50. Angekettete Cranks

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Stöhnend öffnete ich meine Augen und wollte mich aufrichten. „Autsch." jammerte ich und hielt mir mein Kreuz. In meinem Ohren fiepte es laut und nervig. Ich hielt mir meinen brummenden Kopf und setzte mich dann auf.

Hinter mir lag Minho ebenfalls auf dem Boden. Er hatte die Augen geschlossen und qualmte heftig. Oh scheiße, der Blitz hat ihn fast getroffen.

„Minho!" rief ich, obwohl ich kaum was hören konnte. Ich versuchte mich aufzurappeln und auch das Gleichgewicht beizubehalten. Das war nicht gerade einfach. „Scheiße." sagte ich laut und krabbelte auf ihn zu. „Hey! Hey Leute!" rief ich panisch nach ihnen. Ich kam bei Minho an und rüttelte an seiner Brust. Ich jammerte, ich wusste das ich es tat, nur konnte ich es noch immer nicht hören. Wie als wäre ich in Watte gepackt.

Ich schüttelte seinen Kragen und versuchte ihn hoch zu zerren. Er darf nicht da so liegen bleiben.

Erst hörte ich auf, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Es war die von Newt die meine Schulter beruhigend drückte und mich wegschob. Entsetzt starrte ich weiter auf den Körper der vor mir lag, Minho, er qualmte immer noch. Aris und die anderen rüttelten ebenfalls an Minho rum und hoben ihn schließlich hoch. Auch Newt stellte sich hin und wollte mich gerade hochheben. Doch ich rappelte mich eigenständig auf und stellte mich mit wackeligen Beinen hin.

Mein Gleichgewichtssinn funktionierte noch nicht ganz so gut. Newt schlang deshalb eine Hand um meine Hüfte und stützte mich somit.

Mit einem Mal war der Druck von meinen Ohren wieder weg. Die Lautstärke des nächsten Blitzes tat mir in den empfindlichen Ohren weh. Es war mir aber egal. Hauptsache Minho hatte überlebt. „Kommt schon! Los!" rief ich und schälte mich dann aus Newts Umarmung damit wir schneller in das Haus kamen.

Weitere Blitze tanzten am Himmel. Es sah aus wie in einem Action-Thriller. Beängstigend. Es war nicht mehr weit bis zum Eingang des Hauses. Vor mir liefen Pfanne und Teresa. Dann folgte ich und hinter mir liefen Newt und Aris, welche Minho trugen und Thomas. Mit weit aufgerissenen Augen rannten sie uns hinterher. Keuchend erreichte ich die Tür und presste mich von innen an die Wand neben der Tür.

„Macht schon!" hörte ich Pfanne rufen da er von außen auf die anderen gewartet hatte. „Beeilt euch!" rief er erneut.

Mit einem lauten Knall schloss Pfanne die Tür, nachdem wir alle endlich in Sicherheit waren. Es war stockfinster und man konnte nichtmal die eigene Hand vor Augen erkennen. Nein, ich hatte sie mir gerade nicht wirklich vor's Gesicht gehalten.

„Legt ihn hin!" schnellte Thomas hervor, noch bevor jemand anderes etwas sagen konnte. „Passt auf seinen Kopf auf." Aris sagte diesmal was. „Wer hat eine Taschenlampe?!" fragte Thomas eilig. Das war mein Einsatz. Sofort zog ich meine Taschenlampe aus einem Seitenfach meines Rucksacks und knipste sie dann an. Ich leuchtete direkt auf Minho. Seine Haut sah ziemlich bleich im Schein der Taschenlampe aus und er hatte seine Augen noch nach wie vor geschlossen. „Minho!" brüllte plötzlich Thomas was mich unnormal doll zusammen zucken ließ. Seit wann war ich denn so schreckhaft?!

„Komm schon!" sagten Newt und Thomas gleichzeitig. „Minho!" sagte erst genannter nochmal deutlicher. Pfanne hatte währenddessen seine Hände an Minho's Wangen gelegt und schüttelte somit etwas seinen Kopf.

„Das klappt doch nicht. Halt ma' kurz." zischte ich und drückte Newt die Taschenlampe in die Hand. „Weg da, Pfanne." Ich schlug seine Hände von Minho's Wangen weg. Zuerst schaute ich an der Seite seines Halses nach dem Puls. „Mhm, normal." murmelte ich und nahm meine Hand weg. „Was?" fragte Thomas dümmlich, als ich schon ausgeholt hatte und Minho eine pfeffernde Ohrfeige verpasst hatte.

„Was soll das denn?!" rief Pfanne erschrocken. Ich deutete bloß auf den sich regenden Minho unter uns. „Ich könnte Ärztin werden." witzelte ich leise und ließ meine Fingerknochen knacksen. „Da ist er wieder." sagte Newt erleichtert mit einem Blick auf Minho.

Ich legte Minho eine Hand auf die Brust, als er sich zu schnell aufsetzten wollte. „Langsam, Dornröschen." murmelte ich, worauf Minho mir ein leichtes aber schwaches Grinsen zuwarf. „So ist's gut." sagte Thomas, während Minho sich nun wirklich langsam aufrichtete. „Alles ok?" fragte Pfanne und beugte sich mehr über Minho. „Was ist passiert?" fragte dieser mit schwacher Stimme. „D-Dich hat nen Blitz erwischt." stammelte Thomas außer Atmen. Zustimmend nickte ich bloß.

Minho schien kurz nachzudenken, als sich sein Blick klärte. „Ohhh." machte er bloß. Ich begann zu glucksen. „Jaaa." imitierte ich ihn. „Heben wir ihn hoch." sagte Thomas angestrengt und half unseren Freund auf. Langsam aber sicher, schafften die Jungs es und richteten sich auf.

In der Zwischenzeit hatte ich mich neben Teresa gestellt und wir hatten uns gemeinsam im Raum umhergeschaut. Immer wieder wurde es kurz durch die Blitze oder die Taschenlampe hell. Der Ort, wo wir uns befanden, war mit Gerümpel oder mit irgendwelchen Kisten voll gestellt. Es sah aus wie eine alte Fabrik in der etwas hergestellt wurde. Ich drehte mich nochmal um und sah, wie Minho fast sicher auf zwei Beinen stand.

„Hey." sagte plötzlich Teresa, bekam aber nur meine Aufmerksamkeit. „Was ist das für ein Gestank?" sprach sie aus. Verwirrt schaute ich sie an, schnupperte dann aber auch umher. Tatsächlich. Es lag ein übler Geruch von Verwesung im Raum.

Ich rümpfte angeekelt die Nase. „Entweder stirbt hier jemand oder ist schon länger tot." sagte ich angewidert.

Plötzlich kam wie aus dem Nichts eine Gestalt auf uns zugesprungen. Ich stieß einen spitzen Schrei aus und stolperte erschrocken zurück. Ich hielt mir mein Herz und ging in die Knie um wieder Luft zu bekommen. Es fühlte sich so an, als würde mein Herz jeden Moment aus der Brust springen. „Oahhhh." rief auch Teresa und stolperte auch zurück. Es war ein Crank, welcher sich angeschlichen hatte.

Ich spürte immer noch meinen rasenden Puls, bekam aber wieder normal Luft. Newt hatte auf den Crank geleuchtet. Dieser wollte auf uns zukommen, wurde aber von einer eisernen Kette festgehalten. Wie kann es sein, dass es hier angekettete Cranks gab?

„Hinter dir!" rief Teresa plötzlich als hinter Thomas ein weiterer Crank auftauchte. Auch dieser war angekettet. Trotzdem quetschten wir uns alle aneinander. Hätte ich eben ein Stück weiter vorne gestanden, hätte dieser Crank mich erwischen können... Ich schüttelte mich als es mir kalt den Rücken hinunter lief. Lieber wollte ich mir das nicht ausmalen.

Von jeder Richtung kamen weitere Cranks. Sie wurden von den Taschenlampen der Jungs angeleuchtet, sie hatten es mittlerweile geschafft ihre Lampen aus dem Rucksack zu kramen, und sahen schaurig aus. Ich schluckte schwer. Als jemand die Lampe höher hielt, öffnete ich geschockt den Mund. In der ganzen Halle waren angekettete Cranks, die darauf warteten und zu verspeisen. Sie trugen alte abgewetzte Klamotten und hatten schwarze Adern im Gesicht und an den Armen. Fast so wie es bei Winston war. Nur eben schlimmer und am ganzen Körper.

„Ihr habt meine Wachen also schon kennengelernt." ertönte plötzlich die Stimme einer jungen Frau. Auf der anderen Seite von uns, ging eine Tür auf und somit kam auch gelbes Licht herein.

„Wer ist das?" fragte Pfanne. Gute Frage.

Plötzlich setzte sich das fremde Mädchen in Bewegung und kam durch einen Gang aus Cranks zu uns gelaufen.

𝐉𝐎𝐘 𝐢𝐧 𝐭𝐡𝐞 𝐌𝐀𝐙𝐄Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt