One

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Es war die Aftershowparty einer großen TV-Show und Lena, sowie Mark waren dabei. Bei der Show und auch bei der Party. Die Nacht war bereits weit vorangeschritten und der Alkoholpegel der Gäste gestiegen. Es wurde ausgelassen gefeiert und getanzt. Auch Lena ließ es sich nicht nehmen auf der Tanzfläche zu zeigen was sie konnte. Und es war kein Geheimnis, dass sie sich zu bewegen wusste. Sie genoss es, sich nach längerer Zeit mal wieder gehen zu lassen, da sie die nächsten Tage frei hatte und die letzten Wochen viel unterwegs war. Ihr neues Album war erschienen und es war völlig anders, als davor. Nicht nur das Album an sich. Ihre ganze Situation war eine andere. Sie war Single, hatte ein angefangenes Album weggeworfen, um sich erstmal mit sich zu beschäftigen und nun hatte sie langsam das Gefühl, sich wieder näher gekommen zu sein. Die Zeit, in der sie sich fast ausschließlich mit sich befasst hatte, schien langsam vorbei zu sein. Sie konnte sich wieder auf andere einlassen, mit vollem Verstand zuhören und für ihre Freunde da sein. Niemand war ihr böse dafür, dass sie das die letzten Wochen nicht konnte. Im Gegenteil: Die meisten freuten sich, dass sie wieder wirklich glücklich wirkte und unbeschwerter als zuvor. Diese Unbeschwertheit verstärkte heute noch der Alkohol und so fühlte sie sich frei auf der Tanzfläche der Party.

Mark ging es fast ein bisschen ähnlich. Auch sein neustes Album war noch nicht allzu lange her und auch er hatte sich kurz vorher von seiner langjährigen Freundin getrennt. Er hatte es sich nicht so anmerken lassen, aber auch er hatte Zeit gebraucht, sich mit sich auseinander zu setzten und zu lernen, wieder allein für sich verantwortlich zu sein. Heute war aber auch er wieder bereit für neue Wege und so hatte auch ihn der Alkohol von den letzten Zweifeln befreit. Zum Tanzen hatte es ihn noch nicht gebracht aber seit einiger Zeit lagen seine Blick auf der Tanzfläche. Genauer gesagt auf Lena, einer Frau, die ihn besser kannte, als so viele Andere und die auch er besser kannte, als viele Andere. Grade schien er sie mit völlig anderen Augen zu sehen. Wie sie sich bewegte, immer im Rhythmus und doch völlig frei. In seinen Augen war sie in diesem Moment wunderschön.

Irgendwann bemerkte Lena seinen Blick. Aber sie fand es nicht unangenehm. Im Gegenteil: Sie genoss das Gefühl, dass jemand sie irgendwie begehrte. Sie fühlte sich schön und endlich mal wieder wirklich genug. Mark war niemand, der ihr sagte, was sie tun musste, um irgendwas zu erreichen, was sie gar nicht wollte. Er zwang ihr keine Ziele auf oder sie in irgendwelche Muster. Mark nahm sie auch nicht nur wie sie war, er gab ihr das Gefühl, sie sei völlig okay und richtig so wie sie eben war. Und jetzt grade gab er ihr auch noch das Gefühl schön zu sein. Rein körperlich. Lächelnd ging sie zu ihm und ließ ihre zarte Hand einmal spielerisch über seine Brust fahren, bevor sie ihn an der Hand mitzog zum Tanzen.

Leise lachend lief er ihr nach, spürte ebenfalls etwas Neues zwischen ihnen. Da war etwas, was da sonst nicht war. Eine Spannung, ein Knistern, dass mit jeder Berührung, mit jedem Blick stärker wurde. Es machte ihm nichtmal etwas aus, dass sie ihn zum Tanzen bringen wollte. Er ließ sich einfach in seine Gefühle fallen und überließ ihr dabei nicht nur beim Tanzen die Führung. Sie hatte ihn längst in der Hand, ohne das geplant zu haben. Wenn er in ihre tiefen, braunen Augen sah, war er verloren. Und als sie das bemerkte, begann sie ein bisschen mit ihm zu spielen. Ihre Hände fuhren über seine Brust und seine Schultern, in seinen Nacken, wo sie ihre Finger miteinander verschränkte und ihm so noch näher kam. Fast vorsichtig legte auch er seine Hände an ihre Taille. Die Menschen um sie herum blendeten Beide völlig aus. Sie waren wie in einer Blase, gefüllt mit Gefühlen von Glück, Freiheit, Unbeschwertheit aber auch Geborgenheit und Wärme. Es brauchte auch keine Worte, die Musik war ohnehin zu laut und sie verstanden sich sowieso blind. Wie lange die Beiden so tanzten wussten sie nicht wirklich. Nur dass die Spannung zwischen ihnen immer größer wurde. Es wirkte, als reiche nur ein Funke, um eine Explosion auszulösen.

„Wir fahren", teilten zwei Kollegen der beiden zwischendurch mit, und rissen Mark und Lena auch so kaum aus ihrer Blase. Sie nahmen das wahr aber die Spannung unterbrach es nicht. „Sollen wir auch langsam?", fragte Mark nur vorsichtig. „Nehmen wir zusammen ein Taxi?", stellte Lena die Gegenfrage, die eigentlich eh beantwortet war. Auch im Auto sahen die Beiden sich immer wieder an. Es lag eine Art Ungeduld in der Luft. Sie wollten sich vor dem Fahrer nichts anmerken lassen und trauten sich nicht, den anderen wirklich anzusehen oder zu berühren. Es waren nur verstohlene Blicke aber jeder für sich wusste genau, was da in der Luft lag.

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