94. Mary das Mädchen

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Zeitgleich mit mir schossen die Jungs ebenfalls auf die Wachen, die durch die Elektropatronen, wie auch der Erste, zuckend am Boden lagen und dann auch ohnmächtig wurden. Viele von ihnen duckten sich, einige versuchten sogar zurück zu schießen.

Doch wir waren deutlich im Vorteil, da wir sie immer weiter nach hinten in den Raum drängten. Als dann auch der letzte Mann ohnmächtig auf dem Boden lag, stürmte ich durch den Raum zu einer der Türen. Das, was die Wachen hier bewacht hatten, waren Immune Kids, die sie entführt und womöglich gefoltert haben. Unterwegs riss ich mir die Maske vom Kopf, warf sie zu Boden und schaute dann durch den Fensterschlitz in der Tür. Ein Junge, welcher wohl schauen wollte, was passierte zuckte gehörig zusammen als er mich sah.

Die Kinder konnten nicht älter als 12 oder 13 Jahre sein. Mit schnellen Fingern öffnete ich die Tür, die mit einem zischen aufging. „Gehts allen gut?" erkundigte ich mich mit breiten Lächeln. Zögerliches Nicken empfing mich.

Mit dem Kopf deutete ich nach draußen und ging dann von der Tür weg. „Na los. Kommt schon raus. Es wird alles gut." sagte ich freundlich.

Ich drehte mich zurück in den Raum, wo Gally, Thomas und Newt ebenfalls die anderen Kinder bereits aus diesen Zellen befreiten. Es waren jeweils ungefähr 10 Kinder, die in diesen Räumen eingesperrt waren. Was für eine Qual. Schnaubend lief ich weiter durch den Raum und guckte mich um.

Gally hatte gerade einer Wache, die offenbar noch nicht allzu sehr beeinträchtigt war, eine Pistole an die Halsschlagader gehalten und schüttelte sie an den Schultern. „Der Tresor! Wie komm ich da rein?!" fragte er böse. Als wollte die Wache gerade ohnmächtig werden, schüttelte Gally dessen Schultern um ihn wach zu halten. „Gar nicht." konnte ich von den Lippen ablesen. Mit einem weiteren schnauben wandte ich mich ab und riss eine weitere Tür der Zellen auf. Dort waren nur Mädchen, welche alle die gleiche blaue Kleidung von W.C.K.D an hatten.

„Kommt raus. Es ist alles gut." sprach ich auf die, an die Wand gedrückte, Mädchenmenge ein. „Sind wir jetzt in Sicherheit?" erklang eine zarte Stimme, bevor ich gehen wollte.

Sofort drehte ich mich um und blickte in die großen Auge eines jungen Mädchens. Ich stützte mich auf die Knie, um in etwa auf ihrer Augenhöhe zu sein. „Wie ist dein Name, Kleine?" fragte ich sanft. „Mary." erklang ihre schüchterne Stimme. Etwas zog sich in mir zusammen, als ich an Mary Cooper denken musste. Wir hatten ihr soviel zu verdanken. „Ok, Mary und auch ihr anderen. Mein Name ist Joyce. Und ich und meine Freunde, sind hier um euch alle zu retten", sprach ich auf sie ein. „Brenda, meine beste Freundin, wird jeden Augenblick kommen und gemeinsam werden wir euch von hier raus bringen. Aber habt noch etwas Geduld, ok? Ihr habt es bald geschafft." Ich hätte niemals gedacht, dass ich so gut mit Kindern konnte.

„Leute!" erklang plötzlich Gallys Stimme. Ich guckte in seine Richtung und ließ gleichzeitig die Mädchen aus ihrer Zelle rausgehen. Der kleinen Mary legte ich beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Das wird etwas dauern!" machte Gally klar. „Wer ist das?" fragte Mary und schaute zu mir hinauf. „Das ist Gally." erklärte ich ihr. „Und wer ist sie?" fragte sie erneut, nur deutete sie auf Teresa diesmal.

Noch bevor ich etwas sagen konnte, hatte sie sich an die Seite von mir gedrückt. Verwundert schaute ich zu ihr herunter. „Ich habe sie schonmal gesehen. Sie ist nicht gut." murrte Mary. Irgendwie hat sie, ich schätze sie auf etwa 8 oder 9 Jahre, deutlich eine der jüngeren, damit recht.

Ich seufzte auf. „Sie.... hilft uns." sagte ich nach einer längeren Pause. Teresa drehte sich, als hätte sie unser Gespräch gehört, zu uns um und guckte mich argwöhnisch an. Dennoch schenkte ich ihr ein zartes Lächeln. Wenn wir das hier machen wollten, wäre leichte Freundlichkeit ganz und gar nicht verkehrt. Mit verwirrter Miene deutete sie ebenfalls ein zartes Lächeln an. Mein Blick lenkte sich auf meinen Bruder, welcher hektisch von einem Raum zum nächsten lief.

Schnell schälte ich mich aus Marys Umklammerung und stellte mich stattdessen weiter in die Mitte, wo Thomas gerade vorbei lief.

„Thomas. Was ist denn?" fragte ich ihn, da ich wirklich keinen blassen Schimmer hatte, was gerade mit ihm los war. „Er ist nicht hier, Joyce." sagte er enttäuscht. Da hatte er recht. Seufzend blickte ich in sein Gesicht. „Es war doch klar, dass es wieder einen Harken gibt." sagte ich leicht pikiert. Doch er gab mir keine Antwort darauf und stellte sich deshalb, meiner Missachtung, direkt vor Teresa und schaute sie bedrohlich an. Murrend ging ich einige Schritte zurück und stand somit etwas vor Newt. Dieser legte mir von hinten eine Hand auf die Schulter, weshalb ich mich umdrehte. Ich war froh über die Ablenkung von Teresa und Thomas.

Fragend blickte ich zu ihm hinauf. „Wie's scheint, kommst du sehr gut mit den Mädchen klar. Ich wusste gar nicht, dass du so gut mit Kindern umgehen kannst." sagte er erstaunt. Leicht schmunzelte ich und drückte ihn seitlich in eine Umarmung. Er hatte seinen rechten Arm um meine Schulter gelegt und hauchte mir einen Kuss auf den Ansatz.

„Was soll ich sagen", schmunzelte ich. „Kinder und ich.... wir passen gut zusammen." Newts Brustkorb sprang auf, als er lachen musste, wurde aber sofort durch eine Hustenattacke unterbrochen.

Erschrocken ließ ich ihn los und klopfte ihm mit verzerrten Gesicht auf den Rücken. „Geht es?!" fragte ich sofort nach, als er sich beruhigt hatte. „Ja, danke." sagte Newt mit schwacher Stimme. So richtig überzeugt war ich trotzdem nicht.

𝐉𝐎𝐘 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞 𝐌𝐀𝐙𝐄Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt