84. Ein Übervorsichtiger Bruder

280 13 4
                                    

Joyce' Sicht:

Ich drückte mich immer noch schluchzend an Thomas. Sein hektischer kühler Atmen wehte an meine, mit Schweißperlen besehene, Stirn, als ich plötzlich ein Ächzen hörte. Thomas und ich wichen voneinander und schaute in die Richtung, aus der das Geräusch kam.

Dort lag Newt, lebend, zwischen den Rillen und guckte angestrengt hoch. Gally kniete zu Newts Füßen und blickte herab. Ich krallte mich in Thomas Arme und versuchte meine zittrigen Beine in Bewegung zu setzen. Als ich es endlich mal hinbekommen hatte, rannte ich los und hielt stolpernd vor den beiden Jungs an. Thomas trat neben mich. Mit hektischen Atem guckte ich hinunter auf Newt. „Wir waren niemals gute Läufer, was Newt?" witzelte Gally.

Wieder traten Tränen aus meinen Augen, die ich mir schnell wegwischte. Vor Erleichterung musste ich lächeln. Er hatte Newt gerettet.

„Ich hab nur ein gutes Bein." sagte Newt mit belegter Stimme und hielt eine Hand nach Gally aus. „Jahh. Und ich nur eine gute Lunge." presste er hervor als er Newt auf die Beine half. Keuchend stand Newt da. Wie versteinert guckte ich ihn an. Da ich mich noch nicht bewegte, ging Thomas auf Newt zu uns schlug ihm freundschaftlich auf den Rücken.

Newt sagte zu Thomas es ginge ihm gut und schaute mich dann an. „Hey." murmelte er mit verschwitzter Miene. Meine Lippe begann zu zittern und ich schmiss mich in Newts offene Arme. Er keuchte leicht auf. Ich drückte ihn an mich und schloss meine Augen. „I-Ich dachte ich hätte dich verloren. Tu mir sowas niemals wieder an, hörst du." murmelte ich an sein Ohr. Newt zog mich fester an sich und atmete in meiner Haar. „Ich lebe. Das ist die Hauptsache." seufzte er und fing plötzlich an zu husten.

Sofort löste ich mich von ihm und klopfte ihm helfend auf den Rücken. Tatsächlich hörte er auf zu husten und schaute mich matt lächelnd an. „Gehts wieder?" fragte ich ihn. Er nickte.

„Dann weiter." sagte Gally zu uns und setzte sich dann in Bewegung. „Gally, danke." sagte ich ehrlich heraus und hielt dann Newts Hand. Kurz drehte er sich zu mir um. „Kein Problem."

Kurzerhand später, traten wir hinter Gally aus einer Tür heraus und waren somit im inneren der Stadt. Der Weg den wir entlang gelaufen waren, führte eine Treppe hoch und dann durch eben diese eine Tür. Wir folgten Gally auf die Straße heraus, wo, trotz der späten Uhrzeit, noch viele Menschen unterwegs waren. Wir reihten uns zwischen die Menschen, um nicht irgendwie aufzufallen. Dennoch schaute ich mich interessiert um. Die meisten von ihnen trugen Anzüge oder Kostüme mit zusätzlich noch einer Maske gehen das Virus. Es gab allerdings auch anderen wie wir, die völlig normale Klamotten trugen und keine Maske an hatten.

Mit sicheren Schritten führte Gally uns etwas abseits der Straße und lief dann eine große Treppe hinauf. Von dort aus sah, man noch mehr von der Stadt.

Sie war unglaublich groß, hatte mehrere Hochhäuser und überall leuchtende Lichter. Neben uns war ein Eingang für eine unterirdische U-Bahn Station. Doch Gally lief daran vorbei und näher an das, was einige 100 Meter von uns entfernt stand. Das war mit Abstand das höchste Gebäude hier und hatte sicher auch die meisten Lichter. Mindestens an jedem Gebäude prangte eine Werbetafel. Entweder mit Werbung oder irgendwelchen Sicherheitsmaßnahme.

Gally blieb stehen und hatte die Hände in seine Hoodie-Tasche rein gemacht. Während Thomas und Newt nicht mehr aus dem Staunen herauskamen, guckte ich Gally erwartungsvoll an, da er vermutlich was sagen wollte.

„Das ist mal was anderes als die Lichtung." fing stattdessen Newt an zu reden. Ich nickte zustimmend. Plötzlich fing eine Stimme an zu reden. Es war die einer Frau. Anscheinend startete jetzt die Ausgangssperre an. Man sollte jetzt nach Hause gehen. Naja, stattdessen sind wir hier. „Wir müssen runter von der Straße." sagte Gally zu meiner linken. „Ich weiß, ist nicht ganz einfach aber guckt nicht so begeistert." war das letzte was er sagte, bevor er sich umdrehte und eine weitere Treppe hinunter lief.

Newt und Thomas wechselten einen Blick und guckten mich dann an. Ich zuckte nur mit den Schulter und setzte mich, wie Gally, ebenfalls im Bewegung.

Wir kamen an eine Straßenkreuzung an, wo kurz vorher noch ein Auto lang fuhr. Tatsächlich hielten sich die Leute an diese Ausgangssperre. In weniger als 20 Minuten war wirklich alles leer hier. Gally, die Jungs und ich rannten über den Zebrastreifen und pressten uns dann an eine Glasscheibe. Genau in diesem Moment fuhr ein Auto von W.C.K.D auf unserer linken Seite Patrouille.

„Die Sicherheitsmaßnahmen wurden erhöht." sagte Gally, welcher immer noch an dem Glas lehnte. Er lehnte sich etwas vor und guckte nach rechts. Thomas neben mir guckte ebenfalls nach rechts. „Ich nehme an, das hat was mit euch Strünken zu tun." sagte er tadelnd.

„Gut möglich." murmelte ich leise. „Also dann, nichts wie weg hier!" wies Gally an und drückte sich von dem Glas ab. Sofort folgten wir ihm und rannten hinterher.

Wieder mussten wir eine Straße überqueren und kamen dann vor einer Wand an. „Alles klar. Newt du als Erster!" sagte Gally und machte Räuberleiter. Newt stellte einen Fuß auf Gally Handflächen und ließ sich ächzend hoch drücken. „Joyce." sagte Thomas und hielt mir diesmal die Handflächen hin. Übervorsichtiger Bruder eben. Naja egal. Ich trat auf seine Hand mit dem Fuß und schwang mich auf drei hoch.

„Boah Joy. Ich hätt' nicht gedacht, dass du so schwer bist." ächzte er, während ich von Newt weiter hochgezogen wurde. Empört guckte ich hinunter. „Ey. Verurteile mich nicht. Besser ein wenig Speck auf den Rippen als ein Hungerhaken zu sein." schnaubte ich und krabbelte dann das restliche Stück nach oben.

Als ich fertig oben stand, sah Newt mich grinsend an. „Du bist perfekt, so wie du bist." schmunzelte er. Ich verdrehte die Augen, musste aber grinsen. „Ich weiß." sagte ich mit einer Hand in der Hüfte. Empört hob Newt eine Augenbraue. Nun musste ich noch breiter grinsen.

Kurze Zeit später, standen Gally und Thomas ebenfalls bereit oben. Thomas hatte sich nicht von Gally helfen lassen wollen. Irgendwann müsste die doch einfach mal klar kommen und sich wieder vertrauen.

𝐉𝐎𝐘 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞 𝐌𝐀𝐙𝐄Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt