73. Die Hand ins Feuer legen

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Newt's Sicht:

Mit verbissener und gleichzeitig trauriger Miene quetschte Joyce sich an Thomas, Harriet und mir vorbei. Sie stürmte aus dem Wagon hinaus in die Sonne. Seufzend schaute ich dem Mädchen hinterher und wollte mich schon umdrehen um ihr hinterher zu gehen.

Doch bevor ich auch nur einen einzigen Schritt gehen konnte, wurde ich an der Schulter festgehalten. Es war Tommy. Er hatte eine Hand auf meiner Schulter und und hinderte mich somit, seiner Schwester hinterher zu gehen.

„Tommy. Bitte, lass mich los. Ich muss ihr hinterher." flehte ich meinen besten Freund an. „Lass mich zu ihr gehen." sagte er mit ernster Miene. Ich runzelte die Stirn, seufzte dann erneut auf und stellte mich an den Rand des Durchgangs. „Danke Mann." sagte Thomas und klopfte mir auf die Schulter. „Klar doch du Strunk. Aber sag ihr, dass sie auch mit mir reden kann." „Mach ich!" Sagte Thomas bevor er ebenfalls aus dem Wagon raus ging.

„Runzel nicht so oft die Stirn. Davon bekommt man gaaaanz schlimme Falten." ertönte plötzlich Vince's Stimme. Leicht lächelte ich obwohl ich innerlich am liebsten gequält geschaut hätte.

Es tat mir auch weh, meinen ältesten Freund nach 6 Monaten und einem erhofften Erfolg nicht wieder zu sehen. Das Mädchen das ich liebte traurig zu sehen war auch nicht viel besser.

Joyce hatte so sehr gehofft, Minho wieder zusehen. Sie hatte es genauso sehr gehofft, wie damals auf der Lichtung, wo Alby, Minho und Thomas im Labyrinth waren. Nur dieses Mal handelte es sich nur um einen von ihnen.

Trotzdem war es genauso schwer.

Joyce' Sicht:

Mit verschränkten Armen vor der Brust, stand ich an eine Hauswand gelehnt und schaute auf das Geschehen vor mir. Dort stand Vince nämlich gerade auf einer etwas erhöhten Ebene. Um ihn herum scharrten sich die Neuankömmlinge und hörten ihm aufmerksam zu. „Ich weiß, ihr seid durch die Hölle gegangen. Ich wünschte das unsere Probleme erledigt sind. Aber wir haben's noch nicht überstanden." fing er an mit lauter Stimme zu erklären.

Plötzlich spürte ich von hinten zwei Hände auf meiner Schulter. Es war nicht Newt, das hätte ich sofort gemerkt, sondern mein Bruder. Leicht fuhr er mir über die Schulter und die Arme und legte dann einen seiner Arme um meine Schulter.

Wir beide schauten in Vince's Richtung, welcher weitersprach. „W.C.K.D ist immer noch da draußen, die geben nicht auf. Weil ihr etwas habt, das die wollen." er deutete mit dem Finger auf die Neuen.

Ich atmete tief durch lehnte meinen Kopf dann an Thomas, welcher seinen auf meinen legte.

„Sie haben euch entführt, weil ihr Immun seid. Immun gegen eine Seuche, die die ganze Menschheit vernichten wird. Sie sind bereit euch zu opfern um ein Heilmittel zu finden. Aber nicht mit mir." Einige applaudierten. „Und in zwei Tagen, falls wir diese rostige Badewanne seetüchtig kriegen", er deutete auf ein riesiges Schiff. Wir befanden uns zurzeit an einem Hafen. „Werden wir von hier verschwinden." Während Vince weiter redete, dachte ich nach. Er machte ihnen Mut, dass wir irgendwo hinfahren würden, wo W.C.K.D uns nie finden könne. Aber ohne Minho? Nein. Niemals.

„Thomas." sagte ich und riss ihn somit aus den Gedanken. „W-Wir müssen etwas tun. Minho, er.... wir müssen ihn holen. Das sind wir ihm definitiv schuldig." Er unterbrach mich. „Und das werden wir. Joyce ich verspreche es dir."

„Wann brechen wir auf?" fragte ich direkt.

Thomas drehte sich um und ging ein Stück voraus. „Ich werde dich heute Nacht wecken. Lass uns jetzt zu Aris und Sonya gehen. Mal sehen, was sie zu erzählen haben." Mein Bruder streckte eine Hand nach mir, die ich widerwillig nahm und ließ mich von ihm mitziehen.

Unterwegs strich er sich den Lederriemen, welchen er um die Brust und Schulter hatte, ab und ging ein Stück voraus. Es war einst Minho's gewesen...

Traurig bleib ich stehen und guckte ebenfalls nach rechts, wo Thomas gerade hinguckte. Brenda und Jorge waren dort. Sie saß mit dem Rücken zu mir auf einem Hocker, während Jorge an Bertha herumhantierte. Kurz hob ich meine Hand und winkte Jorge zu. Mit einem Schraubenschlüssel in der Hand, wedelte er in der Luft herum. Brenda schaute nicht in meine Richtung. Anscheinend war sie tief in irgendwas versunken.

Es war überhaupt ein Wunder, dass sie noch lebte. 6 Monate war es her, das sie gebissen wurde. Und ihr ging es gut, sehr gut sogar. Das Enzym aus Thomas und meinem Blut musste wohl gut geholfen haben. Das hatten wir alles Mary zu verdanken. Dank ihr habe ich meine beste Freundin nicht verloren, musste dafür aber mit Marys Leben bezahlen.

„Joyce, kommst du?" rief mich mein Bruder. Ich trabte los und folgte ihm in das Haus in dem Aris und Sonya mit den anderen saßen.

Ich lehnte mich an ein Mäuerchen. Brenda kam hinzu und gesellte sich zu mir. Vor uns auf einem Sofa saß Newt. Er drehte sich, nachdem Thomas und ich hereingeschneit waren, zu mir um und guckte mich fragend an. Ich hatte ihm einen Kuss auf die Wange gegeben und beteuert, alles sei gut und das ich nur frische Luft gebraucht hatte. Ich konnte mir vorstellen, dass Newt mir nicht glaubte, aber er wollte nicht weiter nachbohren, was ich als äußerst nachsichtig von ihm auffasste.

Meinen Blick hatte ich mittlerweile auf Sonya und Aris geheftet. Beide hatten sie Wunden an der Wange oder der Schläfe. Generell sahen sie ziemlich zerstört aus. „Ihr habt euch aber ganz schön viel Zeit gelassen, uns zu retten." witzelte Aris nachdem er etwas zu trinken bekommen hatte. Thomas hockte gerade vor ihm und der Blondine.

„Freu' mich auch dich zu sehen Kumpel." sagte Thomas schmunzelnd. Kurz kehrte Stille ein, als Aris begann zu sprechen.

Jetzt, wo er sich richtig zu uns umdrehte, erkannte ich auch ein Veilchen an seinem linken Auge. „Wir haben uns gewehrt." Ja, das sieht man. „Naja wir haben's versucht." Sonya seufzte gequält auf. „Echt Glück, dass ihr uns gefunden habt. Die haben uns dauernd verlegt. Ich bin sicher, die haben etwas vor." erzählte sie. Ich biss mir auf die Lippe und verschränkte meine Arme vor der Brust.

„Habt ihr ne Ahnung wo die hinwollten?" fragte Newt jetzt. Ich war mir sicher, dass er ein leichtes Runzeln auf der Stirn hatte. Lächelnd guckte ich auf seinen Hinterkopf. „Pass auf, sonst sabberst du gleich." flüsterte mir plötzlich Brenda zu. Mit offenem Mund schaute ich sie empört an und stieß ihr einen Ellenbogen in die Rippen. Hinter vorgehaltener Hand gluckste sie.

„.... Stadt geredet." toll, jetzt hab ich nicht alles verstanden. Böse guckte ich Brenda erneut an.

Thomas drehte sich plötzlich zu Newt um und wechselte einen kurzen Blick. „Ich dache, es gebe keine Städte mehr." sagte Harriet verwirrt. Ah ja, es ging offenbar um Städte. Aber, es gab doch wirklich keine mehr. Verwundert blickte ich auf. „Ja, weil es so ist", schaltete Brenda sich ein. „Also außer Ruinen meine ich." fügte sie hinzu. Thomas hatte sich, während sie redete zu uns umgedreht.

Ich räusperte mich. „Ok, eh was
ist mit Minho?" Harkte ich nach. „Warum war er nicht in dem Zug." Aris wechselte einen Blick mit Sonya und atmete kurz durch. „Es tut mit leid, Joyce." fing er an. Mit gerunzelter Miene starrte ich ihn angespannt an.

„Er war drin." ließ Aris die Bombe platzen. Ich hielt mir meine Hand ans Gesicht und schloss meine Augen. Wie konnte es denn sein, dass er dann einfach weg war?! Als ich wieder aufschaute, guckte Thomas mich gerade entschlossen an. Heute Nacht noch, heute Nacht würden wir uns auf den Weg zu Minho machen.

Und wenn ich meine Hand dafür ins Feuer legen muss!

𝐉𝐎𝐘 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞 𝐌𝐀𝐙𝐄Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt