Fourteen

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Lena und Mark waren noch immer auf der Universal-Party und mittlerweile war es ziemlich spät. Lena saß noch immer an der Bar, hatte ein Gespräch mit einem Mann begonnen, der zwar auch ein bisschen schmierig wirkte aber, mit der Alkoholmenge die sie bereits intus hatte, auch ganz nett. Mark war lieber zu ein paar Freunden an einen der Stehtische gegangen, hatte Lena aber im Blick. Irgendwie hatte er ein komisches Gefühl und vor allem hatte er das Gefühl langsam auf sie aufpassen zu müssen, so wie sie nuschelte und ein bisschen taumelte. Kurz blickte er an einen der anderen Tische, wo es grade lauter wurde und entdeckte dabei ganz unscheinbare Pillen in den Händen der Männer und Frauen, die dort standen. Verständnislos schüttelte er den Kopf. Dass es soweit kam, hatte er noch nie mitbekommen und jetzt wollte er langsam wirklich nicht mehr hier sein. „Die haben irgendein Zeug geschluckt da drüben", raunte er seinen Kollegen noch zu. „Lass sie doch, sind ja deren Körper", gab einer der Männer zurück. Einer der Pillenschlucker taumelte lachend rüber an die Bar zu Lena und dem Anderen, der mit ihr sprach. Sofort stand Mark aufrecht und machte sich auf den Weg zu seiner Freundin. Grade als er fast da war, sah er eine der Pillen in ihr Getränk fallen. Sofort löste es sich auf aber sie hatte nichts davon mitbekommen. Entschlossen stellte er sich zwischen sie und den grade Dazugekommenen. Fast schützend blockte er Lena vor ihm ab, kippte ihm ihr Getränk über den Anzug, nahm ihre Hand und zog sie raus aus dem Raum. Das auf solchen Partys sowas passierte hatte er nicht erwartet. Dass die, die wollten ihre Sachen schluckten, war ja eine Sache aber anderen sowas untermischen war völlig unverständlich für ihn.

Lena protestierte nur wenig bis sie draußen ankamen, da sie relativ betrunken war. Dann aber sah sie ihn verwirrt an. „Was sollte das? Bist du jetzt eifersüchtig? Oder spielst die Eifersucht?", fragte sie leicht lallend. „Nein, ich passe nur auf dich auf. Wir fahren jetzt ins Hotel und wenn du wieder klar denken kannst, erkläre ich es dir", meinte er immer noch irgendwie sauer. „Ich bin klar", maulte sie und stolperte fast, als er sie Richtung Taxi schob. Nein, völlig klar war sie definitiv nicht mehr aber er eigentlich auch nicht. „Man, es wäre bestimmt noch lustig geworden", grummelte sie weiter, als beide im Taxi saßen. „Dein Abend", begann er und sah sie durchdringend an. „Währe bestenfalls über der Kloschüssel geendet! Bestenfalls!", rutschte es ihm etwas zu forsch heraus. Ihre Naivität, die natürlich dem Alkohol geschuldet war, nervte ihn grade. Er war so sauer auf diesen Typen und ließ es grade an Lena aus auch wenn er das, dank seinem eigenen Alkoholpegel, kaum wirklich bemerkte. Völlig entgeistert sah sie ihn an, bis er den Blick abwandte und Stille herrschte. An ihrer Wohnung stiegen beide aus und Lenas Versuch ihm zu beweisen, dass sie allein gehen konnte endete damit, dass er sie grade noch auffing, bevor sie die Treppenstufe zur Haustür hochgestolpert wäre. Dazu sagten beide aber nichts. Stattdessen schloss er auf, geleitete sie in den Fahrstuhl und schließlich in die Wohnung. Als sie ihre hohen Schuhe ausgezogen hatte konnte sie zumindest wieder einigermaßen laufen, sodass sie allein das Kleid auszog, sich einigermaßen abschminkte und dann ins Bett kroch. Sie ignorierte ihn völlig, weil sie nicht verstand, dass er ihr nicht sagte was los war und sie sich fühlte als würde er sie behandeln wie ein Kleinkind. Mark sah ihr nach und beschloss schließlich es ihr zu erklären. Also zog er Jacke und Schuhe aus und folgte ihr. „Lena, ich meinte das überhaupt nicht böse vorhin. Ich bin sauer auf den Typen, der da zu dir an die Bar kam aber das hat sich grad an dir entladen. Tut mir leid", sagte er und sah sie an. Sie setzte sich etwas auf und bat ihn mit einer Geste zu sich. Also setzte er sich an die Bettkante. „Wieso bist du sauer auf den?", wollte Lena dann wissen. Sie schien tatsächlich langsam wieder klarer denken und sprechen zu können. „Der kam vom Tisch neben dem, wo ich stand und die haben irgendwelche Drogen genommen oder so. Jedenfalls ist der dann zu euch an die Bar, also zu dir und diesem anderen da und dann bin ich lieber auch dazu und hab grade noch gesehen, dass in deinem Getränk eine dieser Pillen untergegangen ist und sich aufgelöst hat", erklärte Mark, was er gesehen hatte. Ein bisschen ungläubig sah Lena ihren besten Freund an. „Der hat dir irgendwas ins Getränk getan, keine Ahnung, was er vorhatte. Vielleicht wollte er, dass du mit denen irgendeine Drogen-Party weiter feierst, vielleicht aber auch was ganz anderes. Ich weiß ja nicht was das war", verdeutlichte er, weshalb er Sorgen um sie gehabt hatte. Kurz blieb sie still und schluckte einmal hart. Wenn das wirklich passiert war, hatte er sie vielleicht tatsächlich vor Schlimmerem bewahrt. „Du... d-danke...", stotterte sie. „Mensch, ich kippe ja nicht grundlos irgendwem ein Getränk über das viel zu teure Hemd", meinte er, was sie ein bisschen schmunzeln ließ. Dass er das überhaupt getan hatte, hatte sie schon überrascht. Er hatte sie nicht nur beschützt, sondern auch in einem kleinen Maße verteidigt. Irgendwie fand sie das ziemlich süß. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn er das nicht mitbekommen hätte. Erleichtert schlang sie einmal die Arme um ihm, woraufhin er sie ebenfalls umarmte. Da war es wieder. Dieses Kribbeln und die Wärme. Wie bei dem Kuss, den Mark ihr am Anfang der Party gegeben hatte, um den anderen zu beweisen, dass sie tatsächlich zusammen waren. ‚Es ist der Alkohol. Du empfindest nichts für ihn', flüsterte Lena sich in Gedanken zu. ‚Sie ist deine beste Freundin und auch wenn ihr Sex habt, es ist nur Spaß', ging es Mark durch den Kopf. Sich jetzt ausgerechnet in Lena zu verlieben wäre wirklich seltendämlich. Sie spielten anderen vor ein Paar zu sein, das sollten sie eigentlich nicht wirklich fühlen. Wahrscheinlich würden sie in ein paar Wochen eh mit dem Schauspiel aufhören.

Am Morgen nach der Party wachte Mark auf Lenas Gästebett auf. Er war gestern so müde gewesen, dass sie ihm das Gästezimmer angeboten und er dieses dankend angenommen hatte. Immer noch verschlafen und mit leichten Kopfschmerzen stand er auf, zog sich das Shirt über und ging in die Küche. Lena war noch nicht wach aber wahrscheinlich hatte sie sowieso einen kleinen Kater weshalb Mark schon Mal Kaffee machte, ein kleines Frühstück vorbereitete und schließlich mit einem Glas Wasser und einer Kopfschmerztablette zu ihr ins Schlafzimmer ging. Sie lag, Arme und Beine von sich gestreckt, auf dem Bauch, hatte die Decke nur noch halb über sich und schnarchte ganz leise, was er unglaublich süß fand. „Klopf, klopf", sagte er mit sanfter Stimme als er eintrat aber davon wurde sie noch nicht wach. Also stellte er Glas und Tablette auf dem Nachttisch ab und setzte sich an die Bettkante. Selbst wenn sie so da lag, war sie eine unglaublich schöne Frau. Kurz spürte er den Drang sie zu küssen aber das erschreckte ihn selbst plötzlich ziemlich. Sie war nur seine beste Freundin und Küsse gab es zwischen ihnen nur vor oder beim Sex. Es war nichts Ernstes, wieso also wollte er sie küssen? Die Gedanken mit einem Kopfschütteln bei Seite schiebend, legte er sachte seine Hand auf ihren schmalen Rücken und streichelte sie sanft wach. Grummelnd drehte sie sich auf die Seite und versuchte die Decke über sich zu ziehen. Schmunzelnd half Mark ihr dabei, weshalb sie schließlich doch blinzelnd die Augen aufschlug als sich ihre Hände berührt hatten. „Guten Morgen", lächelte er leise, wollte nicht, dass ihre Kopfschmerzen schlimmer wurden wenn er lauter sprach. Sie sah wirklich ein bisschen fertig aus aber das würden sie heute schon wieder hinbekommen. „Kopfschmerzen?", fragte er vorsichtig und deutete auf das Wasser und die Tablette. Sie nickte nur leicht und setzte sich etwas auf. Fürsorglich reichte er ihr erst das Glas und packte ihr dann noch die Tablette aus. „Danke", murmelte sie und schluckte schnell den Wirkstoff runter. „War irgendwie n scheiß Abend", meinte sie. „Ja...", gab er zurück und hätte beinahe ein ‚Bis auf den Kuss' angehängt, ließ es aber bleiben. „Ich hab ein bisschen Frühstück gemacht, wenn du magst", erklärte er dann. Sofort lächelte sie. „Wieso sind wir nochmal nicht wirklich zusammen?", grinste sie, wollte dabei scherzen aber bemerkte, dass das doch ziemlich ernst gemeint war. Mark zuckte nur etwas überfordert von der Frage mit den Schultern und reichte seiner besten Freundin ein paar Klamotten bevor sie in die Küche gingen. Sie hatte das als Scherz gemeint, das wusste er, aber irgendwie stellte er sich diese Frage tatsächlich. Sie war... alles. Seine beste Freundin, unglaublich gute Zuhörerin, niemandem erzählte er so viel wie ihr. Sie war immer für ihn da, kannte ihn genau, wusste, wann er einen Ratschlag und wann einfach Ablenkung gebrauchen konnte. Wunderschön war sie außerdem und ehrlicherweise fand er auch den Sex den sie hatten ziemlich gut. Nur Liebe war da bis jetzt halt nicht. Und wenn, wusste er nicht, ob sie überhaupt etwas Ernstes wollte. Ihre Freundschaft wollten sie auf keinen Fall riskieren aber eigentlich hatten sie das ja längst, als sie zusammen im Bett waren. Vielleicht hatte er sich ein bisschen verliebt aber das würde sicher vorbeigehen. Schließlich stimmte es: Sie konnte jeden haben, warum also ausgerechnet ihn? Er war ihr bester Freund und sie konnte ihm vertrauen. Für ein bisschen Spaß im Bett reichte das aber mehr wollte sie sicher nicht.

Tja, die Party ist wohl etwas anders gelaufen, als gedacht. Ein ‚scheiß Abend' eben...

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