Kapitel 80

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Vor drei Jahren gab es einen so heißen Sommer, dass man nur mit Wassereis in der Hose herumlaufen konnte. Gerade zu der schlimmsten Zeit waren wir im Camp und als wäre das nicht anstrengend genug, mussten wir ständig mit dem Schatten ziehen, um keinen Hitzeschlag zu bekommen. Schon als wir ankamen, wollten wir sterben, weil der Bus natürlich keine Klimaanlage besaß und sich die Wasserrohre so aufgeheizt haben, dass man sich beim Duschen gefühlt hat, als würde man kochen. So konnte keiner von uns in dieser Nacht ein Auge zu machen, was wir durch etliche kältesuchenden Toilettengänge schnell mitbekommen haben. Und nein, selbst die Fliesen im Bad waren nicht kühl genug, um irgendetwas zu ändern. So haben wir uns, nur in Badehosen, aus dem Gebäude geschlichen und einen Steg gefunden, eine viertel Stunde vom Camp entfernt. Mehrere Stunden sind wir immer wieder ins kühle Nass gesprungen oder haben uns treiben lassen. Seitdem gibt es die Tradition, in jeder ersten Nacht, einen Ausflug zum nächstbesten Gewässer zu machen. Inzwischen haben wir unsere Vorgehensweise sogar perfektioniert.

Zack weiß bis heute, dass unsere einzige Bedingung an die Unterkunft ein See in der Nähe ist, auch wenn er nie gefragt hat, was der Grund dafür ist. Er selbst wird diesen Ausflug unter Extrembedingungen wahrscheinlich nie vergessen, bei so viel Quälerei, aber dahintergekommen ist er noch nicht.

Dieses Wochenende stellt dabei keine Ausnahme dar, obwohl es mitten im Herbst ist und wir uns wahrscheinlich den Hintern abfrieren werden. Vorher steht aber noch das angepriesene Training an, worauf ich mich schon unglaublich freue. Natürlich sind wir von dem Schultag und der Fahrt müde, aber am ersten Abend lässt er uns meistens die volle Länge spielen und das habe ich am meisten vermisst.

Es dauert noch eine knappe halbe Stunde bis zu dem Spiel, weshalb noch genug Zeit ist unsere Vorräte zu verstauen. „Wisst ihr eigentlich, ob wir uns morgen die Gegend hier anschauen oder foltert uns Zack nur wieder mit seinen geliebten Kraftübungen?" Linus, der gerade einen Zentner Schokolade in seinem Rucksack verstaut, hat sich den Plan für das Wochenende wohl nicht weiter angeschaut. Kopfschüttelnd schließe ich mit einem kräftigen Ruck den Reißverschluss meines Futtervorrates und helfe ihm bei seinem. „Du kennst doch unseren Muskelprotz, der hält nichts von Sightseeing. Außerdem ist morgen das Spiel zwischen uns und Konrads Team angesetzt. Ich denke, darauf freut ihr euch schon seit Tagen?" Mit hochgezogenen Brauen warte ich auf eine Reaktion, aber Linus grinst mich nur an und reicht mir eine Tafel Vollmilchschokolade.

Roy, der hinter uns seine Klamotten in den Schrank einsortiert, stößt bei der Erinnerung an den Zweikampf einen Freudenlaut aus und reibt sich vorfreudig die Hände. „Wenn diese Idioten überhaupt noch ankommen." Knisternd öffne ich die Tafel und breche drei Stücke heraus. Mit je einem Stück in der Hand malen wir uns zusammen aus, wie es wohl sein wird, gegen sie zu spielen. Ich muss zugeben, dass es auch mir in den Fingern juckt, Konrad und seinen Freunden mit einem Sieg eins reinzuwürgen. Aber unsere Überlegungen werden schnell unterbrochen, weil wir uns für die Trainingseinheit umziehen müssen.

„Ihr seid ja sogar alle pünktlich! Wir warten noch kurz, denn gleich... Ach da sind sie ja schon." Zack, der mit uns versammelt auf dem sandigen Hauptplatz steht, dreht sich zu dem Weg um, von wo aus wir gekommen sind. Dreizehn Jungs mit Reisetaschen und müden Gesichtern trotten auf uns zu. Sie sind schon umgezogen, waren aber scheinbar bis vor ein paar Minuten unterwegs. Ein leises Lachen geht durch die Reihen meiner Freunde, wobei ich längst nicht so schadenfroh bin wie sie. Mir tun August und Julius wahnsinnig leid, wobei August nicht so wirkt, als sei er müde, sondern eher so, als könne er es kaum erwarten hundert Runden im Kreis zu rennen. „Wir werden euch beim Training begleiten. Zachary, wir teilen die große Wiese einfach in der Hälfte, dann kommen wir uns nicht in die Quere, okay?" Mister Efron bekommt daraufhin ein Nicken und wir gehen zu dem abgesprochenen Platz.

Wie versprochen vergeht das Spiel im Flug, denn die Pause zwischen Fahrt und Training hat uns neue Kraft geschenkt, obwohl auch die Schokolade ein Grund sein könnte. Von dem anderen Team kann man das jedoch nicht behaupten, denn trotz der erschwerten Bedingungen fangen sie sofort mit Krafttraining an und ich selbst werde irre, wenn Josh, Elias oder Konrad nochmal brüllt „Ihr bewegt euch ja wie Senioren" oder „Wenn ihr solche Weicheier seid, dann gründet doch einen Buchclub". August ist wahrscheinlich der Einzige von ihnen, der jeden Kommentar schätzt und lachend auf seinen Block kritzelt, wobei ich nicht weiß, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist. Es ist dementsprechend auch kein Wunder, wieso der Ball alle paar Züge auf deren Hälfte landet, nur um mal zu zeigen, wie viel Spaß wir haben.

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