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Riccardos POV:

Fuck. Erleichterung war kein Ausdruck. Tausend Steine fielen von meinem Herzen ab. Ich rang mit mir selbst, mich dieser Schande zu unterziehen. Mit dem heutigen Gedanken hätte ich mich Valencia tausend Mal vor die Füße geschmissen.

Privat.

In ihrem alleinigen Beisein.

Aber nicht vor dem ganzen Haufen Romero.

Ich hätte es nicht als Schande empfunden, die Sätze unter vier Augen auszusprechen.

Julian, der Bastard, zwang mich dazu und zugebenermaßen fühlte ich mich jetzt entlastet.

Schein gut zu tun, gefühlsoffen an die Sache ranzugehen.

Ich lächelte auf dem Weg zum Gästezimmer.

Gewöhne ich mich vielleicht irgendwann daran?

Unwahrscheinlich.

"Das sind, ehm, eure Zimmer", Rebecca kaute auf ihre Nägel, als sie die Tür zu einer Suite öffnete. Es war ziemlich großzügig ausgestattet, die Dame hatte einen guten Stil beim Einrichten, das musste ich ihr lassen.

Rebecca wollte sich schleunigst aus dem Staub machen, und das, obwohl Julian bei uns war. Vermutlich meinetwegen.

Ich hielt sie am Arm fest.

Und war selbst ein wenig überrascht.

Scheinbar konnte ich jede Frau einfach berühren.

Sie blinzelte mich an.

"Ich muss mich genauso bei dir entschuldigen, Rebecca. Auch wenn du meine Entschuldigung nie annehmen wirst, die bin ich dir schuldig. Du hast meinen Respekt, ich sehe dich an seiner Seite", ich nickte in Julian Richtung, "Ich- Ja. Das wollte ich dir nur sagen."

Sie lächelte schief. 

"Was?", ich ließ sie los.

"Ich verzeihe dir nur, wenn Valencia dir verzeiht. Gib dir also ein bisschen mehr Mühe", sie zwinkerte und verschwand um die Ecke.

Julian lachte sich einen weg. 

"Hör auf zu lachen, Arschloch."

"Die hat's dir gegeben, padrino."

"Ja, ja", es trat schon Qualm aus meinem genervten Kopf, als ich hineintrat und Julian mir hinterher hoppte. 

"Wo ist Valencias Zimmer?"

"Ich glaube eine Etage über uns. Sollte ich mich erkundigen?"

"Keine Chance. Ihr Gunman hält sich hinter der Tür auf. Ich komme unmöglich unbemerkt da raus."

"Da nicht, aber hier schon", Julian stand am Fenster und zog die Gardine zur Seite.

"Nicht schon wieder", seufzte ich, "Klettern ist wirklich nicht meins."

"Aber dein Besitztum abgeben schon?", meine rechte Hand drehte sich wieder um, lehnte sich mit dem Gesäß an die Fensterbank und schränkte die Arme ein.

"Komm schon, das war clever."

"Du wusstest, dass sie ablehnen würde?"

"Klar."

"Verarsch mich nicht, Riccardo. Das hier ist kein Witz, verstehst du? Es geht um so viel mehr, als um euch."

"Ich- Ich weiß", ich raufte mir die Haare, "Ich ging das Risiko ein. Irgendwie musste ich ihr Vertrauen gewinnen, wenigstens ein Stückchen. Ich bin scheiße froh, dass das nicht nach hinten los gegangen ist. Sieh die Sache als vergangen."

R O M E R O II [Riccardo Mancini]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt