~28~ [6/8]

1.5K 101 60
                                    

Zurück in der Gegenwart.

Valencias POV:

"Nein! Nein? Wie- Ich verstehe nichts", meine Stimme brach ab und ich fuhr heiser fort. Die folgenden Worte richtete ich an Julian, "Du-du hast überlebt?"

Mir blieb die Spucke aus.

Ich träume.

Ich muss träumen.

Das ist nicht real.

Das darf es nicht.

Nein, er lebt nicht.

Ich habe ihn erschossen.

Es selbst gesehen, das ganze Blut.

Ich habe mich die vergangenen Wochen verdammt nochmal nicht umsonst dafür gehasst!

Riccardo grinste in sich hinein, er stand plötzlich neben mir und schickte ein Luftkuss in meine Richtung, "Ich bin gleich wieder da, dann machen wir da weiter, wo wir aufgehört haben", er lief zur Tür und schaute sich über die Schultern, "Du hast zehn Minuten mit ihr."

Ich rüttelte an den Handfesseln, auch wenn es nichts brachte.

Ich war verängstigt. Wie ein scheues Kind. Wollte mich am liebsten in die Ecke verkriechen, die Augen zuhalten und hoffen, dass mein Gegenüber mich dann auch nicht sehen konnte.

Aber das war die knallharte Realität.

Vor mir stand Julian.

Atmend und quicklebendig.

Er kam mir näher und ich schüttelte verschreckt den Kopf.

Er soll mir bloß nicht näher kommen.

Bestimmt ist es sein Geist.

Würde er nicht mit den Augen blinzeln, würde ich glatt behaupten, dass die Toten mich nun verfolgen würden.

Er stand vor mir und beobachtete mich. Sprach kein Wort und wartete ab, wie ich reagieren würde. Mein Brustkorb ging auf und ab, wie verrückt hechelte ich meine vorderen Strähne von meinem Gesicht und starrte ihn an.

Viele Sekunden vergingen, vielleicht auch Minuten, als ich langsam zur Besinnung kam.

Er hob die Braue.

Und ich öffnete den Mund.

Daraus kam etwas, womit Julian wahrscheinlich nicht gerechnet hatte.

"Heilige Scheiße, ich bin so froh, dass du überlebt hast."

Seine Kinnlade fiel ihm herunter.

"Was schaust du mich so an?"

"Das meinst du nicht ernst?"

"W-wieso nicht?", jetzt war ich verwirrt.

"Naja, weil das jetzt unerwartet kam. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet, du hast mich immerhin angeschossen?"

"Ich hatte nie was gegen dich, du standest...ungünstig. Tut mir leid, Julian. Und du bist wieder top fit?"

"So sieht's aus", seine Mundwinkel zuckten und schon lächelte er.

Trotzdem sah ich diesen Verband um sein Brustkorb.

"Dem Himmel sei Dank."

Er ist mir gar nicht sauer?

Doch, vielleicht schon.

Er ist nur gefasst. Das bewundere ich an ihm am meisten.

"Ich bin hier, um mit dir etwas zu besprechen."

R O M E R O II [Riccardo Mancini]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt