37. Die Wahrheit

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Nun war ich also hier. Ich befand mich in den Lüftungsschächten und habe keine Ahnung, wo sich Thomas und Aris befanden. Vielleicht war es doch etwas unüberlegt gewesen. Doch nein, ich musste diese Akten finden.

Das war jetzt erstmal höchste Priorität.

Ich bog in den Schächten links ab. Irgendwo wusste ich anfangen. Immer und immer wieder bog ich links und rechts ab, bis ich mich schließlich in einem helleren und hohen Raum befand. Es war genauso ein Abzug, wie von letzter Nacht mit Aris und Thomas.

Ich robbte an den Rand und schaute durch die Gitter nach unten. Dort war ein Flur, vielleicht war es sogar der Flur, auf dem sich der Aktenraum befand.

Ich hantierte etwas an dem Gitter herum, bis es sich nach oben klappen ließ. Den Gedanken, wie ich dort wieder raufkommen wollte, schob ich erstmal beiseite. Ehe ich herunter sprang, verharrte ich mit den Beinen in der Luft. Mit einem Aufatmen zog ich mir meine Kapuze vom Kopf und sprang hinunter.

Schnell drückte ich mich an die Wand und schaute eilig um die Ecken. Die Luft war frei. Ich sah mich erneut im Gang um und ging dann nach rechts.

Vier Türen befanden sich auf dem Gang, jeweils zwei auf jeder Seite. Ich ließ die erste Tür links liegen und lief direkt auf die zweite, da auf ihr, in großen weißen Buchstaben, »AKTEN« stand.

„Ah, da ist es ja." flüsterte ich und versuchte die Tür zu öffnen. Sie ließ sich natürlich nicht öffnen und somit rannte ich erstmal gegen die Tür. „Oh wirklich?" fragte ich mit einem Blick auf den Handscanner neben der Tür, nachdem ich nochmals geflucht hatte.

Naja, einen Versuch war es mit dem Scanner immerhin wert. Zögernd legte ich meine Hand auf das Pad. Die Mechanik scannte meine Hand und blinkte dann grün auf. »Zutritt erteil.« sagte eine verzerrte Stimme und die Tür ging zischend auf. Ich drückte die Tür auf und befand mich in einem wirklich großen Aktenraum. In Regalen an den Wänden, befanden sich Boxen mit verschiedenen Aufschriften.

Gruppe A-E gab es als Aufschriften. Jetzt ist eben die Frage, welche Box die unsere ist. Mit Glück würde ich sogar die Richtige haben. Seufzend hob ich die schwere Box runter und stellte sie vor mich, auf einen Tisch. GRUPPE A stand vorne drauf. Nachdem ich den Deckel abgelegt hatte, wurde ich stutzig.

Dort waren zwar Akten drinnen, aber unglaublich viele. Ich blätterte durch die Akten, bis ich an einem bekannten Bild hängen blieb.

Ich zog die Akte heraus und schlug diese dann auf. Das Bild, welches in der Akte lag, zeigte mich, wie ich mich auf der Lichtung befand. Ich schaute aufgelöst und war erschrocken. Vermutlich war es nach meiner Ankunft aufgenommen worden. Ich legte das Bild wieder weg und schaute mir den darunter liegenden Steckbrief an.

Name: Joyce Hall

Gruppe: Gruppe A

Subject: Subject A3 / Die Rebellin

Information: Zwilling von A2

Stand dort säuberlich abgetippt. „Zwilling von A2...." murmelte ich und runzelte anschließend die Stirn. Wer war denn A2?

Mit zitternden Händen, kramte ich die Akte von A2 heraus. Wer konnte es bloß sein? Gerade als ich die Akte öffnen wollte, fiel mir schon ein Bild entgegen. Es war Thomas.....
Mit offenen Mund, starrte ich das Bild geschockt an.

Name: Thomas

Gruppe: Gruppe A

Subject: Subject A2 / ~-^-~

Information: Zwilling von A3

War dort schwarz auf weiß abgebildet. Das hinter Subject A2 war nicht leserlich. Irgendwie verwischt. Ich musste schwer schlucken, als mir schließen klar wurde, was dort stand und spürte wie mir die Tränen wieder hochkamen. Ich hatte einen Bruder, sogar einen Zwillingsbruder und W.C.K.D hatte mir die Erinnerungen an ihn gestohlen.

Kochend vor Wut, schluckte ich die Tränen runter und legte mir dann eine Hand über das Gesicht. Vorsichtig strich ich mir eine lose Haarsträhne hinter das Ohr und packte alles zurück in den Karton.

Plötzlich vernahm ich Stimmen aus dem Gang. Unordentlich stopfte ich mir die zwei Steckbriefe in den Hoodie und stellte die Box zurück in das Regal. Ohne einen Blick zurück zuwerfen, rannte ich aus dem Raum hinaus und um die nächste Ecke.

Mit einem leichten Schrei, der durch die Hand einer Person erstickt wurde, rannte ich in jemanden hinein.

„Joyce! Was machst du hier?!" fragte die Stimme, die ich als Thomas' identifizierte. Meinen Zwilling. Sofort rutschte mir das Herz in die Hose. „Ich war auf der Suche nach euch!" zischte ich gegen seine Hand die immer noch auf meinem Mund lag. Er ließ sie sinken, als er es vermutlich selbst gemerkt hatte und mich deshalb nicht verstehen konnte.

„Wir haben keine Zeit! Wir müssen los!" hetzte Aris uns aufgelöst, welcher hinter Thomas stand. Ich nickte ihm zu und schon rannten wir los.

Aris lief voraus, dann Thomas und ich zum Schluss. Ich spürte das Adrenalin in meinem Blut Rauschen, ehe wir plötzlich in einem Gang stehen blieben. Irgendwie sah hier alles gleich aus.

„Na los, rauf mit euch." sagte Thomas und deutete nach oben. Dort war ein offener Lüftungsschacht. Ich hob meinen Fuß und stellte ihn auf Thomas Hände, da er mir Räuberleiter gab. Ich drückte mich dann mit meinen Händen den Rest nach oben und rollte vom Rand weg. Wenig später kam Aris und zusammen zogen wir Thomas hoch. Die beiden Jungs schlossen die Öffnung, während ich mich an die Wand lehnte.

„Jetzt sag schon." zischte Thomas' Stimme durch die Stille. Wortlos zog ich die Aktenteile aus meiner Hoodie-Tasche und gab sie ihn. Sichtlich verwirrt nahm er sie an und schaute drauf. Mit gerunzelter Stirn schaute Thomas sich erst seinen und dann meinen Steckbrief an.

„Also ist es wahr? Wir sind Zwillinge?" fragte er mit einem hoffnungsvollen Grinsen auf den Lippen. Langsam nickte ich und schaute dabei immer noch ins Leere.

Ich erschrak, als sich plötzlich Arme um mich legten. Thomas drückte mich an seine Brust und schmiegte sich an mich. Unbeholfen legte ich meine Arme um ihn herum und platzierte meine Stirn an seiner Schulter. „Ich wusste es." sagte er leise. „Durch die Erinnerungen, aber ich habe es nicht geglaubt." flüsterte er weiter. „Warum hast du's mir denn nicht gesagt?" fragte ich ihn, nachdem ich mich von ihm gelöst hatte.

„Ich dachte du würdest mir nicht glauben." gestand er augenscheinlich zerknirscht. „Ab sofort wirst du das tun, ok?" fragte ich und drückte ihn erneut an mich. Leicht nickte er.

„Ich will euch ja nicht stören, aber wir sollten zurück." warf Aris plötzlich ein. Thomas sah mich nochmal glücklich an und wollte ihm gerade folgen. „Du Thomas?" Er drehte sich erwartungsvoll zu mir um. „Ich glaube es wäre besser, wenn wir das erstmal für uns behalten." sagte ich ehrlich.

„Wie du willst. Aber komm jetzt, sonst reißt Aris uns den Kopf ab." sagte er und winkte sich zu mir. „Thomas warte mal. Was habt ihr eigentlich gefunden?" „Gleich." Er riss seine Augen auf, als hätte er vergessen, was sie gesehen hatten.

Mehr sagte er nicht und war dann um die Ecke verschwunden. Schnell folgte ich ihm.

𝐉𝐎𝐘 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞 𝐌𝐀𝐙𝐄Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt