25. Der echte Fluchtplan

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Joyce' Sicht:

Gedankenverloren malte ich kleine Kreise in den sandigen Boden unter mir. Er war rau und kalt. So erging es mir ebenso. Ich war kalt und ich war zusammen mit Teresa und Thomas in dem Loch eingesperrt mit einem Boden aus rauen Sand. Gally war jetzt, so wie er sich gerne nannte, Captain Gally. Das wir hier jetzt im Loch sitzen, war einzig und allein auf seinen Mist gewachsen.

Ich hätte mich vielleicht wehren können. Doch nachdem Thomas sich die Spritze selber in den Bauch injiziert hatte, hatte ich nur einen einzigen Gedanken im Kopf. »Wo ist das verdammte Heilmittel?!« Ich hatte Teresa angeschrieen und war dann widerstandslos von Gallys Handlangern ins Loch gebracht worden.

Kurze Zeit später kamen dann auch die anderen. Besser gesagt, Teresa und Thomas wurden herein geschubst. Teresa hatte probiert mit mir ein Gespräch anzufangen, doch ich wollte lieber für mich sein und Gally in meinen Gedanken zerreißen. Newt, Chuck und Minho saßen auf der anderen Seite des Gitters, hinter mir, da ich mit dem Rücken zum Gitter saß und warteten zusammen, dass Thomas endlich aufwachen würde.

Während dieser immer noch ohnmächtig und mit dem Kopf auf den Oberschenkeln von Teresa lag, beschäftigte ich mich mit der Frage, was nun mit uns passieren würde. Jetzt, da Gally eben der Anführer war, konnte er alles mit uns machen. Er könnte uns sogar verbannen, was er eh mit mir und Thomas vorhatte.

„Hey." sagte Teresa plötzlich. Entweder sagte sie das gerade zu mir, oder Thomas war aufgewacht. Als ich meinen Kopf hob, erkannte ich das es letzteres war. Desorientiert schaute Thomas sich im Loch um. „Alles ok?" fragte Teresa ihn. Ihr Kopf befand sich falsch herum über ihm.

„Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?!" fauchte ich Thomas sauer an. Ja, ich war auch sauer. Hätte das Gegenmittel nicht gewirkt, wären wir endgültig verloren. Thomas richtete sich von ihren Oberschenkeln auf und schaute dann zu mir und dann weiter rauf zu Newt, Minho und Chuck. „Was ist passiert?" fragte Thomas ziemlich dümmlich. „Gott." stöhnte ich genervt auf und vergrub dann meine Hände in meinem Nacken. Ich saß so nah am Gitter, sodass Newt seine Hand auf meine Schulter legte und leicht drüber strich.

„Gally hat die Kontrolle übernommen." fing Newt anzureden, hörte aber nicht auf meine Schulter zu streicheln. Eine Gänsehaut machte sich auf meiner Haut breit. „Er sagt, dass wir die Wahl haben. Entweder folgen wir ihm, oder wir werden zusammen mit dir verbannt." gestand Newt. Thomas, welcher mir gegenüber saß, verdrehte genervt die Augen und richtete sich dann leicht ächzend auf.

„Und die anderen waren damit einverstanden?" fragte er während der Bewegung. „Er hat alle überzeugt, dass du der Auslöser bist, dass das alles passiert. Du und Joyce." gestand Teresa.

Zustimmend nickte ich mit dem Kopf. Jep, Gally hasste mich komplett.

Thomas schaute ich nur leicht nickend an. Er schien zu verstehen. „Naja, bis jetzt hat er ja auch Recht." stimmte Thomas mit ein. „Was redest du für ein Zeug?" fragte Minho ihn. Ich konnte ihn zwar nicht sehen, mir aber vorstellen, dass er gerade die Stirn runzelte und den Kopf schief gelegt hatte. „Dieser schlimme Ort. Es ist nicht wie wir dachten. Es ist ein Test, kein Gefängnis." Thomas hatte also wirklich seine Erinnerungen wieder.

Gespannt schauten wir ihn an. „Es hat angefangen, als wir noch klein waren. Sie haben uns vor Herausforderungen gestellt. Sie haben Experimente an uns durchgeführt." Wie Teresa runzelte ich die Stirn, obwohl ich mich ja selber an das erinnern konnte. „Leute verschwanden plötzlich. Jeden Monat, einer nach dem anderen. Wie ein Uhrwerk." sagte Thomas weiter.

Kein Wunder, warum die Lichter also jeden Monat hochkamen. „Sie haben uns hierher gebracht?" fragte Newt und unterbrach somit Thomas Redeschwall. „Ja, aber nicht alle von uns." sagte Thomas und ich musste schwer schlucken. „Wie meinst du das?" wieder Newt der fragte.

Thomas' Blick richtete sich kurz auf mich. „Jungs, ich bin einer von ihnen." gestand er auf einmal. „Die, die euch hierher gebracht haben, ich hab mit ihnen gearbeitet." Ich schaute bei Thomas Worten zu Boden. Wieder spürte ich diesen Kloß in meinem Hals. „Ich- Ich hab euch Jahrelang beobachtet." Wieder war er mit seinen Erinnerungen nicht der Einzige. „All die Zeit über, wie ihr hier wart, war ich da. Auf der anderen Seite." stellte Thomas leise klar.

Ich schaute ihn mit ernster Miene an. Ich wusste was er jetzt sagen wollte und machte mich bereits auf die Reaktion von Minho, Chuck und Newt bereit.

„Und ihr auch. Joyce, Teresa." ließ er die Bombe platzen. Zitternd schloss ich die Augen als ich Newts Hand nicht mehr auf meiner Schulter spürte. Ich musste mir auf die Lippe beißen, um nicht hier und jetzt in Tränen ausbrechen zu müssen.

„Was?" fragte Teresa mit schwacher Stimme. In ihren Augen glänzten ebenfalls die Tränen. Für sie muss es wohl noch schrecklicher sein, da sie es nicht in anderen Erinnerungen gesehen hatte, wie ich.

„Wir haben ihnen das angetan, Teresa." sagte Thomas vorsichtig. Mit aller Kraft versuchte ich eine möglichst normale Stimme zuhaben und räusperte mich leicht. „Nein." sagte Teresa, den Kopf schüttelnd und mit leicht gerunzelter Stirn vor Erschütterung. „Das kann einfach nicht sein." Eine Träne bahnte sich ihren Weg über Teresas Wange.

„Doch." schaltete ich mich mit ein. „Es ist so. Ich habe es auch gesehen. Wie Thomas. Nur in den Träumen." sagte ich brüchig und versuchte die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten. Ich konnte mir nur vorstellen, wie enttäuscht Newt in dem Moment sein konnte.

Teresa fing sich wieder leicht. „Aber wenn wir mit ihnen arbeiten. Warum schicken sie uns dann her?" Guter Punkt. „Das spielt keine Rolle." sagte Thomas und schüttelte minimal den Kopf.

Zitternd atmete ich aus, als ich Newts Hand auf meinem Arm spürte. „Er hat Recht." bekräftigte er die Worte seines besten Freundes. „Es spielt keine Rolle. Gar nichts davon." sagte Newt energisch. „Denn die Menschen die wir vor dem Labyrinth waren, sie existieren nicht mehr. Dafür haben die Schöpfer gesorgt." sprach Newt unglaublich wahre Worte aus. „Aber was eine Rolle spielt-." Das ungewollte »aber«. „- ist wer wir jetzt sind und was wir tun. Hier und jetzt. Du bist ins Labyrinth gegangen und hast nen Ausgang gefunden!" richtete Newt sich an Thomas.

„Aber hätt' ich das nicht getan, wäre Alby jetzt noch am Leben." erwiderte Thomas. Nun schaute ich auch hinauf zu Newt, doch sein Blick galt nur Thomas. „Vielleicht. Aber ich weiß, wenn er jetzt hier wäre, würde er dir ganz genau das selbe sagen." sagte er weich und mit leicht bebender Stimme. „Reiß dich zusammen und beende was du angefangen hast." klärte Newt Thomas auf. Ja, diese Worte hätte Alby vermutlich auch gewählt. „Denn wenn wir jetzt nichts tun, dann ist Alby umsonst gestorben und das kann ich nicht zulassen." sprach Newt mit energischer Stimme weiter. Er hatte einen starken Blick.

„Ok." sagte Thomas leicht „Ok", sagte er erneut. „Aber davor müssen wir noch an Gally vorbei." Er schaute mich und Newt an. Dann zu Minho und Chuck und zum Schluss zu Teresa.

Dieses Mal, würde es sich wirklich um einen Fluchtplan handeln.

𝐉𝐎𝐘 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞 𝐌𝐀𝐙𝐄Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt