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Rebeccas POV:

Ich fühlte mich dreckig, ich fühlte mich verloren. Ich konnte nicht mehr schlafen, ständig hatte ich Julians Gesicht vor mir. Er versuchte auf mich einzureden, während sich das Loch in seiner Brust immer vergrößerte.

In meinen Alpträumen, und ich hatte nur noch Alpträume, musste ich ihn versuchen zu beruhigen. Stattdessen stand ich starr und wenn ich mich bewegen wollte, war ich gelähmt. Wollte ich schreien, hatte ich keine Stimme. Julian lag in jeder meiner Nächte im Sterben und versuchte mich zu beruhigen, mich zu erreichen, nicht ich ihn.

Er hatte etwas Heiliges. Er war großartig und in der Vergangenheit zu reden brach mir mein Herz in tausend Stücke.

Ich hatte das nicht verdient.

Julian ebenso wenig.

Ich kam in Valencia-City an und normalerweise sollte ich den Don grüßen, oder ein Bad nehmen, aber ich lief nicht mal in die Nähe seines Anwesens.

Ich hatte mich von den Geschäften der Drogenkartelle immer ferngehalten und so sollte es bleiben. Aber diese Geschäfte hatten mir die Liebe meines Lebens entrissen.

Ich hatte es satt, es auf mich sitzen zu lassen.

Ich klingelte an einer Tür an.

Ein leichtes Summen wies mich darauf hin, dass ich die Haustür aufdrücken konnte. Ich bestieg die Treppen und stand vor einer leicht geöffneten Tür, aus der mich jemand aus dem Spalt misstrauisch anblickte.

Als er mich erkannte, öffnete er die Tür vollständig.

"Tú? Qué estàs haciendo aqui? [span.: Du? Was machst du hier?]"

"Du hast mich sicherlich nicht erwartet, Akil", antwortete ich schüchtern und wartete, bis er mich hineinbat.

"Rebecca, richtig?"

"Genau."

Er ließ mich eintreten. Ich nahm auf seiner eingerissenen Couch Platz.

"Sie hatte so viel von dir erzählt gehabt. Ich fasse es nicht, dass wir uns nie wirklich kennengelernt haben. Kann ich dir etwas anbieten?", dieser Akil grinste breit, aber ich verwarf seine Höflichkeit mit einem Kopfschütteln.

"Für Tee trinken bin ich nicht hergekommen. Ich fühle mich schrecklich und es ist so bescheuert, dass ich das jemandem sage, den ich gar nicht kenne!", ein Schluchzen entglitt mir, "Aber man hat mir mein Julian genommen. Und deshalb muss ich Valencia finden."

Akils Augen verkleinerten sich. Sie zogen sich zu ganz kleinen Schlitzen zusammen.

Er wusste es also.

"Sie hat ihn mir genommen. Sie schuldet mir eine Erklärung."

"Wieso bist du hier, Rebecca?", er kratzte sich an den Kopf.

"Weil ich weiß, welchen Platz du bei den Romeros hast. Der einzige, der mir helfen kann, bist du. Akil, ich weiß Bescheid, was du treibst. Ich flehe dich an. Hilf mir."

"Ich helfe Valencia. Ich bin ihr ergeben, Rebecca", er hielt entschuldigend die Hände in die Luft und wackelte sie, "Bitte, nimm es nicht falsch auf."

"Und du schützt sie, so lange du kannst. Du warst immer ihr Schutzengel im Verborgenen. Sie hat mir alles erzählt! Gerade deswegen bin ich hier, ich-"

"-Ich kann dir nicht helfen, Rebecca. Bitte, lass die Sache ruhen."

Akil fühlte sich sichtlich unwohl.

"Glaubst du wirklich, ich suche sie auf, um sie umzubringen?! Ich? Bitte denk nur eine Sekunde nach. Ich habe meinen Partner verloren!", ich krallte meine Nägel in seine Couch und lehnte mich zähneknirschend vor, "Das zweite Mal. Ich brauche eine Erklärung, wenn ich mich nicht vom Balkon schmeißen will. Versteh. Es. Endlich."

R O M E R O II [Riccardo Mancini]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt