83. Wettlauf gehen den Zug

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Newt und ich liefen auf zu den anderen. Gally hockte derweilen vor einem weiteren Loch in der Mauer, welches so klein war, dass man hindurch krabbeln müsste. Er guckte zu uns hoch. „Also gut. Hier lang." gab er an und krabbelte hinein. Thomas folgte ihm, guckte aber nochmal zurück. Auffordernd schaute ich ihn an und er krabbelte weiter.

Newt und ich folgten ihm auf. Jedenfalls so weit, wie es ging. Gally saß nämlich kurz vor dem Ende und ging nicht weiter. Er setzte sich an die Wand und blickte seitlich heraus. „Wartet."

Die Wände begannen etwas zu wackeln und ein Quietschen setzte ein. Verwirrt guckte ich aus dem Loch, als dort plötzlich eine Wand lang fuhr. Nein, das kann keine Wand sein. Das ist ein Zug. Also befinden wir uns gleich auf einer Zugstrecke? Ungefährlich ist das ja nicht gerade. „Ok!" schrie Gally gegen den Lärm. „Wir müssen das jetzt schnell machen! Wir haben nicht genügend Zeit! Bleibt hinter mir, alles klar?!" rief er weiter. Kurz tauschte ich einen Blick mit Thomas aus, der zu mir und Newt geschaut hatte.

Als der Zug weg war, drehte Gally sich zu uns um. „Ok! Los gehts!" wies er uns an. Schon sprang er aus dem Loch auf die Gleise. Ich drückte Thomas am Rücken raus und sprang dann ebenfalls auf die Gleise. Newt kam hinterher. Ich schaute mich nochmal nach Gally um, welcher das Loch mit einem Gitter zu schob.

„Großartig. Tommy liebt Züge, oder Mann?" richtete Newt sich an seinen besten Freund.

Ist wirklich so...

Ich sah wie Gally neben mich ging. „Super. Von denen werden wir auch gleich noch einen sehen. Auf gehts!" beim letzten Satz war Gally schon losgelaufen. Ohne groß darüber nachzudenken, sprintete ich hinter Gally her. Innerlich war ich froh, dass meine Schusswunde mir keine Probleme mehr machte. War ja schließlich 6 Monate her, dass ich ins Bein geschossen wurde. An sich hatte sich meine Ausdauer etwas gestärkt. Das verdankte ich größtenteils Brenda und Vince.

Dennoch musste ich aufpassen, dass ich nicht komisch auf einen der Steine, welche zwischen den Gleisen lagen, trat. Könnte ja sein, dass ich mit dem Fuß umknicke und dann der Länge mach hinfalle. Bei meinem Glück war das gar nicht so unwahrscheinlich.

Kurz schaute ich über die Schulter. Zwischen mir und Newt war viel Platz. Sein Bein. Oh verdammt.

„Gally! Was zur Hölle machen wir hier!?" brüllte Thomas von hinten während des Laufens. „Weniger reden. Mehr laufen!" rief Gally zurück. Beide hatten sie recht.

Als ich gerade auf den Boden guckte, viel mir auf das die Gleise begonnen hatten zu rütteln. Ein Zug war auf dem Weg. „Los! Beeilt euch!" rief ich zu den Jungs nach hinten und guckte wieder nach vorne. Dort sah man in der Ferne kleine Lichter aufflammen. Der Zug würde bald hierüber fahren. „Gally!" schrie Thomas nochmal. „Kommt schon!" rief er nur. „Wir sind fast daaaaa!" Von hinten hörte ich wie Thomas etwas zu Newt sagte. Vermutlich hatte er ihn überholt und sagte ihm, er solle sich beeilen. Oh shit-shit-shit. Langsam spürte ich wie meine Beine anfingen zu schmerzen doch ich zog durch. Wie würden das schaffen.

Man konnte nun schon die Konturen des Zuges sehen. Meine Füße flogen über den Boden, als ich Gally weiter folgte. Wie weit war es denn noch!? Ich hörte Thomas Schritte hinter mir. Er war deutlich schneller als ich. Thomas überholte mich und lief nun vor mir. Dadurch wurde ich allerdings etwas abgebremst und lief nun langsamer.

Erneut warf ich einen Blick über die Schulter. Newt hatte ein verbissenes Gesicht und hielt sich seine Seite. „Newt! Du schaffst das!" rief ich ihm verzweifelt. Er antwortete nicht. Ich blickte wieder nach vorne, wo an der Seite etwas rotes auf blinkte.

Hatten wir es endlich geschafft? Voller Freunde legte ich nochmal einen Gang zu und erreichte es, als Gally schon halb auf dem Weg war um die Leiter hochzuklettern. Doch gerade als er hochkletterte, schaute er erschrocken zurück. Auch ich tat es. Newt lag dort einige Meter entfernt von uns auf dem Boden. Der Zug hinter uns begann zu Hupen. Erschrocken wollte ich zurück rennen, Newt helfen, doch Gally schubste mich einfach zurück, sodass ich mitten in die Arme meines Bruders geworfen wurde.

Gally sprintete auf Newt zu, welcher gerade versuchte sich aufzurappeln. Mit vor Schock geöffnetem Mund wollte ich auch helfen. Ich rannte ein Stück nach vorne. „NEWT!" brüllte ich auf.

Plötzlich riss Thomas mich an sich und drückte mich zwischen sich und der Wand ein. Vor Schock krallte ich mich in den Stoff seiner Jacke und drückte mein Gesicht an seine Brust. Der Zug fuhr mit einer hohen Geschwindigkeit vorbei, das merkte ich an meinen herumfliegenden Haaren. Ein Schluchzer entwich meiner Kehle. Sie wurden vom Zug überrumpelt. Einfach so. Ich wollte nicht hinschauen. Ich wollte Newt nicht da so liegen sehen. Ich wollte es nicht.

Brenda's Sicht:

Gequält vor Langeweile, fing ich an meine Messer zu putzen. Jorge, Pfanne und ich wurden, nachdem Joy und die anderen durch den Tunnel gegangen sind, von Lawrence' Leuten in ein Nebenzimmer gebracht. Gewissermaßen hatten wir dort alles, was wir so brauchten. Mich nervte es trotzdem, dass wir hier eingeschlossen waren.

Pfanne lag auf einem herumstehenden Sofa und hatte seine Hände hinter dem Kopf verschränkt. Jorge saß in der Mitte des Raumes an einem Runden Tisch, auf dem einige Karten lagen.

„Wer ist dieser Gally?" brach Jorge das schweigen. „Ein Arschloch anscheinend." murmelte ich während ich weiter die Klinge polierte. „Er war mal mein Freund." seufzte Pfanne. Ich blickte auf und schaute ihn an. Er hatte sich aufgesetzt und schaute traurig zu Boden. „Denkst du sie schaffen es zurück?" fragte ich ihn. „Gally und Newt kenne ich seit über drei Jahren. Joyce und Thomas seit etwas einem Jahr. Doch in diesem letzten Jahr hab ich gelernt, dass man den Zwillingen vertrauen sollte. Sie und Newt werden, mit Hilfe von Gally, einen Weg dort hinein und wieder zurück finden. Mach dir keine Sorgen." sagte Pfanne ruhig.

Seufzend setzte ich mich bequemer auf meinen Stuhl und polierte weiter. Joyce bitte komm einfach zurück. Ich will nicht an das letzte Mal denken, wo wir wir beide einen Trip durch die Stadt gemacht haben.

Das hat nämlich damit geendet, dass ich infiziert wurde. Und jetzt war alles wieder beim alten.

𝐉𝐎𝐘 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞 𝐌𝐀𝐙𝐄Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt