Be My Cookie (boyxboy)

Kapitel 1

»»Verschwindet, ihr Hurensöhne!«, hallt es an den hohen Wänden wider. Der Ton der Stimme verrät mir schon alles was ich wissen muss. Können die sich nicht mal was Neues einfallen lassen? Wie wäre es denn zur Abwechslung mal mit »ihr Burschenschafter« oder »Oberschurken«? Aber so viel Fantasie haben diese unverschämten Bambusnasen nicht… Wie Gorillas stampfen sie über den Hallenboden, als wollen sie uns Angst einjagen. Also bitte, wir waren zuerst hier! Na gut, vielleicht ist da noch dieses winzige Detail zu erwähnen, dass es eigentlich ihre Spielzeit ist, aber wer eine halbe Stunde zu spät kommt, hat nun mal Pech!

Tief einatmend drehe ich mich zu den Eindringlingen um, ehe sie sich die Aufmerksamkeit mit Gewalt erkämpfen wollen. Trotz des abschätzigen Blicks des Großgewachsenen, bemühe ich mich um meine beste Diplomatenstimme: »Entschuldigung Konrad, aber wir waren zuerst hier und sind mitten im Spiel. Könnt ihr nicht die letzten fünfzehn Minuten auf der Bank warten? Dann sind wir fertig und ihr habt freie Bahn.« Inzwischen hat sich das ganze Team an meine Seite gestellt und mustert die anderen feindselig. Nur der Ball zeugt noch kullernd von unserem Training, während die Temperatur in der Halle deutlich steigt. Als könne Konrad es nicht fassen, dass ich es gewagt habe, ihnen einen Vorschlag zu machen, verfärbt sich sein Gesicht erst leicht rosig, dann feuerrot. »Du willst uns auf die Bank schicken, Wilson? Das ist euer Platz, ihr Wichser! Und wenn ihr nicht sofort die Halle verlasst, dann helfen wir verdammt nochmal nach!«

Innerlich kochend kneife ich meine Augen zusammen. »Erstens ist diese latente Gewaltbereitschaft hier eindeutig fehl am Platz und erreicht gar nichts. Wenn du es nicht schaffst auf der gleichen intellektuellen Ebene zu kommunizieren wie wir, sei lieber still. Und zweitens kamt ihr zu spät und damit verliert ihr euren Anspruch auf das Hallenspiel. Also wärt ihr bitte so freundlich und würdet uns zu Ende trainieren lassen?«

Konrad grinst mich trotz meiner Antwort siegessicher an und wie auf Knopfdruck schiebt sich einer seiner Schoßhündchen vor uns: Josh, bei dem das Feuer in seinen Augen roter scheint, als die Farbe seiner Haarsträhnen. Wie ich solche Speichellecker hasse, die nichts Besseres zu tun haben, als sein Herrchen so gut wie möglich nachzuahmen. Zu meiner Verwunderung erklingt aber nicht sein typisches Gebell, sondern eine mir unbekannte Stimme.

»Du hast recht, wir haben die Zeit vergessen«, meldet sich nun ein blonder Junge zu Wort, der sich aus Konrads Reihen in mein Sichtfeld schiebt. Sein dünnes, aber freundliches Lächeln scheint hier völlig fehl am Platz. Verarscht er uns? »Es sind nur fünfzehn Minuten und wir können in der Zeit ja unsere Taktik-« Der tötende Blick, mit dem Konrad ihn durchbohrt, scheint auch seine Stimmenbänder zu zerfetzen. »Ihr habt den Captain gehört! Verzieht euch und wartet gefälligst, bis die Profis fertig sind!«, untermauert Josh Konrads Worte und sein Team bildet ein Dreieck um seinen Anführer. Das ist mein Stichwort uns aus der Affäre zu ziehen. Mit einer Hand winke ich also meine Teamkollegen zu mir und stoße einen letzten Seufzer aus. Ich hasse es solche Entscheidungen zu treffen, aber in meiner Position muss ich nun mal leicht eskalierende Auseinandersetzungen vermeiden. Auch wenn ich diesen gehirnamputierten Großmäulern am liebsten eins reinwürgen würde!

Zusammen quetschen wir uns auf die Bank und leises Gemurmel umhüllt die Jungs, die mit fiktiven Racheplänen beschäftigt sind. Als Captain mische ich mich da nicht ein, zumal mein Blick über das Feld gleitet. Analysierend beobachte ich die Spielzüge von Konrads Team, die wie gewohnt aus purer Kraft und wenig Teamwork bestehen. Meine Augen gleiten über die Namen auf den Trikots und aus einer Marotte heraus erweitere ich die imaginären Steckbriefe mit Fähigkeiten und Schwachstellen. Dabei fällt bliebt mein Blick bei dem Blonden hängen, dessen Namen ich nun endlich auf dem Trikot lesen kann: Shroeder.