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Valencias POV:

"Was heißt das, dass Rebecca verschwunden ist?", beunruhigt verlagerte ich mein Gewicht von einem auf dem anderen Fuß und knabberte nervös an meine Nägel.

"Ich kann es dir nicht sagen, aber ich kann sie nicht mehr ausfindig machen. Es ist, wie, als wäre sie untergetaucht."

"Shit!", rief ich ins Telefon, "Was, wenn sie sich etwas angetan hat? Das ist alles meine Schuld!" 

Ich wollte am liebste heulen.

"Hör auf alle Verantwortung auf dich zu ziehen."

"Ich habe Julian getötet!", gab ich halb schluchzend und halb aufgebracht von mir.

"Das war Selbstschutz. Du wurdest in die Enge getrieben."

"Ich werde es mir nie verzeihen können, wenn sie sich was angetan hat. Nie, hörst du?!"

"Ich habe dich angerufen, weil ich will, dass du vorsichtig bist. Ich will morgen nicht aufstehen, einen Blick auf meinen Computer werfen und bemerken, dass ich auch dich nicht finden kann."

Ich nickte, auch wenn er es nicht sah. 

"Bleib wo du bist, da scheint es mir momentan am sichersten zu sein. Bei dem kleinsten Funken Zweifel, ziehst du direkt weiter. Ich werde dir anonym die Koordinaten deines nächsten Standortes zukommen lassen. Du nimmst nichts mit, verstanden? Ich werde dafür sorgen, dass dir an nichts fehlt."

Jetzt war ich auch noch voller Hass. Zähneknirschend sprach ich in den Hörer.

"Das ist alles die Schuld meines Vaters. Er hat mich in diese Rolle gesteckt und mir nie erlaubt ich selbst zu sein. Und letzten Endes habe ich selbst geschissen. Ich will ihn tot sehen, Akil. Tot."

Ich hörte ihn aufseufzen.

"Es schmerzt dich so zu hören. Ich ertrage es nicht, wenn dir irgendjemand Leid zufügt."

"Er muss sterben, verstehst du?", triefend setzte ich mich ans Bettrand und ließ die Tränen fließen.

"Pass auf dich auf, mi Valencia. Te quiero [span.: Hab dich lieb]."

"Te quiero", antwortete ich erschöpft, schon hing er am anderen Ende der Leitung auf. 

Élian kam ins Zimmer gelaufen und schnell trocknete ich mir die Tränen.

"Ich habe dir was- Hey, was ist los?"

Ich sprang zu hektisch auf und bemühte mich um ein gefälschtes Lächeln. Vermutlich sah ich eher wie ein verkrampfter Psycho aus, der ein Clownlächeln aufbrachte.

"Nichts."

"Doch, du...hast geweint."

"Es ist nichts", sein Blick fiel auf das Handy in meiner Hand und gleichgültig warf ich es auf das Bett, "Du wolltest mir was sagen?"

"Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst, Valencia. Bitte verschließe dich nicht. Verschließen geht in der Regel immer nach hinten los."

Wenn Riccardo die Situation mit diesen Worten angegangen wäre, wäre ich jetzt sicher nicht hier.

Seine Worte beruhigten mich, seine Stimme jedoch, versetzte mich in eine Art Trance. In der ich lernte, wieder zur Ruhe zu kommen. Wieder normal zu sein. Es war wie Hypnose.

Und ich war dankbar für Élian. 

Ich hätte mir ohne ihm wahrscheinlich schon die Kugel gegeben.

"Danke, Élian", ich gab ihm einen Kuss und diesmal lächelte ich aufrichtig. 

Er zog mich in seine Arme und sein Herzschlag spürend, begann ich mich wieder vollkommen zu beruhigen. 

Riccardo hatte all meine Geduld, Konzentration und meine Kontrolle zunichte gemacht.

Élian schaffte es, dass ich sie wieder zurück erlangte.

Aber ich würde für immer innerlich gebrochen sein, da war ich mir sicher.

In mir war was kaputt gegangen.

Ich sah ihn wieder an: "Also, was wolltest du sagen?"

Er flitzte aus dem Zimmer und kam mit einer riesigen Schachtel wieder zurück. Sie war mit einer feinen dunkelblauen Schleife verschlossen gehalten. 

Ich hob die Braue und starrte nur auf die Schachtel.

"Das ist für dich", er drückte ihn mir in die Arme und ich setzte mich ans Bettrand. Er sich gleich neben mich.

Aufgeregt kratzte er sich an den Kopf.

Ich zog die Schleife auf und öffnete den oberen Deckel dieser Schachtel. Ich entfaltete ein gelbes Kleid. Ich hob es an und hielt es mir vor. Es war kurz und vor allem war es eng.

"Wieso hast du dieses Kleid geholt?"

"Ich habe doch nächste Woche dieses Geschäftsessen. Und ich wollte dich hiermit fragen, ob du mit mir mit kommen möchtest."

Mehr Menschen.

"Keine so berauschende Idee."

"Wieso nicht?"

"Weil ich....ich kenne da niemanden. Ich würde mich da nicht zurecht finden."

"Glaubst du ich kenne die ganzen Partnerinnern der anderen Männer? Dieses Meeting ist einfach nur verdammt wichtig, es werden potenzielle Sponsoren für mein Unternehmen präsent sein."

Ich warf das Kleid wieder zurück in die Schachtel und strich mit den Fingern über den feinen Stoff.

Élian setzte sich vor meinen Knien im Schneidersitz auf den Boden: "Aber ich kann natürlich verstehen, wenn du da nicht hingehen möchtest. Ich werde dich nicht zwingen, deinem Ich-muss-untertauchen-Plan im Weg zu stehen."

Bei seinen Worten riss ich die Augen auf und schlug ihm mit meiner Hand gegen seine Schulter: "Idiot!"

"Charmeur", zwinkerte er und ich lächelte ihn an.

"Fein, ich komme mit. Aber nicht in diesem Kleid."

"Ehrlich? An dem Kleid hat es also gescheitert? Ich muss einen grauenhaften Geschmack haben", er blickte das Kleid gespielt vernichtend an. 

"Nein, ich mag den Schnitt nicht. Und momentan auch keine farbenfrohen Kleider."

Whaaat? Die Autorin beendet ein Kapitel ohne ein herzinfarktmäßiges-ultraspannendes-Wie-soll-ich-bis-zum-nächsten-Kapitel-warten-Ende? Mk

P.S.: Vergesst ja nicht den Vorsprung auf unbekannter Zeit aus dem vorherigen Kapitel!

R O M E R O II [Riccardo Mancini]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt