Twenty-eight

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Es war immer noch der Tag an dem Lena von ihrer Schweiz-Österreich-Woche zurückgekommen war. Bella war seit einer Weile weg und grade war Lena dabei es sich auf dem Sofa bequem zu machen, da erhielt sie eine Nachricht von Mark: „Ich freu mich auf morgen! Was machst du grade?", schireb er. Dass er das um ziemlich genau 19 Uhr schrieb, also 24 Stunden bevor er sie zum Date abholen würde, ließ sie lächeln. „Ich mich auch. Hab grad meine Pizza aufgegessen und mich aufs Sofa gesetzt, und du?", antwortete Lena schnell. „Bin grade dabei mich nochmal ans Klavier zu setzten. Bisschen üben, klimpern und Ideen sammeln", erklärte er in seiner nächsten Nachricht. Kurz überlegte sie, ob sie das wirklich fragen sollte, da sie sich eigentlich sicher war, dass er nicht zustimmen würde aber einen Versuch war es ja dennoch wert. „Darf ich zuhören? Ich bin auch still", schrieb sie also. Wahrscheinlich würde sie dem selbst nicht zustimmen, da sie beim Schreiben, zumindest am Anfang eines Songs, eigentlich immer allein sein wollte. Mark war da ähnlich, machte nur für Nitti und Ralf Ausnahmen, da sie eben sein engstes Team waren. Deshalb war Lena auch ziemlich überrascht, als kurz darauf ihr Handy mit einem Videocall von Mark klingelte. Ohne darüber nachdenken zu müssen, nahm sie sofort an und lächelte in die Kamera. „Ich will dich aber nicht stören", führte sie das Gespräch natlos fort. „Du störst nie", gab er nur wie selbstverständlich zurück und lief in sein Arbeitszimmer, wo auch sein Klavier stand. Lena konnte das auf ihrem Handybildschirm verfolgen und kannte dabei natürlich jeden Raum in und auswendig. Sie war schon so oft bei ihm gewesen, dass sie sich schon ein bisschen zu Hause fühlte dort. „Ich stell dich mal hier ab", grinste Mark und meinte damit, dass er sein Smatrphone seitlich vom Klavier auf seinem Schreibtisch abstellte, sodass Lena ihn von der Seite beobachten konnte. „Mark, ich will dich wirklich nicht von irgendwas abhalten. Wenn du das lieber allein machen willst, versteh ich das", wollte sie ihm nochmal versichern. „Leni, alles gut. Du hast mir versprochen, still zu sein und auch wenn ich mir ohnehin sicher bin, dass das nicht lange funktionieren wird, kannst du's ja versuchen", gab er aber nur scherzend zurück. „Ey! Ich kann ruhig sein!", protestierte sie, auch wenn sie wusste was er meinte. Manchmal, okay oft, konnte sie sich einfach nicht zurücknehmen aber bei Mark musste sie das ja auch nicht. Er sah sie auch nur noch mal ungläubig an, weshalb Lena dann weiter schwieg. „Jetzt willst du's mir beweisen", stellte er grinsend fest und erhielt nur ein Nicken als Antwort. Schmunzelnd schüttelte er kurz den Kopf und widmete sich dann dem Klavier.

Ein paar Mal klimperte er nur Töne rauf und runter, begann dann aber tatsächlich seine neusten Melodie-Ideen zu üben, um sie ein bisschen zu verinnerlichen. Manchmal tat das gut, einfach um noch ein bisschen enger mit seinen Ideen „zusammenzuwachsen". Lena hatte sich auf der Stelle in die Melodien verliebt, die sie grade zum ersten Mal hörte. Er stolperte ein paar Mal über die eigenen Finger und ärgerte sich sichtlich ein bisschen darüber aber irgendwie liebte sie das. Er sah so konzentriert aus und trotzdem merkte sie ihm auch an, dass er Gefühle mit diesen Tönen verband und es wahrscheinlich auch schon einen Text dazu gab. Kurz überlegte sie ihn danach zu fragen, als es kurz still wurde, dann fiel ihr aber ein, dass sie verstrochen hatte, den stummen Beobachter zu geben. Trotzdem erwiderte sie natürlich, als er ihr kurz zulächelte. Und dann begann er eine Melodie zu spielen, die ihr irgendwie bekannt vorkam. Aber es war nicht sein Song. „Flame" von Alphaville. Den hatte Mark mal bei Sing meinen Song gesungen in dem Jahr, in dem er moderiert hatte.

I've been searching searching for so long
Now I'm chasing the shadows away
I've been trying, yes I tried to find my way
No more crying in the make or break dekade

Schon die ersten vier Verse trafen sie sofort. Dass er englisch sag, war komischerweise überhaupt nicht ungewohnt. Seine Stimme war warm und vertraut, wie immer. Er gab ihr ein unglaubliches Gefühl. Irgendwie war er in letzter Zeit immer offener zu ihr, ließ sie noch näher an sich heran.

There were times when I was down
There were times I felt so low
My whole life just seemed to be
A senseless quest for energy

Allein diese Worte klangen so ehrlich, dass sie sich fast schon Sorgen machte. Wann war es ihm denn so schlechtgegangen? Und wieso hatte er sich nicht gemeldet? Vielleicht war es aber auch schon länger her.

But I carry your flame
All through my life
I'm a believer
Peace deep in our hearts
All things must pass
But we'll be together again

Das klang jedenfalls bedeutend positiver und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er sie ansang. Er wollte ihr wohl sagen, dass er wirklich der Meinung war, dass sie das schaffen würden, zusammen das Chaos zwischen ihnen zu sortieren.

I've been walking, walking in the rain
When the angel of my intuition whispered hello
Well I was quite surprised to face that kind of incarnation
Love comes always unexpected
Love strikes blind and undirected
Love is the answer
Love is all we need my friend
Now you came and changed the weather
Now I want to live forever

Den Teil des Textes kannte sie schon gar nicht mehr und jetzt traf es sie umso mehr. Es hatte ihn wohl wirklich erwischt. Also die Gefühle für sie. Das waren ziemlich große Gefühle, die er da grade in die Worte legte und jedes davon spürte sie, obwohl sie 'nur' telefonierten, wenn auch mit Video.

I carry your flame
All through my life
I'm a believer
Peace deep in our hearts
All things must pass
But we'll be together again

Seine Stimme und das Klavier waren grade alles was sie wahrnahm und auch wenn der Sound durchs Handy nicht der beste war, fühlte es sich an, als säße sie neben ihm. Sowas schaffte wahrscheinlich wirklich nur er bei ihr. Alles kribbelte und sie hatte auch ein bisschen Tränen in den Augen.

I carry your flame
All through my life
I'm a believer
Peace deep in our hearts
All things must pass
But we'll be together again

Bei den letzten Versen wurde seine Stimme nochmal sehr viel ruhiger und purer. Irgendwie wurde er aber auch jetzt erst wirklich nervös, als ihm auffiel, wie ehrlich er grade seine Gefühle vor ihr dargelegt hatte. Mit einem kleinen Blick zur Seite, sah er, dass ihre Augen verdächtig glänzten und es sie wohl sehr berührt hatte. Am liebsten hätte er sie jetzt umarmt und sie hätte sich auch liebend gern in seine Arme fallengelassen aber das würde wohl erst morgen wieder gehen. Dass sie eigentlich still bleiben wollte, hatte sie längst vergessen. „Wow", hauchte sie etwas übefodert und versuchte damit nur in Worte zu fassen, dass sie noch gar nicht reden konnte. Mark sah verlegen auf die Klaviertasten vor sich und knetete unruhig seine Hände. „Ähm... das war gar nicht so richtig geplant", murmelte er und lächelte sie etwas schief an. Sie lächelte verlegen zurück und wischte sich eine Träne von der Wange, die sich vor Rührung nun doch gelöst hatte. „Dafür war es aber sehr schön", antwortete sie schließlich ehrlich.

Davon mussten die beiden sich ertmal wieder erholen und so redeten sie einfach ein bisschen, wenn auch noch ein wenig in Gedanken, üner dies und das. „Du, ich muss langsam schlafen. Morgen Vromittag bin ich im Studio und dann hab ich noch ein Meeting bevor wir uns sehen", erklärte Lena aber irgendwann. „Oh, dann solltest du wirklich ins Bett. Ich freu mich auf morgen Abend", gab er zurück und konnte gar nicht anders, als zu lächeln. „Ich mich auch. Bin schon gespannt, wo's hingeht", meinte sie. „Das siehst du ja dann", grinste er aber nur und musste dann gähnen. „Du solltest wohl auch ins Bett gehen", lachte Lena leise. „Wahrscheinlich", gab er zu und so wünschten sie sich nur noch eine gute Nacht un legten dann auf.

Eine kleine Ballade zum Einschlafen. Wie findet ihr die spontane Idee?

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