16. Unsere Bestrafung

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Newt's Sicht:

Thomas und Minho hatten es tatsächlich geschafft, eine Nacht im Labyrinth zu überleben. Doch Thomas ging in das Labyrinth, obwohl man es ihm ausdrücklich verboten hatte und er ist deshalb unerlaubt hinein gegangen.

Wir befanden uns in unseren Besprechungshaus, dem Gehöft. Wir bauten es in einer der Ecken, wo es relativ geschützt war. Drinnen herrschte eine extreme Lautstärke, da sich jeder darüber unterhielt, wie Thomas und Minho es geschafft hatten. Von meinem Platz aus, hatte ich einen guten Blick über die Lichter und konnte so sehen, dass Joyce bei Thomas saß. Ihre Wangen waren noch leicht gerötet und die Augen etwas aufgequollen. Anzeichen dafür, dass sie die Nacht nicht gut geschlafen und viel geweint hatte.

Ich hätte sie gerne umarmt, musste aber an meine Pflichten als Stellvertretender Anführer denken. Da Alby nun nicht mehr aktiv war, da er wegen dem Stich nicht funktionstüchtig ist, musste ich das eben jetzt für ihn tun, bis es ihm besser ging. Was vielleicht nie passieren würde. Gally stand gerade in der Mitte der Hütte. Er hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und begann zu sprechen.

„Dinge verändern sich." Sofort wurde es leise. „Das lässt sich nicht leugnen." sagte Gally weiter. Er hatte Recht. Die Dinge veränderten sich wirklich. „Erst wird Ben am helllichten Tag gestochen und dann Alby. Und jetzt hat es unser Frischling hier auf sich genommen um ins Labyrinth zugehen. Zudem haben wir ein Mädchen bei uns, welches nur Ärger macht." erzählte Gally und drehte sich dabei um, um auf Joyce und Thomas zuschauen.

Sie schaute Gally aus funkelnden Augen wütend an. Ich schaute sie ebenfalls an. Als Joy meinen Blick bemerkte, lächelte sie leicht, verzog dann aber das Gesicht, als Gally weiter redete. „Was eine klare Verletzung unserer Regeln bedeutet."

Joyce konnte aber doch nichts dafür, dass sie als einziges Mädchen hier ist.

Pfanne hinter mir schalt sich ein. „Ja, aber er hat Alby das Leben gerettet. Und mich stört Joyce eigentlich nicht." Gally zog die Augenbrauen hoch, was ihm krasse Falten auf die Stirn brachte. „Hat er das?" Er ging dient auf den ersten Teil von Pfanne ein. Ich schaute Gally ebenso an wie die anderen. Er war zwar nicht der Anführer, hatte sich aber den nötigen Respekt eingebracht. „Drei Jahre lang", Gally hob drei Finger. „Haben wir mit diesen Viechern koexistiert. Und nun hast du eins von ihnen getötet." Gally zeigte mit dem Zeigefinger direkt auf Thomas.

Er sah müde aus, hatte keine Zeit gehabt sich auszuruhen, da Gally ihn und Joyce direkt hierher gezogen hatte.

Leises Gemurmel setzte ein. „Wer weiß, was das jetzt für uns bedeutet?" Nun war der perfekte Zeitpunkt, um mal meinen Senf hinzufügen. „Und was schlägst du nun vor Gally?" „Sie müssen bestraft werden. Beide." beschloss er seine Meinung. Sofort fingen alle Leute rum zu quasseln. Keiner von ihnen war einverstanden damit. „Minho." sagte ich mit lauter Stimme und richtete mich somit an den Hüter der Läufer und meinen besten Freund. „Du warst mit ihm dadrin. Was denkst du?"

Gebannt schauten ihn alle an. Er atmete geräuschvoll aus. „Ich denke, in der ganzen Zeit in der wir hier sind, hat nie jemand einen Griewer getötet." Wir schauten Thomas an, welcher an Minho's Lippen hing. „Als ich vor Schiss abgehauen bin, ist der dämliche Strunk, geblieben und half Alby." gestand er und deutete leicht auf seinen Verteidigten. „Ich weiß wirklich nicht ob er mutig oder dumm ist." sagte Minho.

Ich richtete meinen Blick wieder auf Joy. Sie kaute ununterbrochen auf ihrer Unterlippe herum. Anscheinend hatte sie Angst, was noch auf sie kommen würde. Zugegeben, sie hatte sich wirklich nicht an die Regel gehalten, keinem wehzutun. Aber sie war der erste Frischling, der sich jemals mit Gally angelegt hatte, weswegen sie meine Anerkennung bekam. Demnach würde ich alles dransetzen, um sie von einer Bestrafung auszuschließen.

„Aber was es auch ist, wir brauchen mehr davon." erklärte Minho weiter. „Ich würd sagen, er wird nen Läufer." kam es aus ihm herausgeschossen. Thomas hob langsam und verwirrt seinen Kopf, während Joyce leicht zu lächelnd begann. „Ein Läufer?!" riefen alle durcheinander.

Schmunzelnd schaute ich durch die Hütte und musste noch mehr grinsen, als ich Chucks lächerlichen Versuch sah, eine rufende Meute anzufangen. Begeistert rief er immer wieder „Thomas!" Doch keiner ging darauf ein. Wieder erhob Gally seine Stimme und unterdrückte die Stimmen der Lichter. „Wenn ihr für den Grünschnabel eine Parade veranstalten wollt, von mir aus. Nur zu! Aber wenn ich eins weiß, über dieses Labyrinth, dann weil man auf keinen Fall...."

Mitten im Satz wurde Gally unterbrochen. Es war ein knarzendes Geräusch, welches wir vor knapp drei Tagen das letzte Mal gehört hatten. Es war die Box, welche wieder hoch fuhr. Wie ist das überhaupt möglich?! Gally und ich tauschten einen verwunderten Blick. Ich stieß mich von dem Balken ab, an dem ich gelehnt hatte und lief hinaus.

Draußen auf der Wiese, fingen wir dann an zurennen. Geradewegs auf die Box zu, welche wirklich wieder hoch kam. Hinter uns liefen die anderen Lichter, vermutlich ebenso verwirrt und beunruhigt wie Gally und ich. Es konnte nicht sein, dass die Box schon wieder hoch kam. Thomas war derjenige der diesen Monat Neu war. Noch einen Neuen zuhaben, würde alles komplett umändern.

Gally und ich erreichten die Box als erstes. Wir schauten uns nochmal an und hoben dann die Dachgitter hinauf. Es lag tatsächlich jemand in der Box. Ich sprang vorsichtig hinunter.

„Newt, was siehst du?!" fragte Zart. Ich musterte die Person. Ganz klar, es handelte sich wieder um ein Mädchen. Erst Joyce und jetzt sie. Ich schaute hinauf. „Ein Mädchen." sagte ich verwundert. Alle liefen um die Box herum und schauten hinein. Ich sah wie Joy sich zwischen Pfanne und Zart quetschte und ebenfalls hinein schaute. Sie schien nicht ganz so verwirrt zu sein wie wir. Sie hatte ein schelmisches Grinsen auf den Lippen, welches ich lange nicht mehr gesehen hatte.

Als Thomas sich neben sie drückte, verstarb mein Lächeln sofort. Er war wirklich überall. Ich schaute erneut auf das braunhaarige Mädchen. Sie trug einen ähnlichen Pullover wie wir Jungs und eine dunkelblaue Jeans. Sie bewegte sich nicht. „Ich glaub sie ist tot." sprach ich mein Bedenken aus. „Was hat sie in der Hand?" hörte ich die Stimme von Joyce.

Tatsächlich, das neue, möglicherweise tote Mädchen, hatte Papier in der rechten Hand. Ich befreite es aus ihrer Hand und faltete es auseinander. Zum Vorschein kam eine krakelige Schrift.

»Sie ist die letzte. Für immer.«

Las ich laut vor. „Was soll'n das bedeuten?" fragte ich verwundert. Plötzlich ging ein Ruck durch das Mädchen und sie schlug die Augen auf. Ich erschrak fürchterlich und wich ein Stück zurück. Den anderen ging es genauso.

„Thomas! Joyce!" sagte sie schweratmend. Direkt danach fielen ihr die Augen wieder zu.

Entsetzt starrten wir alle die beiden an.
Wieder waren es die beiden. Mit gerunzelter Stirn schaute ich Thomas und Joyce nacheinander an. Was ging hier eigentlich vor?!

𝐉𝐎𝐘 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞 𝐌𝐀𝐙𝐄Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt