Your eyes tell a story

Fifty-three

An Marks Album-Releaseday war er vor Aufregung schon früh aufgewacht. Die Nacht wach bleiben und feiern ging nicht, da er noch Termine hatte aber das ein- und durchschlafen war ihm schwergefallen. Auch Lena hatte ein bisschen unruhig neben ihm gelegen und trotzdem waren beide froh, dass sie wenigstens zusammen aufwachen konnten und nicht in irgendwelchen Hotels. Kaum war Mark dann nämlich wach, hatte er den Laptop gestartet, um sich die ersten Reaktionen in Ruhe anschauen zu können. Lena lehnte sich schließlich an seine Schulter und las mit. Ungeduldig hatte sie seinen Arm umschlungen und wartete auf die ersten Insta-Beiträge, die er öffnete.

Natürlich war unter ihren Fans der Song über seine Liebe zu Lena am häufigsten diskutiert und es gab jetzt, nach den sechs Stunden die das Album draußen war, schon die ersten editierten Videos mit dem Song und Szenen, die die beiden zusammen zeigten. Es war immer wieder seltsam für die beiden, diese Videos zu sehen. Natürlich verstanden sie, wie das gemeint war und ein bisschen süß war es auch aber die meisten Szenen waren so alt, dass sie da noch nicht mal ansatzweise zusammen waren oder sogar noch andere Partner hatten. Trotzdem war direkt klar, dass sein Album sehr gut ankam. Auch von Freunden kam schon ein bisschen Feedback, welches ausschließlich positiv war. Die Verkaufs- und Vorverkaufszahlen waren ebenso gut und es gab keinen einzigen Grund am Album zu zweifeln. „Kann ich's dann jetzt auch endlich komplett hören?", fragte Lena irgendwann und sah auf. „Nachher ja? Wenn ich weg bin", bat Mark aber, was sie seufzen ließ. Sie war einfach zu neugierig. „Wann musst du los?", fragte sie deshalb als Nächstes. Mark lachte darüber und legte den Laptop weg. Stattdessen schlag er beide Arme um seine Freundin und begann sie zu kitzeln. Überrascht kreischte Lena auf und konnte sich das Lachen dann nicht verkneifen. „Sei nicht so ungeduldig", meinte er grinsend und hörte trotzdem erst auf sie zu kitzeln, als sie wirklich langsam aus der Puste war. „Das war gemein, ich hab überhaupt keine Chance wenn du mich so festhältst", jammerte Lena gespielt beleidigt. Mark spielte mit und sah sie entschuldigend an. „Ich mag das nur so gerne wenn du lachst, weißt du? Aber ich könnte dir als Entschuldigung n Kuss anbieten", schlug er schmunzelnd vor. Auch Lena musste sofort grinsen, nickte aber und genoss es dann sehr, dass seine Lippen kurz darauf ihre trafen.

Irgendwann hatte Mark dann für seine Termine die Wohnung verlassen und Lena schnappte sofort ihr Handy, um sein Album anzuhören. Sie musste zwar auch bald los aber dafür würde die Zeit noch reichen und wenn nicht, würde sie sie sich nehmen. Mit Kopfhörern beschloss sie einfach mal mit Kiwi zu gehen und dabei das Album zu hören. Den ganzen Weg über war sie total in Gedanken bei den Worten die sie hörte, den Melodien, die Mark geschrieben hatte und einfach dem Album. Es war ein total schöner Klang und alle Songs passten super zusammen. Trotzdem war es irgendwie viel zu schnell vorbei. Es war ein bisschen, als wäre sie aus dieser kleinen Albumwelt aufgetaucht und in der lauten, echten Welt angekommen. Murrend machte sie sich dann also fertig für den Tag und fuhr mit Kiwi zum Büro. Natürlich mit einem Ohrwurm von Mark, den sie im Auto direkt weiter verfestigte. Sie würde die Songs nochmal in aller Ruhe hören. Irgendwann, wenn sie die Gelassenheit hatte, alle ihre Gefühle zuzulassen. Denn mindestens ein Song war immer dabei, der sie zum Weinen bringen konnte. Positiv oder negativ.

Als Lena beim ersten Termin Bella begrüßte, erzählte diese auch gleich, dass sie Marks Album wirklich mochte und den Song für Lena vor allem. Lena selbst mochte es gar nicht so gerne zu sagen, der Song sei ‚für sie' aber irgendwie war er das halt doch und es war wirklich süß von Mark. „Es ist cool, dass er das so rausschreit, wie wichtig du ihm bist", meinte Bella. Lena nickte verlegen. „Hätte ich auch nicht unbedingt von ihm erwartet", gab sie zu, was Bella weiter schmunzeln ließ. Für sie bestätigte das nur, dass Mark Lena wirklich einfach liebte. Bella wusste ja, dass alles irgendwie mit einer Affäre und ‚nur Spaß' angefangen hatte aber spätestens jetzt war wohl jedem klar, dass es weit mehr war als das.

Auch Mark bekam sowas heute relativ oft gesagt und auch er lächelte immer verlegen. Eigentlich mussten sie aber beide arbeiten und zwar nicht nur heute. Die ganzen nächsten Tage hatten sie zu tun und vor allem Mark war unterwegs. Als sie sich dann zwei Wochen nicht mehr so wirklich gesehen hatten, da sie ja wenn sie in Berlin waren auch immer in ihren eigenen Wohnung waren und nur für ein paar Stunden, vermissten sie sich dann schon ziemlich. Emotional sowieso. Das zusammen einschlafen und aufwachen war einfach unersetzlich, genauso wie die Lache des jeweils anderen und die Gespräche. Aber auch rein körperlich vermisste sie ihn ziemlich. Manchmal hatte sie einfach so Phasen und seit zwei Tagen wollte sie ihn einfach wieder richtig spüren. Diese ganz bestimmte Nähe zueinander und das bedingungslose Vertrauen dabei, waren einfach unglaubliche Gefühle. Nicht nur Lena hatte aber diese ‚Phase' auch Mark war sich nach den letzten Tagen schon recht sicher, was passieren würde, wenn die zwei sich dann wiedersehen würden. Sie hatten am Telefon schon ein paar Späße und Sprüche gemacht.