3. Der Name

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Wie durch einen Schleier erkannte ich mehrer Gestalten welche über mich gebeugt waren. Es wirkte alles verschwommen. Das Einzige was ich sah, war eine ältere Frau mit blonden Haaren und weißen Klamotten und zwei junge Leute. Eine Frau mit langen braunen Haaren und ein Mann mit kurzen, ebenfalls braunen Haaren.

„Vergiss nicht Joyce, Wicked ist gut."
„Es wird alles gut, Joyce."
„Es ist die einzige Chance gegen das Virus, Joy."

Sagten sie nacheinander zu mir. Das grelle Licht einer Lampe blendete mich stark ins Gesicht und ich musste meine Augen schließen.

„JOYCE!" stieß ich aus als ich aufwachte und mich aufrichtete. Plötzlich kamen zwei Jungs hereingestürmt. Es waren Clint und Newt. Beide hielten einen Speer in der Hand, bereit zum Angriff. „Du hast geschrien! Ist alles gut?" fragte Clint erschrocken.

„Ich weiß meinen Namen wieder!" quietschte ich begeistert. Die Jungs schauten sich kurz an und ließen ihre Waffen sinken. „Und wie ist dein Name?" fragte Newt erwartungsvoll. Er und Clint schauten mich auffordernd an.

„Joyce. Mein Name ist Joyce." sagte ich schwer atmend. „Nun denn. Willkommen auf der Lichtung Joyce." lächelte Newt mir freundlich zu. Ich warf meine Beine über die eine Bettkante und stellte sie nebeneinander auf den Boden.

Vorsichtig stellte ich meinen verstauchten Knöchel auf den Boden. Er tat kaum noch weh, also ging ich einen Schritt nach vorne.

Mit etwas Schwindel begleitet, ging ich an den beiden vorbei und nach draußen. Dort war bereits reger Betrieb. Die Jungs auf der Lichtung arbeiteten auf einem kleinen Feld, fütterten die drei Ziegen auf einer kleinen umzäunten Koppel oder standen auf dem großen Wachturm am Rande des Waldes. Oben auf ihm drauf, erkannte ich Alby welcher über die Lichtung schaute. Sein Blick blieb an mir hängen und er winkte mir zu.

„Geh zu ihm, er will anscheinend mit dir reden." sagte der Sani, welcher mir eine Hand auf die Schulter gelegt hatte. „Danke nochmal mit dem Knöchel Clint, ich bin dir was schuldig." sagte ich grinsend und setzte mich dann in Bewegung zum Wachtturm. Unterwegs traf ich noch auf Gally, welcher mich mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck musterte.

Vielleicht sollte ich ihn demnächst einfach ignorieren und aus dem Weg gehen.

Bei dem Holzturm angekommen, kletterte ich vorsichtig und langsam hinauf. Im Boden war eine Klappe eingelassen, die ich mit Mühe hochdrückte. Ich kletterte auf den Boden und ließ die Klappe wieder zufallen. Alby stand an dem gebauten Geländer und schaute sich wachsam um. „Du wolltest mit mir reden?" fragte ich den dunkelhäutigen. Es schien mir, als sei er der Anführer dieser Rasselbande.

„Stimmt genau. Hast du gut geschlafen, Frischling?" fragte er mich, drehte sich aber nicht um. Ich ging zu ihm an das Geländer. „Joyce. Ich erinnere mich wieder an meinen Namen." Ich schaute ebenfalls über die Lichtung, blieb dann aber an den riesigen Mauern hängen.

„Was verbirgt sich hinter den Mauern?" fragte ich neugierig. „Eine vergebene Suche nach dem Ausgang. Es ist ein riesiges Labyrinth." grummelte Alby vor sich hin. „Wie lange seid ihr schon hier?" Ich schaute ihn an. „Seit drei Jahren." Stutzig öffnete ich den Mund. „Und da habt ihr noch keinen Ausgang gefunden?" erkundigte ich mich erschrocken.

Er atmete gequält aus. „Es ist nicht ganz so einfach wie du denkst, Joyce. Dieses Labyrinth. Es verändert sich. Jede Nacht." erklärte er mir. Ich nickte verstehend. Gequälte Minuten später sprach ich wieder.

„Also, wie kann ich meinen Beitrag einbringen?" „Gut das du fragst." er ging zu der Luke und öffnete sie. Er sprang hindurch und hielt sie so weit offen, dass ich mit hindurch schlüpften konnte.

Wir liefen zusammen zu einem Platz voller Hängematten und einfach gemachten Betten. „Es gibt bei uns genau drei Regeln. Besser gesagt, seit du da bist sogar vier." quatschte er weiter, während wir auf einen kleinen etwas rundlichen Jungen zu gingen. Wenn ich mich nicht irrte, war er sogar der Jüngste. Der Kleine hatte braune Locken und hatte leicht rote Wangen.

„1. Du musst deinen Beitrag hier leisten. Jeder muss hier etwas tun. Also denk ja nicht dran zu faulenzen.

2. Füge niemanden, absolut niemanden schaden zu. Ich denke aber eh, dass du das nicht tun würdest. Halte dich trotzdem dran.

3. Gehe niemals, niemals, in das Labyrinth hinein. Es sei denn du hast die Erlaubnis bekommen.

Und 4. Man soll dich am besten in Frieden lassen und dir nichts tun. Diese Regel gilt eigentlich nur für uns." beendete er seinen Monolog.

„Und, wen kann in um Erlaubnis bitten?" fragte ich direkt. „Keinen von uns. Du solltest dich jetzt erstmal um deinen Beitrag kümmern. Falls du Fragen hast, wende dich an Newt oder mich." damit drehte er sich um und joggte zu einer großen Hütte. „Hallo! Du musst die Neue sein. Ich bin Chuck." sagte der kleine fröhlich als wir vor ihm standen.

„Hey. Ich bin Joyce." stellte ich mich vor und reichte ihm die Hand.

Den restlichen Tag verbrachte ich gemeinsam mit Chuck. Er zeigte mir nochmal alles, ebenfalls meinen neuen Schlafplatz. „Du Chuck? Können wir mal zum Eingang gehen?" fragte ich ihn.
„Ich halte das für eine nicht so gute Idee." sagte er doch da war ich schon unterwegs zum Eingang. Kurz vorher blieb ich stehen und schaute hinein.

Es war relativ dunkel, da nur wenig Sonne hinein schien. An den Wänden kletterte Efeu hinauf und es tanzte ein leichter Staubfilm durch die Luft.

„Hey! HEY! Frischling, wag es ja nicht dort hinein zu gehen!" warnte mich eine Stimme von hinten. Ich drehte mich um und sah einen wütenden Gally auf mich zu schreiten. Ich drehte mich mit einem Augenrollen wieder um und ging noch einen Schritt näher an das Tor. „Bleib gefälligst stehen." brüllte er wütend. Ich ignorierte ihn und schaute weiter in das Labyrinth hinein.

Eine Hand umfasste meinen Arm und zog mich gewaltig zurück. Ich taumelte leicht und schaute ihm dann hinauf ins Gesicht. Er war rot geworden vor Wut. „Fass. Mich. Nicht. An." zischte ich feindselig. „Hast du etwa Regel Nummer 3 vergessen. Oder wolltest du einfach so ins Labyrinth." knurrte er mich laut und wütend an.

Mit Schwung riss ich meinen Arm aus seinem Klammergriff. „Ich glaube du bist derjenige der Regel Nummer 4 vergessen hat. Fass mich nie wieder an oder du wirst es bitter bereuen." presste ich wütend zwischen meinen Zähnen hervor.

𝐉𝐎𝐘 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞 𝐌𝐀𝐙𝐄Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt