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Mein Name stand für Stärke. Für Tapferkeit. Für eine gesunde Seele. Ich musste rational handeln und Mut beweisen. 

Aber mein Kopf war nicht mehr wie früher, ich hatte zu viel erlebt. Dieses Mal lag der Schwerpunkt meiner Entscheidungen auf etwas anderes. Schnell zu sein und trotzdem vorsichtig vorzugehen, ich durfte keine weiteren Opfer bringen.

Daher wartete ich lange genug, bis ich sicher war, dass Élian eingeschlafen war. Bewusst schliefen wir heute bei mir zuhause. Ich zog die Decke über ihn und checkte mein Handy.

Von Akil gab es keine einzige Nachricht. Das letzte waren seine Versprechungen, dass er alles für mich tun würde, um mich in Sicherheit zu wiegen.

Wehe du tust etwas Unüberlegtes. Lass es sein! Ich breche heute Abend noch auf. Zusammen hauen wir ab. Ich brauche dich. Lebend. V

Unbemerkt stand ich auf und lief zu meinem Kleiderschrank. Leise schob ich die Schiebetür auf und zog den Koffer an mich. Ich kleidete mich mit einer schwarzen Kapuzenjacke und einem schwarzen Cap. Die Cap zog ich mir so tief runter, dass man spärlich meine Augen erkennen konnte.

Ich wusste, dass ich nicht einfach unbemerkt zu Akil gelangen würde. Ich würde vor Riccardo flüchten. Schon wieder.

Ich konnte nur zu Gott beten, dass er Élian nichts antat, dass er meine heutige Flucht nicht wittern würde. Ich hatte hier kaum was bei mir, am aller wenigsten Unterstützung. Ich sah mir über die Schulter und betrachtete diesen schlafenden Mann. Es fühlte sich wie eine Entscheidung an. Hier bleiben und Élian beschützen, oder losziehen und Akil davor aufhalten, irgendeinen Mist zu tun. 

Mein Herz schlug für Akil. 

Natürlich tat es das.

Außerdem musste ich mich darauf vorbereiten, wie ich mich verhalten würde, wenn ich in Valencia City auftauchen würde. Ich war Ewigkeiten nicht mehr dort und ich hatte auch nicht vor, in naher Zukunft dort aufzukreuzen. 

Und jetzt musste ich es.

Ich nahm den Koffer in die Hand und lief die Treppen hinunter. Meine Haustür gab immer ein Sicherheitspiepen von sich, wenn ich diesen ab einer bestimmten Uhrzeit öffnete. Also entschloss ich, von der Küche aus aufzubrechen, um nicht Gefahr zu laufen, Élian zu wecken.

Ich schleifte den Koffer auf seinen tonlosen Rollen zur Terassentür und öffnete sie. 

Auf der Kücheninsel entdeckte ich meine Messer und entschied, einen mitzunehmen. Ich hielt das Messer in der Hand, hatte es noch nicht eingesteckt, als etwas Unerwartetes passierte.

"Was wird das?"

Ich fuhr zusammen.

Und riss den Körper  in die Richtung der Küchentür. In der Élian mit eingeschränkten Armen stand.

"Élian...w-was machst du denn hier?"

"Ich bin wach geworden. Hab heute nicht den ruhigsten Schlaf."

Ich versuchte noch, den Koffer hinter meinem Rücken zu verstecken. Vergebens.

"Valencia, es ist nicht wirklich das, wonach es aussieht, oder?"

Ich seufzte.

"Das ist nicht dein Ernst?", seine Stimme barg Entsetzen.

R O M E R O II [Riccardo Mancini]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt