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Valencias POV:

"Diese Kleingeräte sind alle die selben", ich rollte die Augen und schob den Toaster von mir weg. Geräuschlos rutschte das Teil über die Arbeitsplatte seiner dreifach größeren Kücheninsel, wie meine. 

Es war klar, dass Èlian mein kleines, feines Häuschen nicht gefiel. Nicht, nachdem ich gesehen hatte, in welchem Anwesen er lebte. Wenn sich später entpuppen würde, dass er ein Prinz sei, wäre es mir auch Recht. 

"Machst du Witze? Okay, pass auf", er schob ein Toast in den Schlitz und hielt auffordernd den Zeigefinger in die Luft, "Dann sieh dir das mal an."

Eine gute Minute starrte ich auf den Toaster, weil ich nicht wusste, worüber ich mit Élian reden sollte. 

Irgendwann gab das Gerät ein Ping von sich und heraus kam ein perfekt getoastetes Toast.

"Und? Was ist schon dabei?"

"Warte doch", er schob den zweiten Toast hinein und wieder wartete ich eine ganze Minute, ehe auch dieser hochsprang.

Er sah genauso aus, wie sein vorheriges Testobjekt. 

"Und jetzt?"

"Ich bitte dich, Valencia. Hast du jemals einen zweiten Toast genauso getoastet gekriegt, wie den ersten? Der zweite verbrennt immer, wenn man die Temperatur manuell nicht runter stellt! Das ist quasi ein Naturgesetz."

Ich musste einfach kichern. 

Élian hatte Recht behalten. Er fragte mich um meine Vergangenheit nicht aus. Und ich war dankbar dafür. Irgendwie schien ich überall, wo ich mich aufhielt, einen treuen Begleiter zu haben. Akil in Valencia-City und jetzt Élian hier in Cannes. Aber Élian war nicht Akil. Ganz und gar nicht. Akil war wie der jüngere Brüder, den ich nie hatte. Élian war an erster Stelle älter als ich und noch halb fremd. Ihn würde ich sicherlich niemals als Bruder betiteln.

"Ich bewundere, dass du so leidenschaftlich sein kannst bei...Küchengeräten."

"Das klingt danach, als wäre ich langweilig."

Nicht langweilig. Sondern normal.

"Das bist du nicht. Du gibst dich deiner Passion hin. Das ist irgendwie...echt schön."

Seine Augen funkelten leicht, seine Mundwinkel hoben sich.

"Im Übrigen hast du ein tolles Haus", ich biss in den Toast hinein.

"Ist ganz in Ordnung", entgegnete er bescheiden, "Wenn du magst, zeige ich es dir."

"Dein Haus? Mir?"

"Klar, warum nicht?", er streckte die Hand nach mir aus und widerwillig, doch letzten Endes nachgiebig legte ich meine Hand hinein und folgte ihm von Zimmer zu Zimmer. Wir starteten oben und arbeiteten uns hinunter bis in den Keller. 

Zugegeben, ich war schon ein wenig paranoid. Weil meine Gangsterseite befürchtete, er würde mich jetzt hier im Keller in irgendeinem kahlen Raum einsperren.

Er ist  n i c h t  Riccardo!

Als wir dann vor seinem Indoor Pool standen, verflogen jegliche Zweifel.

Ein stinknormaler Unternehmer.

Zufriedener kann ich gar nicht sein.

"Natürlich, der Pool. Ich habe mich schon gefragt, wo der ist. Aber ich bin enttäuscht. Wo ist die Sauna, Élian?"

Er kratzte sich verlegen an den Kopf.

"Nicht dein Ernst?"

"Jap."

"Wo?"

"Direkt nebenan."

"Natürlich, wo denn sonst?", murmelte ich. Ich drehte den Kopf und meine Augen verloren sich auf der ruhigen, spiegelnden Wasseroberfläche. 

"Èlian?"

"Hmm?"

"Glaubst du ich bin...giftig?", ich ließ den Blick auf dem Wasser verweilen.

"Was meinst du?", er machte einen Schritt auf mich zu, aber ich ging nicht näher ins Detail.

Ich sah ihn an.

"Bin ich giftig?"

"Ich weiß immer noch nicht, wie ich das verstehen soll."

"Naja, was wäre denn ein giftiger Mensch für dich?"

"Ein Mensch, der eine regelrechte Gefahr für andere ist, nehme ich an?", er hob verwirrt die Braue, "Seine Seuche ist übertragbar und man sollte sich vielleicht von diesem Menschen fernhalten?"

Toll.

Ich fühlte mich in seiner Wortwahl bestätigt.

"Genau das bin ich. Für dich und für den Rest der Menschheit", flüsterte ich und sah wieder hinüber zur Wasseroberfläche.

"Was erzählst du denn da für einen Schwachsinn?", ich spürte, wie Élian seine Hand an meine Taille legte, doch bevor ich mich darauf einlassen konnte, gab er mir so einen heftigen Stoß, dass ich es nicht vermeiden konnte, laut plätschernd ins Wasser zu stürzen.

Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit.

Wasser spuckend tauchte ich auf und schob mir die nassen Haare aus dem Gesicht. 

Im selben Moment sprang Élian hinein, ein weiteres Plätschern folgte und eine Riesen-Wasserwelle überfiel mich.

"Was soll das?!", ich klang halb wütend und halb lachend. 

Er tauchte auf und grinste frech. 

Er zog sich das Haargummi ab, das sowieso nur noch halb hing und seine glatten, schulterlangen Haare fielen hinab.

Wieso sah er so verdammt gut aus?

"Du bist nicht giftig, schau wie viel Spaß ich mit dir habe."

"Ha. Ha. Du bist der Spaßmacher. Nicht ich."

"Und du lachst. Jemand, der lacht, kann unmöglich giftig sein."

Ich lächelte erwidernd.

Ein paar Sekunden war es still um uns.

"Und ich mag, wenn du lachst", fügte er hinzu.

Mein Puls beschleunigte sich, als er einen Schritt auf mich zu machte. Und einen zweiten. Und noch einen. Warm schlug das Wasser auf und ich wollte am liebsten flüchten, wenn das Waser mich in diesem Moment denn nicht lähmen würde.

Er griff nach meiner Hand, stand unmittelbar vor mir und schaute auf mich herunter, da ich einen halben Kopf kleiner war als er.

Dann küsste er mich. 





R O M E R O II [Riccardo Mancini]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt