~24~ [2/8]

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Valencias POV:

Einzelne Strähnen standen mir im Gesicht. Eine davon verhedderte sich in meinem Auge, blinzelnd versuchte ich, sie fortzubewegen.

Ich hatte in der Nacht zwischendurch geschlafen, glaubte ich zumindest. Dass ich geschlafen habe, merkte ich immer nur dann, wenn ich hektisch die Augen aufriss und jegliches Zeitgefühl verloren hatte.

Mein Kreislauf litt enorm unter dem Nahrungsentzug.

Ich brauchte Wasser, und zwar dringend. Und was zu essen.

Ich versuchte trotzdem Kraft zu tanken und mich von meinem Hunger abzulenken, indem ich mich zum Schlafen zwang.

Und einen Dialog mit meinem Inneren führte. Ich sprach ständig mit mir selbst, motivierte mich, redete auf mich ein. Beleidigte Riccardo, betete, hoffte, jammerte. 

Riccardo sollte das alles nicht hören, keiner wusste so wirklich, was in mir drin abging.

[...]

Keine Ahnung wie viele Stunden später, knallte ein frustrierter Riccardo die Gittertür auf und stürmte hinein. Er zog die Waffe hervor und positionierte sie direkt an meiner Schläfe.

"Buongiorno, Sonnenschein."

Er erhoffte sich vermutlich, dass ich völlig schockiert losschreien würde. Aber dafür fehlte mir die Kraft. Unter müden Augen sah ich ihn an und nickte schweigend zurück.

"Bereit für die nächste Tortur?"

Diesmal nickte ich nicht.

"Ich habe dich was gefragt. Also antworte gefälligst", knurrte er und steckte die Waffe ein, wie, als wäre nie was gewesen.

"Nein."

"Und wieso nicht?"

Ich zuckte mit den Schultern: "Weil ich heute keine Lust darauf habe? Was weiß ich."

"Die Dame hat auch noch Humor", Riccardo grinste amüsiert und biss sich dabei auf die Unterlippe.

"Du machst mir keine Angst. Quäl mich soviel du willst, es macht keinen Unterschied."

Sofort packte er nach meinem Hals und drückte aggressiv zu.

Ich rang nach Luft und röchelte.

Dieses miese Schwein!

"Du redest, wenn du aufgefordert wirst, Schlampe. Ist das klar?"

Bin ich nicht mehr sein Sonnenschein?

Ich wollte ja nicken, aber ich lief rot an und konnte mich kein Stück rühren. Riccardo ließ ab und ich fing heftig zu husten an. Währenddessen lief er zum Tisch und holte ein dumpfes Messer hervor.

Ein billiges Küchenmesser, dessen Klinge so dünn war, dass sie sich leicht verbog.

Ich wusste, dass das schmerzhafter sein würde als gestern. Denn gestern war das Messer wenigstens scharf.

"Das sieht doch vielversprechend aus", hörte ich ihn murmeln, während er mir den Rücken kehrte.

"Wo bin ich?"

Keine Antwort.

Ich riskierte viel, da ich wieder unaufgefordert los quasselte. Aber ich musste ihn aufweichen lassen. Er nahm meine Gleichgültigkeit gegenüber der Folter gar nicht ernst und führte seine Tortur konsequent durch. Jetzt musste ich mich schleunigst selbst retten.

"Ich weiß, dass du mich nicht hasst. Und ich weiß, dass du mich nicht reden hören willst, aber du musst mich jetzt anhören."

Er rührte sich nicht und tat auf beschäftigt, weil ihm seine Messerwahl wohl doch noch nicht so ganz gefiel. Ich hatte nur die Sicht auf seinen Rücken.

R O M E R O II [Riccardo Mancini]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt