103. Senkrecht nach oben

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Hoch oben über uns konnte man schon unsere Fluchtmöglichkeit erkennen. Ein gelber Lagerkran mit roten Lichtern als Beleuchtung. Pfanne saß in diesem drinnen und würde uns jetzt helfen, von hier weg zukommen.

Brenda und ich ließen, obwohl wir mussten was passieren würde, erschrocken die Hand der anderen los und blickten hinauf zum Himmel, wo der riesige Haken herunter viel. Mit einem dumpfen Aufschlag kam der Haken fest auf den Boden an. Brenda griff sofort nach ihm und zog mit aller Kraft in die Richtung des Busses.

„Vorrücken! Vorrücken!" schrie der Anführer dieser Truppe. Hektisch schaute ich zwischen Brenda und den Wachen hin und her und ging dann meiner besten Freundin zur Hand.

Mit einem Ächzen konnten wir ihn einhaken und rannten dann um den Bus und sprangen durch die Tür ins Innere.

Der Soldat mit seinen Wachen hatte gleichzeitig mit unserer Haken-Mission irgendwelche Befehle gebrüllt, die ich durch das Rauschen in meinen Ohren nicht wirklich verstehen konnte. „HALTET EUCH IRGENDWO FEST!" schrie Brenda unaufhaltsam und kletterte auf den Fahrersitz zurück. Überfordert guckten die Kinder mich an, während Brenda die Tür des Busses schloss. „Habt ihr sie nicht gehört!?" fuhr ich die Kids an. „FESTHALTEN SOLLT IHR EUCH!" schrie ich voller Panik, was die Kids zusammenzucken ließ aber auch gehorchen. Doch sofort tat es mir auch irgendwie leid. Diese Kinder sind durch die Hölle gegangen. Und das schon in diesem jungen Alter. Nur...... wir anderen, Subjekte von W.C.K.D hatten es auch überleben müssen. Manche sogar länger als andere. Aber für mich war das schlimmste, dass ich mal für W.C.K.D gearbeitet hatte.

Ich presste die Lippen aufeinander und krallte mich in eine der Haltestangen in der Wand und der Decke fest. Stumm lief mir eine einzige Träne der Wut über die Wange und versickerte in meiner Haut. Das war alles Vergangenheit und ich hatte sie hinter mich gebracht.

„Es geht los!" rief Brenda und drehte sich zu uns um. Sie kannte mich mittlerweile gut genug um zu wissen, wenn etwas in mir vorging. Daher schaute sie mich auch fragend an. „Wir schaffen das!" sagte ich bestimmend und schaute sie herausfordernd an. Sofort nickte die hübsche junge Frau und drehte sich dann um. Mein Blick heftete sich ebenfalls nach draußen, als plötzlich der Bus vorne hochging. Voller Panik wickelte ich einen Arm um eine Stange und verkeilte meine Füße um eine.

Schneller als gedacht, kippte der Wagen immer und immer mehr um, bis wir in einer senkrechten Lage waren. Die Kinder, die im hinteren Teil des Busses saßen, fingen an ängstlich zu kreischen.

Stumm betete ich vor mich hin, dass alles gut werden würde, als wir auch noch durch die Luft hin und her schwangen. „Anstatt er das etwas langsamer macht." murmelte ich mit düsterer Miene. Sofort drehte Brenda sich zu mir nach unten. Sie hatte ein schiefes Lächeln auf den Lippen. „Vielleicht.... aber so kommen wir wenigstens schneller von hier weg." fügte sie hinzu nachdem sie eine kurze Pause gemacht hatte. Ich kommentierte das nur mit einem Schulter zucken und wagte es dann nach draußen zu schauen.

Wir kamen aber ganz schön gefährlich an eine Wand heran. Schwer musste ich schlucken. „Wenn nicht, müsste Pfanne es sogar schneller machen! Sieh doch, die Wand!" sagte ich nervös und versuchte nach rechts zu deuten.

„Gut festhalten!" schrie Brenda gegen das Geschrei der Kinder an. Verständlich das sie Angst hatten, man macht sowas ja auch nicht jeden Tag, aber langsam taten mir die Ohren weh. Doch auch ich schrie kurz auf, als der Bus volle Kanne an die Wand stieß und dann daran lang schrappte. Ich zog mir mein Walkie-Talkie aus der Jackentasche und drückte auf den Funkknopf. „Pfanne! Wenn du uns umbringen willst. Sag doch bitte vorher Bescheid!" brüllte ich in das Walkie-Talkie hinein. Als dann auch noch die Lichter anfingen zu flackern, bekam ich es wirklich mit der Panik zu tun. Ein letztes Mal schlugen wir gegen das Gemäuer, drehten uns um die eigenen Achse und schwebte dann normal durch die Luft ohne Hindernisse.

Schnell schnappte ich nach Luft, ich hatte gar nicht gemerkt wie ich sie angehalten hatte und steckte das Walkie-Talkie zurück in meine Tasche.

Wir schwebten an einem der riesigen W.C.K.D Tower vorbei mit einer riesigen hellblauen Anzeigetafel.

Die Lichter gingen immer mal wieder an und aus, was mich noch nervöser Stimmen ließ, als ich schon war. „Joy, guck mal nach unten." sagte Brenda plötzlich laut, was mich dazu veranlasste, dass ich rausguckte. Mit offenem Mund starrte ich aus dem Fenster. Wir waren in einer so erschreckenden Höhe, dass mir das Herz in die Hose rutschte. Wir waren sogar höher als das höchste Hochhaus. „Meine Güte ist das hoch." sagte ich noch immer mit offenem Mund. „Hoffentlich reißt jetzt nicht der Haken oder so." munkelte Brenda, weshalb ich sie mit großen Augen warnend anguckte.

Doch sie reagierte gar nicht darauf und fing nur an zu lachen. War sie nun vollkommen übergeschnappt?

𝐉𝐎𝐘 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞 𝐌𝐀𝐙𝐄Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt