15. Die Hoffnung stirbt zuletzt

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Thomas' Sicht:

Ich nahm Anlauf und sprang zu der gegenüberliegenden Seite. Mit einem dumpfen Aufprall, knallte ich gegen die Wand und krallte mich panisch an dem Efeu fest.

Ich schaute hinauf und sah, wie der Griewer ebenfalls an die Wand sprang. Allerdings konnte er sich nicht so gut festhalten und strampelte deshalb irgendwie an der Wand mit den Beinen. Eine spitze Klinge wurde plötzlich neben meinem Kopf in die Wand hinein geschlagen. Das war vermutlich dieses Gift, was Ben und Alby so verändert hatte. Und nun wollte es mich infizieren.

Vor Schreck rutschte mir der Efeu aus den Händen und ich fiel immer weiter hinunter. Verzweifelt schrie ich auf und versuchte mich wieder festzuhalten. Über mir hing der Griewer an der Wand. Mit geweiteten Augen, sah ich wie er auf mich zugehen wollte. Doch plötzlich löste sich der Efeu von der Wand und ich fiel schreien zu Boden.

Mit einem dumpfen Geräusch schlug ich auf den Boden auf. Es war nicht so ein tiefer Fall, aber er drückte mir dennoch fast die ganze Luft aus der Lunge raus. Trotzdem konnte ich noch schnell genug reagieren und rutschte von dem Griewer weg.

Dieser kämpfte gerade mit dem Efeu und verhedderte sich somit nur noch stärker. Frustriert brüllte er mich an. Ich nutzte die Chance und rannte ohne nach hinten zuschauen wieder davon. Ich erschrak fürchterlich als auf einmal jemand gegen mich lief. „Hey!" sagte die Person und hielt mich am Kragen. Es war Minho, welcher verschwitzt vor mir stand. Er hatte also überlebt.

„Du bist echt ein verrückter Mistkerl." beschimpfte er mich und schaute auf den Griewer. Das konnte er ruhig zu sich sagen. Schließlich hatte er mich alleine gelassen. Mit offenen Mündern schauten wir zu wie der Griewer sich befreite und langsam auf uns zu kam. Minho reagierte schnell und zog mich davon in eine andere Richtung.

Hinter uns schlossen sich bereits die Tore, weshalb wir uns noch mehr beeilen mussten. „Es verändert sich bereits." wiederholte Minho ein paar mal. Er spornte mich an weiter zulaufen. „Der Abhang schließt sich! Komm! Dort können wir ihn abhängen." drängte Minho mich und rannte voraus. Ich allerdings bleib stehen, weil mir eine Idee in den Sinn gekommen war.

„Thomas!" brüllte Minho zu mir als er bereits in Sicherheit stand. Ich stand immer noch an der gleichen Stelle und hielt nach dem Griewer Ausschau. Ich sah ihn und schrie „Na komm schon!" Unaufgefordert, preschte der Griewer auf mich zu. Schnell drehte ich mich um und rannte in den sich schließenden Korridor hinein.

„Komm Thomas! Dreh dich nicht um." brüllte Minho mir entgegen. Ich versuchte noch schneller zulaufen. Immer wieder brüllte mir Minho etwas zu, ich solle mich beeilen. Ich würde es schaffen. Ich wollte es schaffen, ich musste einfach.

Joyce' Sicht:

Ich hatte die Nacht kein Auge zugehabt. Oder doch, vielleicht schon. Jedenfalls konnte ich mich nicht daran erinnern. Missmutig saß ich mit dem Kinn auf den Knien vor dem Eingang des Labyrinths und wartete, dass sie Tore sich endlich öffnen würden und mir Thomas und Minho zeigen würden.

Jeder von uns hoffte das und jeder wusste ebenso gut, dass es eigentlich unmöglich war, dass sie es schaffen würden. Trotzdem blieb ich bei meiner Hoffnung. Sie würden es schaffen. Alle beide. Mit Alby. Und wenn ich dafür meine Hand ins Feuer legen musste.

„Hey Jungs! Joyce! Steht auf!" rief Chuck als die Tore sich öffneten. Abrupt stand ich auf und stellte mich neben den kleinen Jungen. Gespannt schaute ich hinein in das Labyrinth. Die Lichter um mich herum waren mindestens genauso hoffnungsvoll wie ich. Doch niemand, niemand stand auf der anderen Seite und wollte wieder auf die Lichtung kommen.

Absolut niemand. Ich schloss die Augen, drehte mich um und legte meine verschränkten Hände auf meinen Kopf und legte meinen Kopf in den Nacken. „Hab ich dir ja gesagt." sagte Newt zu Chuck. Der Kleine hatte am meisten daran geglaubt. „Die kommen nicht wieder."

Die übrigen Jungs drehten sich ebenfalls um und gingen ein Stück davon. Ich drehte mich wieder um und schaute erneut ins Labyrinth hinein. „Nicht zufassen." sagte Zart ungläubig, als er sich ebenfalls noch einmal umgedreht hatte.

Plötzlich erkannte ich es ebenfalls. Dort liefen gerade Minho, Thomas und Alby um die Ecke. Also, Alby wurde gestützt. Aber immerhin hatten sie es geschafft. Ein Lächeln bahnte sich auf meine Lippen und ich jubelte innerlich. Irgendwie, wusste ich's.

Schleppend und langsam kamen Minho und Thomas auf uns zu. Doch jeder weitere Meter, den die drei zurücklegten, war erleichternd. Keiner der Lichter traute sich hinein ins Labyrinth zugehen und bejubelten sie stattdessen.

„Helft mal!" sagte Thomas mit verbissener Miene. Er war völlig nass geschwitzt und voller Dreck. Minho genauso, aber immerhin ging es ihnen beiden ansonsten gut. Am meisten machte ich mir allerdings Sorgen um Albys Kopf. An seiner Schläfe war eine klaffende Wunde und an ihr klebte eine große Menge Blut. Was noch viel erschreckender war, war die Tatsache, dass er einen bläulichen Fleck an seinem Hals hatte, von dem blaue Adern verliefen.

Er wurde also gestochen, von einem Griewer. Anscheinend hatte Minho rechtzeitig dafür gesorgt, dass er keinem Schaden konnte.

Die Lichter legten Alby vorsichtig und langsam auf das Gras. Manche von ihnen hockten sich herunter, andere wie Pfanne und ich schauten von oben auf ihn herab. „Was ist da draußen passiert?" fragte jemand. „Wie habt ihr es da raus geschafft?" fragte ein anderer. Thomas keuchte leicht und räusperte sich dann.

„Habt ihr Griewer gesehen?" fragte Chuck neugierig. Das würde mich auch mal interessieren. Etwas außer Atmen antwortete Thomas. „Ja, ich hab einen gesehen." Ich schlug mir eine Hand vor den Mund. Er hatte es überlebt?! Wie?!

„Er hat ihn nicht nur gesehen", sagte Minho ebenso außer Atem wie Thomas. „Er hat ihn gekillt."

𝐉𝐎𝐘 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞 𝐌𝐀𝐙𝐄Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt