62. Jorge's Ablenkungsmanöver

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Bertha entpuppte sich als ein alter Wagen. Irgendwie hatte er was. Der war schon schick. Jorge saß am Steuer und fuhr mit rasanter, wenn auch kontrollierter Geschwindigkeit über die Straße.

Ich hatte mich zwischen Minho und Newt auf eine Reihe gesetzt. Beide saßen an den Fenstern. Doch während Newt rausschaute, er hielt dabei meine Hand, war Minho wohl nicht so begeistert und schaute einfach nur nach vorne. Gerade drehte Jorge sich zu uns um. Er wechselte einen stummen Blick mit Minho und drehte sich dann wieder nach vorne. Ehm. Ok?

Offenbar hatte Newt es auch gemerkt, da er Minho einfach nur grinsend anschaute, als ich hoch in sein Gesicht geschaut hatte.

Ich lehnte meinen Kopf auf Newts Schulter und schaute raus. Nicht weit weg von uns, ragten die riesigen Berge hoch hinauf in den Himmel. Richtig bewachsen war hier nichts mehr. Alles war karg und abgestorben. Wegen der Sonne. Sie hatte wirklich alles in eine Brandwüste verwandelt. Doch bald würden wir endlich von hier wegkommen. Ich konnte es nicht mehr abwarten, endlich an einem besseren Ort leben zu können.

Schließlich fuhren wir eine Straße entlang, welche uns zwischen die Berge führte. Quietschend und ratternd drückte Jorge auf die Bremse und der Wagen blieb quietschend stehen. Nanu, warum hielten wir denn an? Jorge öffnete seine Tür und stieg als erstes aus. Ich ging aus Minho's Tür raus und stand neben ihm und meinem Bruder. Thomas hatte vorne bei Jorge auf dem Beifahrersitz gesessen.

Ich drückte die Tür zu und schaute mich dann um. Das waren wirklich komplette Berge aus Sandstein. Unglaublich, dass man hier Straßen und so bauen konnte. Jetzt wusste ich auch, warum wir angehalten hatten. Vor uns auf der Straße, lagen mehrere liegengebliebene Autos herum. Sie versperrten uns den Durchgang um weiter vorzudringen. Eigentlich war das sogar ziemlich schlau. So konnte man nur ungeschützt eindringen und man war leicht auszuschalten. „Tja, jetzt müssen wir wohl laufen." seufzte Jorge wenig begeistert.

Scheint so. Ein Zucken ging plötzlich durch einen Körper schräg vor mir. Es war Brenda. Oh je, die Infektion.

Vorsichtig setzten wir uns in Bewegung. Ich lief neben Brenda her. Ich machte mir, trotz dessen, dass wir uns noch nicht lange kannten, extrem Sorgen um sie. Ein Krächzen eines Raben war zu hören. Brenda begann leicht zu schwanken. Ich hakte mich bei ihr unter und war ihr somit eine Gehstütze. „Joyce, m-mir gehts gu-." „Komm mir nicht mit, dass es dir gut geht. Ich seh's dir doch an. Dir gehts scheiße." zischte ich ihr zu. „Na gut." flüsterte sie.

Ich war ihr anscheinend eine gute Stütze, da ihre Schritte wieder sicherer wurden und wir schneller voran kamen. Mir war gar nicht aufgefallen, dass wir etwas zurück hingen. „Alles gut?" erkundigte Thomas sich bei uns, als wir etwa auf der gleichen Höhe wie er waren. Während Brenda nickte, antwortete ich mit „Klar. Ich bin froh, dass wir wieder zu euch getroffen sind." Thomas schenkte uns ein warmes Lächeln und drehte sich dann wieder um.

Die Gruppe blieb stehen, als Jorge in einem offenen Kofferraum eines Autos wühlte. Er suchte offenbar nach etwas. Ich ließ Brenda los und ging ebenfalls auf eines der Autos zu. Die Scheiben waren auf das Übelste beschmiert und wiesen komische kreisrunde Einkerbungen auf. Offenbar hatte Thomas es auch gesehen, da er sich zu mir stellte und auch auf das Loch schaute.

Ich fasste die Einkerbung an. Das sah aus.... Ach du scheiße! Das waren Pistoleneinschusslöcher!

Sobald mich diese Erkenntnis erreicht hatte, ertönte plötzlich der erste Schuss, als auf uns geschossen wurde. „Geht in Deckung!" schrie ich meinen Freunden zu, bevor Thomas und ich uns mit dem Rücken an das Auto gedrückt haben. Mein Herz begann in meiner Brust zu rasen. Ein Glas zerschellte über uns und die Scherben flogen durch die Gegend. Schützend hielt ich mir die Hände über den Kopf, als ich einen stechenden Schmerz an der Hand fühlte. Diese scheiß Scherben.

Schlagartig hörten die Schüsse auf. Stille legte sich über das Tal. „Hey! Gehts allen gut?" Erhob Thomas neben mir die Stimme. „Abgesehen von einem Kratzer." murmelte ich vor mich hin. „Uns gehts gut!" rief Teresa.

„Hat einer gesehen, woher diese verdammten Schüsse gekommen sind?" fluchte plötzlich Newt auf. Mein Kopf fuhr rum, es war ihm nichts geschehen, fluchen ging wohl noch. Ich grinste. „Dieses dämliche Arschloch Marcus. Den Hinterhalt haben wir ihm zu verdanken." maulte auf einmal Jorge zu Thomas rechter Seite. Ich schaute an ihm vorbei und auf den Mann. Er holte gerade etwas aus seiner Tasche und zog den Reißverschluss wütend zu.

Vorsichtig kniete ich mich hin, drehte mich dann um und wollte über das Auto hinweg gucken. „Joyce, was machst du!" sagte Jorge verwirrt. Ich wedelte nur mit der Hand nach ihm. „Thomas! Krieg deine verrückte Schwester in den Griff." maulte er meinen Bruder an. Ich ignorierte sie und wagte einen Blick über das Auto auf die Berge. Keiner war dort. Gerade als ich mich weiter aufrichten wollte, schlug wieder ein Schuss ein, direkt vor mir, auf das Auto. Ich zuckte gehörig zusammen und presste mich an die Seite des Autos. „Vielleicht sollte ich mal anfangen, auf dich zu hören." sagte ich schweratmend zu Jorge. „Solltest du wirklich mal versuchen." fügte er mürrisch hinzu.

Es blieb nicht nur bei dem einen Schuss. Weitere Schüsse ertönten. Die meisten schlugen bei unserem Auto ein. „Was soll'n wir jetzt tun?" fragte Thomas Jorge.

Ich hätte eher gedacht, dass jetzt weise Worte kommen würden, doch stattdessen hielt Jorge ein Bündel Sprengstoff hoch. Das hatte er also aus seiner Tasche geholt. Geschockt starrte ich es an. „Hier. Halt mal." sagte er und drückte es Thomas in die offene Hand. Etwas überfordert hielt Thomas den Sprengstoff und schaute mich zweifelnd an, als wolle er es mir in die Hand drücken. „Wir brauchen ein Ablenkungsmanöver." erklärte Jorge seinen Plan weiter. Thomas drehte sich wieder zu mir um. Ich zuckte mit den Schultern.

„Du wirst das Ding werfen." sagte Jorge zu Thomas und hielt dann den Auslöser in der Hand. Thomas machte sich bereit, um das Ding zu werfen. „Passt mal auf!" erhob Jorge die Stimme und betätigte das Ding. Es machte ein komisches fiependes Geräusch. Es war zwar nicht ganz so übel wie andere Töne, aber tat dennoch in den Ohren weh.

„Macht euch bereit, um zurück zum Wagen zu rennen!" rief Jorge weiter. „Und Ohren zuhalten." fügte er hinzu.

Wieder wandte er sich an Thomas. „Fertig? Auf 3" fragte er ihn. „1." sagte er langsam, während Thomas sich darauf vorbereitete, das Teil so weit wie es ging, weg zu werfen. „2." machte Jorge weiter, als plötzlich ein Klacken ertönte. Ich hielt meinen Atem an, als eine Frauen Stimme erklang.

„Fallen lassen!" befahl sie. Ich drehte mich nicht. „Sofort!" Herrschte eine andere Jorge an, was mich und Thomas zusammenzucken ließ. Ein klicken ertönte, als die Waffe entsichert wurde. Ich hob vorsichtig meinen Blick an, nachdem ich mich nach links gedreht hatte, um zusehen, wer vor uns stand. Es waren zwei Mädchen. Die eine mit hellblonden Haaren und die andere, welche auf uns zielte, mit schwarzen Braids. „Ich hab gesagt fallen lassen!" brüllte die mit den blonden Haaren. Es hätte theoretisch auch die andere sein können, da beide eine Vermummung vor dem Mund hatten.

Ich schaute Jorge eindringlich an, der dann auch langsam den Auslöser ausmachte und sinken ließ. Danke...

„Hoch mit euch." sagte die mit den dunklen Haaren. Sie bewegte dabei ihre Waffe hinauf. Zögernd hob ich meine Arme und stand vorsichtig auf. „Na los!" sagte sie erneut, als Jorge und Thomas noch nicht standen. Langsam taten sie es ebenfalls. „Bewegung! Geht schon!" hetzten sie uns. Mit erhobenen Händen, wurden wir von den beiden jungen Frauen nach hinten gedrängt. Ich wagte es nicht, einen Blick nach hinten zu wagen. Zu viel Angst war dabei im Spiel.

„Ganz ruhig." versuchte Jorge auf sie einzureden. „Ihr zwei da rüber! Sofort! Kommt schon!" „Hoch mit euch! Kein Blödsinn!" sagten sie durcheinander zu uns. Ich schluckte schwer. Wen meinten sie. Panisch stolperte ich neben Jorge und Thomas her. „Bewegung!" sagten sie erneut.

Mittlerweile standen alle von uns mit erhobenen Händen in einem Halbkreis um die beiden Mädels herum.

„Aris?" fragte plötzlich eine von ihnen. Hä?

𝐉𝐎𝐘 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞 𝐌𝐀𝐙𝐄Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt