„Das war der Wahnsinn!" August klickt wie wild an seinem Kugelschreiber herum, den ich ihm sofort aus der Hand nehme, wie ich es schon mit seinem Block tat. Voller Adrenalin klemme ich den Flummi zwischen unsere Gruppenumarmung als gehöre er zum Team. Wir gewannen haushoch- sechs zu null. Ich musste Linus schon davon abhalten sich von seinem Trikot zu verabschieden, was dann doch übertrieben gewesen wäre.
„Und wie er dann zu Linus gepasst hat und der dann das Tor geschossen hat, weil die anderen viel zu lahm waren! Und wie Jasper den Ball mit seinem Bauch abgefangen hat und alle dachten er würde sich gleich übergeben oder so, aber Jasper nur gelacht hat! Das war so geil!" Voller Stolz in den Augen gehen wir von den Tribünen zu den Umkleiden, wo der Trainer schon auf uns wartet. Zack jubelt uns von weitem zu, klatscht alle einmal ab und wird schon in ein Interview mit August verwickelt. Der hat sein Diktiergerät wie eine Waffe gezückt und stellt die ersten Fragen. „Wie schätzen sie den Erfolg ihres Teams in dieser Saison- "
Die Kabinentür fällt zu und schließt die Gespräche von draußen aus. Keuchen erfüllt den Raum, vermischt sich mit dem Schweißgeruch. Um aus den Fängen dieser Wolke zu geraten, schiebe ich mich unter die Dusche. Die Jungs kommen hinterher und wir tauschen ein letztes Mal Stärken und Schwächen des Spiels aus. Ab jetzt wird gefeiert! „Ich kenne einen guten Club hier in der Nähe, da kommen wir auch alle rein." Keine Ahnung woher, aber Roy weiß immer Bescheid, wo man wann feiern kann, was uns schon ein paar Mal zugutekam.
Gesagt getan, haben wir uns von Zack verabschiedet, der gerade mit der Schule telefoniert. Das Spiel habe sich verzögert, deshalb wäre es nur fair uns morgen von der ersten Stunde zu befreien. Dankbar grinsen wir ihm zu und ziehen weiter. Cezara kommt aus Richtung Tribüne und begrüßt Linus mit einem Oscar reifen Kuss. Die Brünette klebt an ihrem Helden, aber ich gönne es den beiden. Hätte ich jemanden, würde ich denjenigen sofort hinter die Tribüne schleifen!
Nach zehn Minuten Fußweg erreichen wir eine Gegend voller Backsteingebäude, die alle leicht schäbig und runtergekommen aussehen, aber ihren eigenen Charme haben. Ich mag dieses Gefühl, wenn alles aussieht wie aus alten Zeiten und die Laternen noch dunkelgelb leuchten. Der Club, von dem Roy erzählt hat, verbirgt sich in einem dieser Gebäude und sieht ziemlich unscheinbar aus. Einzig und allein zwei breite, grimmige Männer kennzeichnen das Verborgene. Der Schwarzhaarige begrüßt den Türsteher mit einer ausgestreckten Hand und ihm wird augenblicklich platz gemacht.
Der Innenraum ist das genaue Gegenteil zu der rustikalen Fassade. Buntes Neonlicht verzerrt alle Farben, schwarzes Leder zieht sich über Barhocker und Couches an den Seiten, dröhnender Bass gibt den von engem Stoff spärlich umschlungenen Körpern Bewegungen vor. Ich bemerke erst, dass ich stehengeblieben bin, als sich Linus an mir vorbeiwindet, um auf einen Tisch zuzusteuern. Cezara löst sich aus seiner Umklammerung und verschwindet Richtung Bar. Mein bester Freund hat sich die einzig ruhige Ecke ausgesucht, wo man sich beim Sprechen auch versteht. Zu meiner Überraschung setzt sich August ohne zu zögern auf den freien Platz neben Linus und quatscht drauf los.
Der Rest verteilt sich, ein paar setzten sich zu den beiden, andere gehen sofort zur Tanzfläche und verschwinden in der Menge. Ich setzte mich erstmal mit an den Tisch, um wieder aus dieser Blase zu kommen. Alles hier wabert um einen, zieht einen Richtung Tanzfläche und flackert in den Augen. Cezara taucht dann auch wieder mit einem Tablett auf, auf dem sich viele kleine Gläser stapeln. „Die erste Runde geht auf mich!" Jeder nimmt sich eins und wir stoßen auf unseren Erfolg an. August rutscht zu mir und gibt seinen Platz für Cezara frei, die sich aber lieber auf den Schoß ihres Freundes setzt. Grinsend werfen August und ich uns einen Blick zu, nehmen uns zusammen noch ein Glas.
„Sag mal, war Linus nicht letztes Jahr mit Stan zusammen?" Mit gesengter Stimme flüstre ich ihm zu: „Jeder vergöttert Linus. Er hat freie Wahl, der Glückspilz." August beobachtet Cezara und ihren Freund zufrieden. „Gute Wahl." Augenrollend stoße ich August an, der kann sich doch genauso aussuchen, mit wem er zusammen ist, jede mag ihn! „Nicht hinschauen, aber der Latino an der Bar schaut gerade zu uns rüber und ich glaube du gefällst ihm." „Was?!" Natürlich drehe ich mich um, natürlich mache ich das nicht unauffällig und natürlich muss der Kerl mir in diesem Augenblick zulächeln. Mit hochrotem Kopf drehe ich mich wieder zu August, der sich gerade ein Loch in den Bauch freut. „Wärst du vielleicht so lieb und würdest mir ein Glas Wasser von der Bar holen, Paulchen?" Er zwinkert mir zu, erntet dafür aber nur einen genervten Blick. „Wir sind noch keine Stunde hier und du verkuppelst mich schon mit dem Erstbesten?" Eingeschnappt dreht August das leere Glas vor ihm. „Komm schon, ich habe deinen Blick vorhin gesehen, als wir über Linus und Cezara geredet haben. Ein bisschen Spaß kann doch nicht schaden, oder? Ich will ja nicht gleich, dass ihr heiratet."
Ich weiß nicht ob es der letzte Tequila war oder das Adrenalin vom Sieg noch in meinen Andern ist, aber ich stehe langsam auf und schenke August ein zuckersüßes Lächeln. Ihm fallen fast die Augen aus dem Kopf, also habe ich erreicht was ich wollte.
Ich stelle mich direkt neben den Typen, sehe ihn aber nicht an. Wenn er interessiert ist wird er sich schon bemerkbar- „Hi. Was auch immer du möchtest, es geht auf mich. Wie heißt du?" Doch ein wenig überrumpelt drehe ich mich zu ihm. Sein spanischer Akzent ist deutlich aus seiner Stimme rauszuhören, obwohl er flüstert. „Danke? Ich... Ich bin Paul. Und du?" Verdammt hat der grüne Augen. Ich muss ein Stück hochschauen, um ihm ins Gesicht zu blicken, wo mich kantige Züge erwarten. Seine Haut schimmert golden. Ein waschechtes Katalogmodell steht mir in 3D gegenüber.
„Ich heiße Marco. Sind das dahinten deine Freunde?" Er deutet mit einem Kopfnicken auf den Tisch, wo August mir gerade zuwinkt. Nervös lache ich, man, kann sich August nicht zusammenreißen?! „Das... Ist mein Team. Also ein Teil davon. Wir haben vorhin ein Spiel gewonnen." Entzückt drückt mir Marco einen Cocktail in die Hand. „Die sehen alle nett aus! Sag mal, du hast nicht zufällig Lust zu tanzen, oder?" Überrascht und eher aus Reflex nicke ich und nippe an dem Glas, um mir ein bisschen Zeit zu erspielen. Marco durchkreuzt aber meinen Plan, indem er mich einfach an die Hand nimmt und mit sich auf die Tanzfläche zieht.
Ich bin anfangs ziemlich verkrampft, aber der hübsche Spanier nimmt mich an die Hand und dreht mich zu sich. Zusammen tasten wir uns an den Beat und werden immer schneller. Ich muss zugeben, dass ich August ein klein wenig dankbar dafür bin, mich irgendwie dazu gezwungen zu haben. Marco und ich drehen uns immer langsamer, lachen, wenn ich ihm aus Versehe auf den Fuß trete.
Irgendwann, ich weiß nicht ob es zehn Minuten oder ein Jahrhundert später ist, zieht er mich dichter an sich und umschlingt meinen Oberkörper von hinten. Ich spüre seinen Herzschlag zum Takt pochen und seine Hände- an meinem Becken. Und seinen Oberschenkel zwischen meinen Beinen. Eingeengt spüre ich seinen Atem, werde immer unruhiger. Zaghaft drücke ich ihn leicht von mir. Er scheint das nicht zu merken und legt seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Ich drücke fester, aber er schiebt seine Hände nur weiter runter und kommt meinem Po ziemlich nahe.
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Be My Cookie (boyxboy)
RomancePaul ist Captain einer Fußballmannschaft und versucht die zwölfte Klasse zu überleben. Trotz neuer Freunde, die ihn gegen alte Feinde unterstützen, macht ihm das gegnerische Team das Leben schwer. Obwohl sein Schwulsein nie ein Geheimnis war, bringt...