52. Nicht den Kopf verlieren

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Vielleicht hätte ich mich doch gegen die Griffe der Wachen wehren sollen. Denn nun hingen wir an den Beinen gekettet, kopfüber von der Decke.

„Super Plan, Thomas." sagte Minho missmutig. Er hing neben mir. „Hör'n wir uns erstmal an, was der Mann zu sagen hat. Hat ja echt gut geklappt." machte er ihn weiter nach. „Wartet! Vielleicht komm ich an das Seil ran." sagte ich laut und beugte mich nach oben.

„Hmpffff!" machte ich als ich mich hinauf beugte. Naja, Bauchmuskeln haben ist was anderes. Mit einem frustrierten Seufzer ließ ich meine Hände hinunter fallen und begann hin und her zu schaukeln. Irgendwie musste ich mich schließlich beschäftigen. Immer wenn ich nach vorne schwang bewegte ich auch meine Arme. „Huiiiiii. Seid mal ehrlich Leute, bin ich die Einzige, die das lustig findet?" fragte ich und wirbelte umher.

„Ja." kam es einstimmig von den andern. Ich stöhnte genervt auf. „Ihr seid solche Langweiler." schnaubte ich auf. „Genießt ihr eure Aussicht?" fragte plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit heraus. Abrupt hörte ich auf mit dem Geschaukel auf. Endlich würde mal was passieren. Es war Jorge.

„Was zum Teufel wollen Sie?" fragte Thomas aufgebracht. Jorge lachte bloß. „Das ist die große Frage." sagte dieser und grinste.

„Die große Frage ist, ob sie uns hier gehen lassen." zischte ich und bewegte meine Arme wieder um etwas Schwung zubekommen. „Das, würde ich lassen. Nicht das dir noch schlecht wird." sagte er leicht provozierend. „Ich kann machen was ich will." erwiderte ich trotzig. „Zurück zur Frage, meine Männer wollen euch an W.C.K.D. verkaufen. Das Leben hat sie gelehrt nicht weit zu denken." redete der ältere Mann einfach weiter.

Er dagegen denkt ziemlich weit. „Ich dagegen denke etwas weiter." Wie gesagt. Jorge hielt plötzlich etwas in der Hand. Ein Knüppel oder so. Was hatte er denn bitte damit vor. „Und mir sagt irgendwas, dass ihr das auch tut." fügte er hinzu.

„Liegt das an dem Blut das mir in den Kopf läuft oder klingt das, was der Strunk sagt auch in euren Ohren wie Schwachsinn?" fragte Minho neben mir. Naja, besser gesagt hingen wir nur diagonal nebeneinander aber wir wurden eh durch den Raum bewegt. Ich drehte meinen Kopf zu ihm. Joa, sein Kopf war durch das Blut leicht rot. „Erzählt mir, alles was ihr beide wisst, über den rechten Arm." sagte Jorge und deutete mit dem Ding auf mich und Thomas. „Ich dachte das wären nur irgendwelche Geister." fragte Newt spöttisch nach. Ja, zeig's ihm, Newt!

„Rein zufällig glaube ich an Geister." Ach, auf einmal oder was? „Ganz besonders, wenn ich sie über den Äther funken höre." er richtete sich wieder an Thomas und mich und tippte ihn an der Schulter an.

Er lief an uns vorbei und auf eine Kordel zu, wo die Seile dran gewickelt waren, die uns an den Füßen hielten. Jorge spielte an dem Hebel herum und deutete dann auf uns. „Wenn ihr mir sagt, wo er ist, dann machen wir vielleicht einen Deal." meinte er beiläufig. „Ja, wir wissen nicht besonders viel." meinte ich knapp. Es war ja auch die Wahrheit.

Ein Ruck ging durch Jorge und er betätigte den Hebel. Die Seile wurden lockerer und wir vielen kopfüber ein Stück hinunter. Alle schrieen auf. „Nein!" rief Thomas laut. Mit klopfenden Herzen schaute ich erschrocken umher. „Ok! Ok in Ordnung. Wir wissen mehr als meine Schwester gesagt hat. Sie verstecken sich in den Bergen." sagte Thomas schnell und hob abwehren die Hand. „Und sie haben W.C.K.D. angegriffen. Sie haben ein paar Kids gerettet, dass ist alles was wir wissen." machte Thomas klar Schiff.

Jorge öffnete seinen Mund und wollte etwas sagen, als er abgehalten wurde. „Jo, Jorge." sagte jemand. Ein Typ kam aus dem Schatten und lief auf ihn zu. „Was ist denn hier los?" fragte er etwas dümmlich. Ich biss mir auf die Lippe um keinen dummen Kommentar ablassen zu müssen. Ich hatte echt ein zu loses Mundwerk.

„Meine neuen Freunde", er drehte sich zu uns um „und ich wollten uns besser kennenlernen." sagte er bloß. Ich prustete los, drückte mir dann aber die Hand auf den Mund. Das war doch nicht sein Ernst. Freunde? Das werden wir ja noch sehen.

Jorge überhörte mein skeptisches Lachen und schaute einfach auf uns herab. „Und das haben wir."

„Hey, Moment wa-?" fragte Thomas verwirrt. „Wollen Sie uns nicht helfen?" berechtigte Frage Thomas. „Keine Sorge, hermano. Wir bringen euch dahin zurück, wo ihr hingehört." auf Jorges Lippen zeigte sich ein böses Grinsen ab. Ich zappelte wieder in den Ketten herum und versuchte zu ihm zu gelangen. „Ach, und noch ein Tipp für den Weg. Versuch deine Schwester unter Kontrolle zubekommen." Wütend schrie ich zu Jorges Kommentar auf, als er auch schon weg war.

Der andere Typ stand etwas bedröppelt da und schaute dann genervt auf uns. Mir fiel auf, dass er vorne ein Zahnloch hatte. Sah ja mega schön aus...

Der Typ drehte sich mit einem auf schnauben um und verließ den Raum. Er hielt anscheinend nicht viel von Jorges Befehl. Ok so einen richtigen Befehl hatte er ja nicht ausgesprochen aber dieser Blick, den Jorge ihm zugewandt hatte, war doch fast Befehl genug.

Ich ließ meine Hände wieder baumeln und bekam somit wieder etwas Schwung. Plötzlich fiel mir etwas grandioses ein. „Leute! Ich hab ne Idee." sagte ich euphorisch. „Thomas nimm meinen Arm." sagte ich und streckte ihn zu ihm aus. Sofort bewegte er sich mit mir und hielt mich an der Hand fest. Ich zog ihn zur mir und hielt ihn ebenfalls fest. „Leute! Geht aus dem Weg und lasst mich durchschaukeln." erklärte ich nur knapp meinen Plan.

Wenige Handgriffe später, hatten sie es geschafft und somit war für mich freier Durchgang. Doch ich bräuchte mehr Schwung in an das Geländer zukommen.

„Thomas, kannst du mich zu Newt drücken?" fragte ich meinendem Bruder, welcher mich langsam in die Richtung von ihm drückte. Newt legte sofort seine Hände von hinten um mich und hielt mich fest. „Ok, Newt, hör mir zu. Du schiebst mich jetzt von dir weg. Mit schön viel Schwung und dann gehst du aus dem Weg. Verstanden?" fragte ich ihn. Er nickte nur und drückte mir einen Kuss aufs Haar. Leicht musste ich lächeln. Ja, ich war völlig von ihm hin und weg.

„Los!" sagte ich und spürte wie ich losgelassen wurde. Ich hob meine Arme und versuchte das Geländer zu erhaschen. „Scheiße." murmelte ich und pendelte zurück. „Scheiße." sagte auch Thomas. Durch den vorherigen Schwung, schwang ich zurück, ein Glück war dort Newt nicht mehr, denn sonst gäbe es einen Crash. Ich schwang weit zurück und dann wieder nach vorne.

Hoffentlich war es jetzt genug Schwung. Mit einem leisen Aufschrei erhaschte ich das Geländer mit der einen Hand und zog mich näher um die andere dran zubekommen. „Ja." rief ich erfreut auf. „Ja! Gut gemacht Joy." sagte Newt laut.

„Los, Joyce." hastete Thomas mich. Ich griff einmal um und zog dann an dem Hebel. Die Jungs und Teresa wurden weiter hinuntergezogen, während ich nun auf dem Vorsprung saß. Die Seile um meine Beine wickelte ich schnell ab und schmiss sie davon.

Thomas und Teresa waren mittlerweile auch losgebunden. Als plötzlich die laute Stimme von jemanden, den wir nur allzu gut kannten, ertönte. Es war die von Janson und das laute Geräusch eines Helis begleitete ihn. Scheiße, sie haben uns gefunden. Doch nicht nur uns, Jorge und seine Leute auch.

𝐉𝐎𝐘 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞 𝐌𝐀𝐙𝐄Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt