Wasser, als Mira plötzlich ins Bad gestürmt kommt und sofort über der Kloschüssel hängt. Blitzschnell springe ich aus der Dusche raus und binde mir auf dem Weg zu ihr ein Handtuch um die Hüften. Sofort halte ich Mira die Haare hoch.
Als sie fertig ist, setzt sie sich langsam auf den Boden und lehnt sich an die Wand. Ich spüle einmal und mache ihr in einen Becher etwas Wasser. Sanft streichle ich ihr über den Oberschenkel und gebe ihr den Becher.
"Sollen wir mal zum Arzt?"
"Nein" meint sie nur leise und schüttelt leicht den Kopf.
"Süsse, du musstest dich grad übergeben. Das kann auch was ernstes sein."
"Ich hab bestimmt nur irgendwas nicht vertragen. Morgen geht's wieder, wenn ich mich ausruhe."
"Dann legst du dich jetzt wieder ins Bett und ich mach dir nen Tee."
"Danke" murmelt sie und lässt sich dann von mir auf die Beine helfen.
Ich verfrachte Mira ins Bett und setze Wasser auf, bevor ich mir schnell was anziehe. Mira ist schon wieder eingeschlafen, weswegen ich ihr die Tasse einfach auf den Nachttisch stelle und mich dann neben das Bett hocke. Vorsichtig streiche ich ihr ein paar Haare aus dem Gesicht, wobei ich meine Hand auch kurz an ihre Stirn lege. Fieber hat sie definitiv nicht, was mich schonmal sehr beruhigt. Ich hauche ihr noch einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn und schnappe mir mein Handy und meine Schlusskarte, bevor ich leise das Zimmer verlasse.
Ein paar Zimmer weiter klopfe ich bei Amelie an, welche mir auch sofort öffnet.
"Was beschert mir die Ehre?"
"Ich mach mir Sorgen um Mira."
"Geht es ihr immer noch nicht besser?"
"Nein. Sie hat sich grad erst übergeben, meint aber, dass sie nur etwas schlechtes gegessen hat."
"Was soll sie denn schlechtes gegessen haben? Wir ernähren uns alle vom selben Buffet."
"Vielleicht was nicht vertragen oder so, aber das kommt mir trotzdem spanisch vor. Ich meine, seit zwei Wochen geht es ihr jetzt schon so übel."
"Hat sie sich vorher schonmal übergeben?"
"Nicht, dass ich wüsste. Aber ihr ist schon manchmal übel."
"Ich weiss... Meistens morgens oder nach dem Aufwachen... Aber der Test war ja negativ."
"Das ist es ja. Was ist es dann?"
"Was hat sie genau für Symptome? Übelkeit, ist schnell aus der Puste, Erbrechen. Noch was?"
"Müdigkeit und ihr war auch das ein oder andere Mal schwindelig."
"Schmerzen nicht, oder?"
"Das hätte ich mitbekommen, nein."
"Stimmungsschwankungen... Aber schwanger ist sie ja nicht."
"Man Amelie, sie will auch nicht zum Arzt."
"Zumindest nicht während der Tour... Die kann es ja auch sein. Dass ihr das grad über den Kopf wächst? Ist mir auch schonmal passiert."
"Kann sein... Aber das ist ja auch nicht ihre erste Tour. Auch nicht ihre zweite. Dritte auch nicht. Klar kann es trotzdem das sein, aber ich glaube es nicht."
"Wir können grad nichts weiter machen, als sie im Auge zu behalten. Ich weiss, das willst du so nicht akzeptieren, aber es geht grad leider wirklich nicht anders."
"Dann behalten wir sie im Auge und ich rede später nochmal mit ihr."
"Dabei ist nur die Frage, ob ihr Sturkopf auf dich hört."
"Wir wissen beide, dass das niemals passieren wird. Da kann man sagen, was man will. Aber wir wissen auch beide, dass ich auch nen Sturkopf habe und nicht so schnell aufgebe."
"Ja, das weiss ich" lacht sie leicht "Ich schau mal, das ich ihr vielleicht ein bisschen was abnehme."
"Na mal hoffen, dass sie das nicht mitbekommt."
"Stimmt, dann gibt's Stress."
"Für uns beide."
"Dann machen wir das so. Ich hab jetzt eh nichts zutun und wollte arbeiten."
"Ok... Ich geh wieder rüber und setz mich auch an Mails."
"Mach das und hab ein Auge auf Mira."
"Ja."
Somit mache ich mich eilig wieder zu Mira ins Zimmer. Zu meinem Glück liegt sie noch genauso ruhig im Bett wie vor einer halben Stunde und schläft. Ich schlüpfe aus meinen Schuhen und schnappe mir mein MacBook, mit welchem ich zu Mira ins Bett krabble.

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