~35~

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"Was?! Ein Junge?!", Julian übersah eine Treppe beim Aufstieg und drohte fast, die restlichen Treppen hinab zu rollen.

Ich hätte mich bestimmt nicht beherrschen können und gelacht.

"Du weißt schon, das Geschlecht mit dem Pipimann da unten."

"Fuck!", hörte ich Julian sagen.

Höh?

"Zu fluchen steht dir überhaupt nicht", gestand ich mit weit aufgerissen Augen.

"Valencia", er joggte hinauf und hielt mich an den Schultern fest, "Hast du eine Ahnung was das bedeutet?"

"Nein?", ich blinzelte ihn unsicher an.

"Riccardo wird sie- ich meine ihn- an sich reißen und nur vor Augen haben, dass er sein Nachfolger wird. Maledetto [ital.: Verflucht]!"

"Wir sind am Arsch", bange schüttelte ich den Kopf.

"Nein. Nein, auf keinen Fall. Wir sind nicht am Arsch, verstanden Valencia? Wir sind nicht am Arsch."

Ich fuhr mir über die Lippe und nickte hastig.

"Hör zu. Du musst deinen Vater stürzen und eine ebenso mächtige Stellung einnehmen wie Riccardo. Nein, eine größere. Gib Riccardo nicht die leiseste Chance, dir das Kind wegschnappen zu können. Er wird ihn sonst dressieren wie ein...Tier. Du musst standhaft bleiben und...und dein Imperium auf das Maximum ausbreiten, damit er sich nicht einmal traut, an Spanien zu denken. Ich weiß nie, was mit mir passieren wird, aber schreib dir das hinter die Ohren. Kapiert? Das ist die einzige Möglichkeit, dein Baby zu schützen, hast du mich verstanden, Valencia?"

"Okay. Alles klar", ich war wie überwältigt von seinen Worten. Eher wie plattgefahren. Tausend Szenarien spielten sich vor meinem Auge ab.

"Und falls irgendjemand fragt, diese Sachen hast du nicht von mir", rief er noch und rieb sich überlastet die Stirn, während ich eilig hinterher hastete. 

Er redete mit sich selbst, murmelte vor sich hin. Ich war völlig Luft für ihn.

"Das heißt...Er wird die beiden Kartelle mit seiner bloßen Existenz vereinen...Also wenn das so ist...Gut, das könnte beides heißen. Krieg oder Frieden. Und bei Krieg hieße es, dass er als erstes....hmm...." 

"Julian."

"Er wird der Nachfolger von ihr...Aber auch Riccardos...Das ist alles so, so....Ich weiß auch nicht...Bestimmt wird es offensichtlicher, wenn..."

"Julian!"

"Was?", erschrak er plötzlich, bremste ab und drehte sich zu mir. Beinahe wäre ich in ihn rein geknallt, aber er hielt mich an den Armen fest.

"Entspann dich, man!"

"Was ist, wenn es doch ein Mädchen ist, wie hoch sind die Chancen?"

"Unmöglich, das war ein Bluttest. Dieser Test ist ausschlaggebend, keine Sache eines Ultraschalls."

"Okay. Okay, alles klar...", er nickte berechnend.

"Entspann. Dich. Bitte", ich sah ihn unter einem ernsten Blick an.

"Ich hab's. Es ist doch eigentlich logisch", er hob wissend den Zeigefinger in die Luft.

"Und was?", ich schränkte die Arme ein.

"Dein Junge ist nicht die Schwachstelle dieses Konzeptes. Er ist deine größte Stärke, dein Ass im Spiel gegen Riccardo. Was nicht heißt, dass er nur Zweck zum Mittel ist. Aber mit deinem Baby an deiner Seite hast du noch viel mehr Macht. Und noch viel mehr Anspruch. Auf gewisse Dinge, auf die du bisher keinen hattest. Und vielleicht auch Generationen vor dir nicht...wenn du weißt, was ich meine. Erweitere dein Blick und erweitere dein Grenzen. Mehr kann und sollte ich dir wirklich nicht sagen."

Ach du heilige Scheiße.

Ich konnte nicht vermeiden, dass mir das Herz schneller schlug.

"Ich habe genau verstanden, was du mir rätst."

"Denk dran. Sieh ihn nicht als Schwachstelle, als Hürde. Sondern als eine Chance der höheren Sicherheit für dich und für euch. Der...höheren Macht. So und jetzt lass uns gehen, bevor ich noch mehr erzähle und morgen meinen Job los bin. Eigentlich arbeite ich für die andere Seite."

Ich musste lächeln.

Ich hakte mich bei ihm unter und wir liefen zurück ins Motelzimmer.

Rebecca lag immer noch da und schlief seelenruhig. Sie hatte sich nicht einmal gerührt.

Wir legten uns genauso hin, wie vorher. Nur, dass Julian jetzt auf dem Rücken lag und Richtung Decke schaute. Er drückte den einen Arm unter Rebeccas Schulterblättern hindurch, sodass sie sich im Schlaf zu ihm drehte und in seiner Umarmung lag. Das eine Bein legte sie über seinen, ihre Hand ruhte auf seiner Brust.

Julian hat Recht.

Ich muss aus dieser Angststarre raus kommen.

Ich bin nicht mehr im Kerker.

Nicht in Riccardos Gefangenschaft.

Und Riccardo wird nun sehen, was er davon hat, dass er mich gequält hat. 

Ich versuchte nicht daran zu denken, aber automatisch sprudelten die Gedanken so daher.

Ich wollte so gerne abschalten.

Und endlich zur Ruhe kommen, aber ich konnte einfach nicht.

Bis ich eine warme Hand spürte. 

Auf meinem Bauch.

Ich spähte zu meiner Linken und Julian blickte mich an.

Es war seine Hand.

"Ich werde dich beschützen. Euch beschützen. Mach dir keine Sorgen, euch wird nichts passieren."

Danke formte ich mit meinen Lippen.

Seine Worte waren wie ein Gebet für mich. Ich saugte den Inhalt auf und glaubte ihn, ohne mit der Wimper zu zucken.

Mein Kopf war nun frei von den lästigen Gedanken.

Ich drehte den Kopf auf die andere Seite, schloss die Augen und binnen zwei Minuten war ich weg.

Julian ist soooooooooooooooooo süß. Ich liebe ihn. Wieso ist er nur fiktiv? Manno. Mk

P.S.: Vorbei ist's mit Valencias Unschuldsmiene. Immerhin reden wir hier von Valencia. Muhahahaha

R O M E R O II [Riccardo Mancini]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt