Sixty

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Nach dem ziemlich heißen Telefonsex lagen beide noch eine Weile im Bett. Das Telefonat war noch nicht beendet aber sie mussten sich erstmal beruhigen. „Sollten wir öfter machen", meinte sie irgendwann. „Live ist trotzdem besser", gab er schmunzelnd zurück. „Oh ja", lachte sie. „Ich vermiss dich", murmelte sie dann, da sie jetzt wirklich viel lieber in seinen Armen liegen würde, als ganz allein, nackt und verletzlich im Bett. „Ich dich auch", gab er ehrlich zurück. Auch Mark wollte viel lieber ihre weiche Haut spüren und sie küssen. „Ein paar Tage sind's noch aber dann hole ich dich bei deinem Abschlusskonzert ab und dann geht's nach Hause", wollte er sie aufmuntern. Sie nickte etwas, obwohl er sie nicht sehen konnte und seufzte dann. „Trotzdem... fühlt sich ewig an", meinte sie. Er seufzte ebenfalls. „Stimmt", murmelte er.

Am nächsten Tag war Lena ziemlich müde. Sie hatte noch lange mit Mark telefoniert und überhaupt war die Tour einfach langsam anstrengend rein körperlich. Deshalb nutzte sie gegen Mittag auch nochmal die Chance einen Mittagsschlaf zu machen bis sie sich für den Auftritt vorbereiten musste. Heute und dann noch die nächsten zwei Tage würde sie Konzerte spielen und dann wäre die Tour schon wieder vorbei. Auf der einen Seite musste sie definitiv langsam Kraft tanken und sie vermisste Mark sehr aber es war auch immer hart, wenn eine so schöne Reise zu Ende ging. Langsam merkte man das auch an der Stimmung im Team. Alle versuchten noch die letzten Momente zusammen zu nutzen und jede Sekunde aufzusaugen.

Das Konzert an diesem Abend steckte demnach natürlich auch voller Freude und Leidenschaft. Danach mussten aber alle in den Tourbus und es ging mal wieder in die nächste Stadt. Müde lagen alle in ihren Betten und die meisten waren schnell eingeschlafen. Nur Lena lag zwischen ihren Backgroundsängerinnen noch eine Weile wach. Sie drehte sich schließlich auf die Seite und beobachtete durch den kleinen Spalt zwischen den Vorhängen die vorbei rauschenden Autos. Ihre Gedanken waren überall und kamen kaum zur Ruhe, wobei sie sich nicht erklären konnte warum. Minutenlang hypnotisierten sie die hellen Lichter der Autos fast schon bis ihr irgendwann doch die Augen zu fielen. Was sie nicht wusste war, dass auch Mark heute irgendwie lange wach lag. Er war seit gestern zu Hause und irgendwie fühlte es sich seltsam an, dass sie nicht da war. Vor allem, weil sie beide so lange nicht mehr wirklich da gewesen waren, dass es kaum nach zu Hause roch. Mark war schließlich sogar nochmal auf den Balkon gegangen, hatte eine Weile in die Nacht gestarrt und sich schließlich gezwungen wieder ins Bett zu gehen, wo er dennoch erst nach einiger Zeit eingeschlafen war.

Am nächsten Morgen hatte Mark beschlossen Kiwi von der Sitterin zu holen, noch bevor er ins Büro fuhr. Vielleicht würde sie ihn ein bisschen ablenken, wenn er später wieder nach Hause kam. Er schickte Lena gegen Mittag noch ein Foto von ihrer Hündin und sie antwortete sofort mit einem Herz, spürte aber auch, wie sehr sie das vermisste. Kiwi und Mark, ihr Zuhause, einfach irgendwie der ‚normale' Teil ihres Lebens. Trotzdem war es auch an diesem Abend wieder hart zu wissen, dass es schon das vorletzte Konzert dieser Tour war. Und der nächste Tag mit dem letzten Konzert war eigentlich noch schlimmer. Es war eben das Ende einer wunderschönen Reise. Es verließen natürlich ein paar Tränchen ihre Augen aber da ging es den meisten anderen ihres Teams ganz ähnlich.

Natürlich gab es aber auch eine Aftershowparty. Mark war währenddessen auf dem Weg, um sie abzuholen. Ihr letztes Konzert hatte knapp zwei Stunden entfernt von Berlin stattgefunden und sie hatten vor einiger Zeit besprochen, dass er sie abholen würde von der Party. Sie hatte unbedingt schnell nach Hause gewollt und Mark hatte natürlich eingewilligt nachts noch zu fahren. Er vermisste sie ohnehin ziemlich. Lena genoss aber erstmal die Zeit, die sie mit ihrem Team noch hatte. Alle feierten, tanzten und tauschten die schönsten Geschichten der Tour aus. Grade tobte Lena sich mit Wanja noch auf der Tanzfläche aus. Alle genossen es irgendwie, dass sie unter sich waren. Jeder kannte hier jeden und alle fühlten sich einfach sicher und wohl, weshalb die Party unglaublich viel Spaß machte.

Gegen halb zwei Uhr in der Früh betrat Mark den Raum. Sofort kam ihm laute Musik und helles Flackern entgegen gepaart mit leicht muffigem Geruch. Er lächelte sofort als ihm auffiel wie gut gelaunt alle waren. Bella konnte er zuerst entdecken, weshalb er einfach mal zu ihr ging. „Hey, weißt du wo Lena ist?", fragte er sie gegen die Musik anschreiend. Bella zeigte Richtung Tanzfläche und Mark machte nur eine Geste um sich zu bedanken und machte sich sofort auf den Weg. Er lächelte als er sah, wie sie sich total frei zum Rhythmus bewegte. Sie sah einfach unglaublich aus. Als sie ihn entdeckte, grinste sie und schwang die Hüften noch etwas mehr hin und her. Natürlich ging er zu ihr und einen Moment spielte er mit und bewegte sich mit ihr zur Musik. Schließlich konnte er aber nicht anders, als sie an sich zu ziehen und einmal fest zu umarmen. Sie ließ sich auch einfach glücklich an ihn fallen und legte sofort die Lippen auf seine, sobald sie sich etwas lösten. Mark erwiderte den Kuss und so standen sie einen Moment küssend auf der Tanzfläche. „Kommst du mit nach Hause?", fragte er dann. Sie nickte sofort mit einem glücklichen Lächeln und nahm seine Hand, um ihm Richtung Ausgang zu folgen. Nach einem Umweg über die Garderobe, wo Lena, wie alle anderen, ihre Tasche und Jacke gelassen hatte, verließen sie die Feier. Die kühle Nachtluft umhüllte beide sofort und es fühlte sich irgendwie grade ziemlich gut an. Vielleicht, weil sie wieder zusammen waren, er endlich wieder bei ihr war und ihr schmunzelnd die Autotür aufhielt. Nach einem kleinen Knicks stieg sie ein und atmete zufrieden durch. Er steig ebenfalls ein und reichte ihr eine Decke von der Rückbank nachdem sie die Schuhe aus- und Socken aus ihrer Handtasche angezogen hatte. „Danke, du bist der beste", strahlte sie und kuschelte sich ein so gut es ging. Er lehnte sich nochmal zu ihr und gab ihr einen letzten Kuss bevor er losfuhr Richtung Berlin. Lena war bald eingeschlafen und so fuhr er einfach konzentriert nach Hause. Er war natürlich müde aber es war nicht viel los und so kamen sie sogar etwas früher als geplant zu Hause an.

Letzter Tour-Tag ist bestimmt immer was besonderes...

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